Gesuch für ArmeeeinsatzSoldaten sollen die Jurassier boostern
Ein erster Kanton kann die grosse Nachfrage nach Boosterimpfungen nicht mehr bewältigen. Die jurassische Regierung bittet die Armee um Hilfe.
In normalen Zeiten sind die Jurassierinnen und Jurassier eher armeeskeptisch. In Pandemiezeiten kann sich diese Skepsis rasch verflüchtigen. Wie jetzt, wo sich die jurassische Regierung mit einem Hilfegesuch an Verteidigungsministerin Viola Amherd gewandt hat. In dem am 30. November abgeschickten Schreiben bittet der Jura um mindestens ein Dutzend Soldatinnen und Soldaten, die den Kanton für eine beschränkte Zeit beim Impfen unterstützen.
Das Ziel ist, allen Impfwilligen raschestmöglich eine dritte Dosis zu verabreichen. Regierungssprecher Jacques Chapatte sagte gegenüber Radio RTS: «Die Nachfrage nach einer dritten Dosis ist sehr gross und übersteigt unsere Kapazitäten.» Das einzige kantonale Impfzentrum in Courtételle soll darum durch ein zweites ergänzt werden.
Aus dem Jura sei ein entsprechendes Gesuch eingegangen, bestätigt Armeesprecher Daniel Reist. Aktuell wird die Anfrage im Bundesamt für Bevölkerungsschutz geprüft. Falls dieses die Notwendigkeit eines Armeeeinsatzes bejaht, landet das Gesuch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). «Erst dann kann allenfalls ein Einsatz der Armee eingeleitet oder das Gesuch abgelehnt werden», sagt Armeesprecher Reist.
Am Ende ist es der Bundesrat, der einen subsidiären Hilfseinsatz zugunsten eines Kantons formell bewilligen muss. Der Prozess sei weniger aufwendig, als dies den Anschein mache, sagt Reist. Falls nötig, könne «innert Stunden entschieden werden». Das sei schon zu Beginn der Pandemie so gewesen, als Angehörige der Armee die Kantone bei der Logistik, aber auch bei der Patientenpflege in den Spitälern unterstützten.
Auch das Wallis ist am Anschlag
Dass die Armee aktuell Kapazitäten für Hilfseinsätze hätte, ist dem Walliser Gesundheitsdirektor Mathias Reynard (SP) nicht entgangen. Er sieht seinen Kanton in einer ähnlichen Situation wie den Jura. Am Dienstagabend sagte er in der Westschweizer «Tagesschau»: «Wir haben genügend Impfstoff, aber unsere Impfkapazitäten sind beschränkt, und das Personal in den Impfzentren ist ausgelaugt.» Aus eigener Kraft schaffe man es nicht, allen Booster-Impfwilligen bis an Weihnachten eine dritte Dosis zu verabreichen. Aber bis zu den Festtagen müsse man alles geben, um möglichst viele zu boostern.
Reynard beantragte am Mittwochvormittag in der Walliser Kantonsregierung, ebenfalls ein Hilfsgesuch für einen Armeeeinsatz nach Bern zu schicken. Bei der Armeespitze war am Mittwochnachmittag aber weder ein Gesuch aus dem Wallis noch aus einem anderen Kanton eingegangen.
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