Neuerung bei NavigationSo will Google Maps beim Spritsparen helfen
Die schnellste Route oder jene mit tieferem Treibstoffverbrauch? Autofahrende können sich vom Kartendienst neu auch über die ökologischere Strecke lotsen lassen.
Was soll ein Navigationsgerät leisten? Klar, es muss einen möglichst rasch ans Ziel bringen. Wer mit dem Auto unterwegs ist und sich von Google Maps lotsen lässt, hat bald eine weitere Option: Neu lässt sich damit nicht nur Zeit, sondern auch Energie sparen. Denn Google Maps berechnet jetzt auch die Strecke mit dem geringsten Kraftstoffverbrauch. Die neue Funktion wird in der Schweiz und in zahlreichen Ländern Europas am Mittwoch freigeschaltet.
Bis sie auf dem eigenen Gerät verfügbar ist, könnte es indes noch eine Weile dauern. Denn Google gibt die neue Funktion den Nutzerinnen und Nutzern in Tranchen frei, vermutlich, um Serverprobleme zu vermeiden.
«Wir prüfen, ob weitere Faktoren wie das Wetter berücksichtigt werden sollen.»
Beispiel für die neue Routenvariante: Für den Weg vom Katzensee nördlich von Zürich nach Wiedikon im Südwesten schickt Google die Nutzerinnen und Nutzer normalerweise über die Autobahn – also in einem grossen Bogen um Zürich herum. Denn so geht es am schnellsten, auch wenn die Strecke mit 18 Kilometern eher lang ist.
Künftig kennzeichnet ein kleines, grünes Blatt die umweltfreundlichere Option: Wer Energie sparen will, fährt vom Katzensee aus Richtung Oerlikon und dann den Käferberg entlang. Zwar dauert die Fahrtzeit drei Minuten länger. Mit 11 Kilometern ist die Strecke aber bedeutend kürzer. Auf diesem Weg lässt sich laut Google Maps ein Fünftel des Treibstoffs einsparen.
Um die ökologischste Route zu berechnen, bezieht Google Informationen zur Verkehrslage sowie zur Neigung und Beschaffenheit der Strassen mit ein. Und zum betreffenden Fahrzeug, da Benzin-, Diesel-, Hybrid- und Elektrofahrzeuge nicht bei jeder Geschwindigkeit gleich effizient sind. «Wir prüfen, ob weitere Faktoren wie das Wetter berücksichtigt werden sollen», sagt Rubén Lozano Aguilera, der den Dienst mit seinem Team entwickelt hat.
Berechnet werden die Routen mithilfe von künstlicher Intelligenz. Diese wurde in den letzten Monaten mit Daten aus Europa trainiert. Angestrebt wird ein Kompromiss aus Fahrzeit und Kraftstoffverbrauch. Wenn eine Route nur wenig Kraftstoff spart, aber signifikant länger dauert, schlägt Google Maps standardmässig den schnelleren Weg vor. Solch hohe Einsparungen wie im oben angeführten Beispiel sind eher die Ausnahme. In vielen Fällen entspricht die schnellste Route ohnehin dem Weg, der am wenigsten Energie benötigt.
Google möchte mit der neuen Funktion einen Beitrag zu einer klimaschonenderen Mobilität leisten. Das System soll aber niemanden bevormunden, betont Chefentwickler Lozano Aguilera bei einem Mediengespräch. «Wir blenden sowohl die schnellste als auch die ökologischere Routenführung ein. Die Nutzerinnen und Nutzer entscheiden selber, wo sie durchfahren.» Wer keinen Wert darauf legt, die Umwelt und den eigenen Geldbeutel zu schonen, kann die neue Funktion in den Einstellungen deaktivieren.
Zumindest laut Googles eigenen Daten dürfte das Interesse an der neuen Funktion gross sein: Im ersten Halbjahr suchten mehr als dreimal so viele Menschen nach «Benzin sparen» wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Dazu tragen die Kraftstoffpreise bei, vielleicht aber auch ein gestiegenes Umweltbewusstsein.
Andere Navis berechnen schon lange Ökorouten
Neu ist Googles Idee indes nicht. Viele klassische Navis bieten bereits seit Jahren eine umweltfreundliche Wegführung an – wie etwa die Geräte des niederländischen Unternehmens Tomtom oder von Garmin, dem US-Konkurrenten mit Hauptsitz in der Schweiz. Je nach Hersteller funktioniert das mal besser, mal schlechter.
Für Maps gibt es die kraftstoffsparenden Routen seit dem letzten Oktober in den USA, im April hat Google sie in Kanada eingeführt. In Deutschland wurde der Dienst bereits vor einem Monat lanciert. «Wir wollten sicher sein, dass alles rundläuft», sagt Lozano Aguilera. «Deshalb beginnen wir jeweils in einem Land.»
Das Sparpotenzial ist laut Google beträchtlich: Der Strassenverkehr verursacht in Europa am meisten Kohlendioxid. Dem Konzern zufolge wurde mit der neuen Funktion in den USA rund eine halbe Million Tonnen CO₂ eingespart. Das entspricht den Emissionen von 100’000 Autos. Global könnte mit optimierten Routen pro Jahr eine Million Tonnen CO₂ weniger ausgestossen werden, schätzt Google.
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