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Riesen-Freude statt Riesen-Krise
So wurde aus Geprügelten ein Spitzenteam

Champagnerlaune statt Demütigung: Marco Odermatt (links) und Gino Caviezel machen Sieger Lucas Braathen nass – und viele ihrer Konkurrenten.
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Sie zogen gedemütigt von dannen, als chancenlose Statisten im Spiel der anderen. Die Schweizer: die Geprügelten. Die Riesenkrise herrschte dann wieder im Riesenslalomteam. So war das, Jahr für Jahr, es ist noch nicht lange her.

Es ist der Auftakt in den Winter 2020/21: Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher ob Sölden. Im Ziel diese Szenen: Marco Odermatt, junger Nidwaldner mit blonden Haaren und breitem Lachen, wirft seine Ski beiseite, öffnet die Arme. Sein Ziel: Gino Caviezel, 28-jähriger Bündner, ein Mann mit schnellem Schwung und viel Geduld, der Durchbruch blieb ihm lange verwehrt.

Jetzt stehen die beiden auf diesem fast menschenleeren Gelände auf 2680 Metern über Meer, Arm in Arm, der Himmel leuchtet stahlblau über ihnen, die oft graue Felsenlandschaft neben der Gletscherzunge ist weiss gepudert von Schnee: der Kitsch ist perfekt. Zweiter und Dritter sind sie geworden beim ersten Rennen der Saison, einzig der junge Norweger Lucas Braathen war noch einen Hauch schneller. Doch das braucht sie an diesem Sonntag nicht zu kümmern. Es ist auch ihr Tag.

11 Jahre nach Cuche und Janka

Elf Jahre nach dem Triumph von Didier Cuche und Rang drei von Carlo Janka ebenfalls in Sölden haben es wieder zwei Schweizer auf ein Riesenslalompodest geschafft. Odermatt und Caviezel stehen damit für den Aufbruch ihres Teams, das derzeit vor Dynamik strotzt, in dem keiner klein beigeben will, sei es im Training oder beim Jassen. Und in dem die Stimmung doch freundschaftlich ist, sich jeder auch für den Erfolg des anderen freuen kann.

Der Wetteifer treibt die Gruppe nach vorne, jeden Einzelnen. Caviezel wäre kaum der strahlende Dritte, würden ihn die Jungen nicht täglich herausfordern. Odermatt und Loïc Meillard, beide 23, haben mächtig Bewegung ins Team gebracht. Der verletzungsgeplagte Justin Murisier, der einst als klarer Leader vorgesehen war, findet in ihrem Sog den Anschluss an die Weltspitze wieder, auch Thomas Tumler ist in diese schon vorgestossen. In Sölden wird Meillard Fünfter, Murisier Elfter, Daniele Sette, der Dauerkämpfer, der mit 28 endlich zum Weltcupteam gehört, Zwanzigster, Tumler verpasst um vier Hundertstel den zweiten Lauf.

Es ist ein Ergebnis, von dem die Ski-Schweiz noch vor drei Jahren nicht zu träumen gewagt hätte. Der Aufschwung hat auch mit Trainer Helmut Krug zu tun, der just damals das Team übernahm. 35 Jahre ist der Tiroler im Skizirkus, betreute die Schweden um Fredrik Nyberg oder Jens Byggmark. Er weiss, was es braucht. Vor allem Vielfältigkeit, das ist sein Ansatz. Er versucht, das in jedem Training umzusetzen, seine Athleten zu fordern. Sie sollen auch mindestens zwei Disziplinen bestreiten, «trainiert einer Tag und Nacht nur Riesenslalom, ist das irgendwann nicht mehr produktiv», sagt Krug.

Herausgeschlagene Zähne

Odermatt kann wie Caviezel auch im Super-G weit vorn mitfahren, Meillard im Slalom oder in der Kombination. «Ein guter Skifahrer», sagt Krug, «muss auch zu einem Slalom starten und technisch eine gute Figur machen können. Eine Disziplin befruchtet die andere.» Der Österreicher ist ganz gut gefahren damit, der Start in die Saison ist zumindest geglückt.

Nur einer sieht danach ziemlich lädiert aus: Murisier fehlen zwei Zähne, als er vor die Kamera tritt, ausgerechnet die Schaufeln. Swiss-Ski würde ja Masken zur Verfügung stellen, mit denen seine Athleten hinterher auftreten können. Der Walliser entschied sich anders: für eine mit Bart und herausgeschlagenen Zähnen. Dabei scheint die Zeit, in der die Schweizer im Riesenslalom die Geprügelten waren, endgültig vorbei.

Gruselmaske zu einem tollen Ergebnis: Justin Murisier, Spassvogel und Verletzungsgeplagter, wird in Sölden Elfter. 

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