Geldblog: Leserfrage zur dritten SäuleSoll ich weiterhin gestaffelt investieren oder pausieren?
Angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren werden die Finanzmärkte weiter unter Druck bleiben – dennoch dürfte sich bei der Säule 3a eine Investition in Fonds auszahlen.
Ich habe im letzten Jahr damit begonnen, meine Säule 3a in Aktien zu investieren und bin nun unsicher, wie ich weiter verfahren soll. Bisher habe ich mich monatlich mit circa 1000 bis 2000 Franken eingekauft. Bin 39 Jahre alt, habe zwei Säule-3a-Konti bei Frankly, jeweils bereits circa 12'000 Franken angelegt mit dem höchsten Risiko und 95 Prozent Aktien. Noch circa 26'000 Franken habe ich nicht investiert. Gebühren von 0,45 Prozent zahle ich auf beide Teile, investiert und nicht investiert. Die investierten Anteile liegen aktuell 1,3 Prozent im Minus. Soll ich monatlich weiter investieren oder vorerst abwarten? Mich schmerzen die Verluste, gleichzeitig möchte ich aber auch auf tieferem Niveau kaufen, sonst macht die Stückelung ja keinen Sinn. Was meinen Sie? Leserfrage von A.M.
Aus meiner Sicht haben Sie es gut gemacht, dass Sie Ihr Säule 3a-Geld gestaffelt investieren und nicht gleich den gesamten Betrag auf einmal angelegt haben. Wir alle wissen nicht, wie sich die Finanzmärkte in nächster Zeit entwickeln werden. Wir wissen lediglich sicher, dass die Märkte mit vielen Unsicherheitsfaktoren konfrontiert sind – allem voran mit dem Krieg in der Ukraine, der hohen Inflation in den USA und Europa und den steigenden Zinsen im Zuge der verschärften Geldpolitik zunächst in den USA und zunehmend auch in Europa. Ich rechne damit, dass die Märkte wegen diesen Unsicherheitsfaktoren noch einige Zeit unter Druck bleiben werden.
Die grosse Frage ist, inwieweit die globale Konjunktur unter dem Krieg in der Ukraine und den weiteren Unsicherheitsfaktoren, zu denen auch nach wie vor Corona dazukommt, leiden wird. Je nach Szenario wird die Weltwirtschaft und besonders die Wirtschaft in Europa mehr oder weniger belastet. Bei einem abrupten Stopp der Gaslieferungen aus Russland nach Europa würde die europäische Wirtschaft wohl in eine Rezession fallen. Da gleichzeitig die Teuerung anzieht, würden wir in Europa dann eine Stagflation erleben – also eine schrumpfende Wirtschaft mit steigender Teuerung. Das wäre für die Finanzmärkte negativ und dürfte auch Ihre Vorsorgefonds mit einem hohen Aktienanteil belasten. Gerade weil wir nicht wissen, in welche Richtung sich die Märkte künftig bewegen, ob sie sich rasch erholen oder allenfalls noch viel mehr tauchen, halte ich ein gestaffeltes Investment für sinnvoll.
In der Vergangenheit ist man indes als Anleger gut gefahren, wenn man nicht vom schlechtestmöglichen Szenario ausgegangen ist.
Natürlich verstehe ich, dass es Sie schmerzt, wenn Ihre Fondsanlagen im Minus sind. Wichtig ist aber, dass Sie sich eine langfristige Strategie setzen. Die kurzfristige Perspektive bringt in der Altersvorsorge nichts und macht sie nur nervös. Da braucht es wenig und man lässt sich von seinen verständlichen Emotionen leiten und wirft seine Strategie über den Haufen. Doch im Rahmen der Säule 3a investieren Sie nicht kurzfristig, sondern besonders langfristig. Sie haben einen Anlagehorizont von mehr als 20 Jahren bis zu Ihrer Pensionierung. Auf eine solch lange Zeit hinaus haben Sie eine gute Chance, dass sich Ihre Aktienfonds selbst nach einem noch stärkeren Taucher wieder erholen und Sie unter dem Strich mehr auf der hohen Kante haben.
Eine Garantie dafür haben Sie allerdings trotz des langen Anlagehorizontes nie. Sollte der Krieg in der Ukraine eskalieren und Atomwaffen zum Einsatz kommen, was wir uns nicht einmal vorstellen wollen, müsste mit einem weltweiten Abschwung und einem historischen Crash gerechnet werden. In der Vergangenheit ist man indes als Anleger gut gefahren, wenn man nicht vom schlechtestmöglichen Szenario ausgegangen ist, sondern auch die Gewinnchancen und eine mögliche Erholung mitberücksichtigt hat. Wichtig ist, dass Ihre Anlagestrategie Ihrer Risikobereitschaft wirklich entspricht.
Wenn es Ihnen nicht wohl ist, können Sie mit Ihren Anlagen auch mal aussetzen oder pro Monat einen kleineren regelmässigen Betrag investieren. Oder Sie können auch Fonds mit einem geringeren Aktienanteil nutzen. Ich würde in Ihrer Situation aber weiter in erster Linie in Aktienfonds gestaffelt investieren, da diese auf lange Zeit von mehr als 20 Jahren die höchsten Renditechancen versprechen. Wenn Sie das Geld auf dem Konto lassen, haben Sie keinen Zins und zahlen trotzdem Gebühren. Wenn Sie investieren, tragen Sie zwar das deutlich erhöhte Anlagerisiko, haben aber gleichzeitig die Chance, langfristig eine attraktive Rendite zu erzielen.
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