Geldblog: Individuelle AltersvorsorgeSoll ich in die dritte Säule oder in die PK einzahlen?
Geldexperte Martin Spieler ordnet die Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten ein, um die Rente zu optimieren.
Soll man bei der Altersvorsorge, wenn man die Mittel hat, eher zuerst voll in die 3. Säule einzahlen oder zuerst freiwillig in die Pensionskasse? Bei meiner Pensionskasse habe ich die letzten drei Jahre einen kumulierten risikolosen Zins von 11 Prozent erhalten und auf meiner 3. Säule keine 2 Prozent. Dieses Delta finde ich schon bemerkenswert. Weiter bietet meine Kasse eine hervorragende finanzielle Sicherheit und im Todesfall erhält meine Frau sämtliche persönlichen Einkäufe zurück, neben allen anderen Todesfallleistungen. Wie sehen Sie das? Leserfrage von R.A.
Falls man die notwendigen Mittel hat, halte ich es für empfehlenswert, wenn man sowohl die steuerbegünstigte Säule 3a ausschöpft als auch freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse leistet. Und dies möglichst in mehreren Jahren hintereinander. Damit spart man einiges an Steuern. Nun entspricht dieses Szenario nicht den finanziellen Möglichkeiten der meisten Schweizerinnen und Schweizer. Viele sind nicht in der Lage nur schon den Maximalbetrag von 6883 Franken, den man in diesem Jahr als Angestellter mit Pensionskasse in die Säule 3a einzahlen darf, fürs Alter in die 3. Säule zu transferieren. Wenn man zusätzlich eine Lücke in der Pensionskasse hat, stellt man sich vielleicht die Frage, ob man lieber in die Säule 3a oder die Pensionskasse einzahlt.
Bei den Steuern kann man beide Einzahlungen vollständig in Abzug bringen. Allerdings muss man bei Pensionskasseneinkäufen daran denken, dass man sich das eingezahlte Geld frühestens drei Jahre später wieder als Kapital auszahlen lassen kann. Sonst verliert man den Steuervorteil.
Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten besteht aber darin, dass man bei der Säule 3a pro Jahr als Erwerbstätiger mit Pensionskasse aktuell nur maximal 6883 Franken einzahlen darf, bei der Pensionskasse aber bei vorhandener Lücke, die man anhand des Einkaufspotenzials auf seinem Pensionskassenausweis sieht, meist deutlich mehr pro Jahr. Bei der Pensionskasse kann man später entscheiden, ob man das Geld als Rente oder Kapital oder gemischt bezieht. Bei der Säule 3a indes muss man das Kapital beziehen. Einen Versicherungsschutz kann man auch bei der Säule 3a haben – muss sich diesen aber über eine Versicherungslösung einkaufen. Bei der PK hat man den Schutz automatisch.
Jungen Menschen mit langem Anlagehorizont von 20 oder 30 Jahren empfehle ich, günstige Vorsorgefonds mit einem hohen Aktienanteil zu nutzen.
Interessant ist der Aspekt der Rendite: Wenn man das Geld einfach auf seinem 3. Säule-Konto liegenlässt, wo es momentan kaum einen Zins abwirft, würde man mit einem freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse in den meisten Fällen auch anlagetechnisch besser fahren. Allerdings kann man nicht davon ausgehen, dass die Verzinsung bei den Pensionskassen immer so hoch ist wie etwa im letzten Jahr, als wir ein gutes Anlagejahr hatten. Immerhin: Wer viel Wert auf hohe Sicherheit legt, findet bei einer solid aufgestellten Pensionskasse meist ein gutes Risiko-Chancen-Verhältnis.
Allerdings kann man bei der Säule 3a anders als bei seiner Pensionskasse entscheiden, wie das Geld investiert wird. Jungen Menschen mit langem Anlagehorizont von 20 oder 30 Jahren empfehle ich, günstige Vorsorgefonds mit einem hohen Aktienanteil zu nutzen. So haben sie eine gute Chance, langfristig eine höhere Rendite zu erwirtschaften als bei der Pensionskasse, wobei dann auch die Risiken höher sind, was sich auf so lange Frist aber in der Regel stark relativiert. Einzahlen würde ich in eine Pensionskasse auch nur, wenn diese finanziell gut aufgestellt ist, wie dies bei Ihnen der Fall ist. Ansonsten würde ich die Säule 3a vorziehen.
Ein wichtiger Unterschied zwischen der Säule 3a und der Pensionskasse sehe ich bei dem leidigen Thema Umverteilung. In der 2. Säule – also bei den Pensionskassen – haben wir seit Jahren eine Umverteilung von den aktiv Versicherten zu den Rentnern. Eine solche haben Sie bei der Säule 3a nicht. Problematisch ist die Umverteilung in der 2. Säule insbesondere für Junge, da sie während vieler Jahre unter diesem für sie negativen Effekt leiden. Meist fliessen freiwillige Einkäufe in den überobligatorischen Teil, wo die Kassen die Verzinsung selbst festlegen können. Vor diesem Hintergrund würde ich als Junger zuerst die Säule 3a voll ausschöpfen und das Geld langfristig in Vorsorgefonds mit hohem Aktienanteil anlegen und erst mit zweiter Priorität in die Pensionskasse einzahlen.
Wenn jemand schon älter und über 50 ist, sind Pensionskasseneinzahlungen oft besonders attraktiv: Man verdient oft deutlich mehr und kann so mit einer höheren freiwilligen PK-Einzahlung seine Steuern deutlich senken. Auch kann man dann eher abschätzen, ob nachteilige politische Vorstösse in der Pipeline sind, welche etwa den Kapitalbezug aus der 2. Säule beschränken oder die Umverteilung in der 2. Säule noch ausbauen wollen. Letztlich sollte man aus meiner Sicht immer die individuelle Situation der Betroffenen analysieren und dann aufgrund der konkreten Umstände und anhand der Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten entscheiden, ob man eher zuerst in die Säule 3a oder bei vorhandenen Lücken eher zuerst in die Pensionskasse einzahlt.
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