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Preise für Bahn, Bus und Tram
So teuer ist der Schweizer ÖV im internationalen Vergleich

Die Schweizer Anbieter liegen mit ihren Preisen im europäischen Mittelfeld.
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Der öffentliche Verkehr ist teuer. Zu teuer. So lautet ein weit verbreitetes Vorurteil. Doch stimmt es? Bezahlt hierzulande wirklich ausserordentlich viel, wer mit Tram, Bus oder Zug unterwegs ist?

Das Forschungsbüro Infras hat zusammengetragen, wie viel Billette in der Schweiz kosten. Und es hat die Preise mit jenen in sieben europäischen Ländern verglichen. Die Studie, die von Litra in Auftrag gegeben wurde – einem Verein zur Förderung des öffentlichen Verkehrs – räumt gleich mit mehreren Vorurteilen auf.

Ist in der Schweiz immer alles teurer?

Tatsächlich blättert viel Geld hin, wer in der Schweiz ein Billett kaufen will – mehr als in vielen anderen Ländern. Allerdings verdienen die Schweizerinnen und Schweizer auch vergleichsweise viel. Die Autorinnen und der Autor der Studie haben die Preise aus den sieben Vergleichsländern deshalb nach Kaufkraft bereinigt. Entsprechend sind die in den Grafiken genannten Beträge auch nicht wirklich jene, die man am Automaten einwerfen muss.

Damit ergibt sich ein anderes Bild: Die Schweizer Anbieter liegen mit ihren Preisen im europäischen Mittelfeld: Bei uns bezahlt man für Bus-, Tram- und Zugfahrten zwar etwas mehr als in Österreich, aber bedeutend weniger als in Frankreich, Deutschland und insbesondere in Grossbritannien.

Günstig sind gemäss der Studie tägliche Fahrten für Erwachsene und Jugendliche innerhalb einer Stadt. Nur in Italien und Österreich kostet die Fahrt für regelmässig Reisende weniger. Am teuersten ist der Transit in Grossbritannien.

Eher teuer ist der öffentliche Verkehr hierzulande für Seniorinnen und Senioren. Der Grund: In den meisten Städten erhalten sie keine Ermässigung. Demgegenüber gibt es für sie in den meisten ausländischen Städten – ausser in Rom und Paris – vergünstigte Tarife.

Sehr preiswert können Seniorinnen und Senioren den öffentlichen Verkehr in Grossbritannien nutzen: Zu allen Tageszeiten reisen sie in London und Birmingham für gut ein Pfund, also für rund 1.25 Franken – ausserhalb der Pendlerzeiten sogar für noch weniger.

Auch für tägliche Fahrten innerhalb eines sogenannten Metropolitanraums liegt die Schweiz preislich im Mittelfeld. Wer aber nur einmal pro Woche unterwegs ist und sich ein Einzelbillett in Kombination mit dem Halbtax kauft, bezahlt einen verhältnismässig hohen Preis. Denn Vielreisende profitieren in allen Kategorien stark vom Generalabonnement. In keinem anderen untersuchten Land gibt es ein vergleichbares Pauschalangebot für das gesamte Streckennetz zu einem solch tiefen Preis.

Zwischen Zürich und Bern sind Erwachsene und Jugendliche vergleichsweise preiswert unterwegs. Am günstigsten sind ähnliche Fahrten aber in Österreich. Wiederum sehr teuer sind die Billettpreise in Grossbritannien – insbesondere für alle, die ihr Ticket erst kurz vor der Abreise kaufen. Viel sparen kann dort, wer «Off-Peak» reist, also ausserhalb der Hauptverkehrszeiten.

Werden die Billette immer teurer?

In den ersten Jahren, in denen Litra die Studie durchführen liess, sind die Schweizer Preise tatsächlich kontinuierlich gestiegen. Doch nun haben sie sich stabilisiert. In der aktuellen Studie ist sogar von einer «Trendwende» zu lesen. Seit dem Jahr 2016 hat es keine allgemeine Preiserhöhung mehr gegeben.

Das war auch das Anliegen des damaligen SBB-Chefs Andreas Meyer – und politisch auch so gewünscht. Im Vergleich zur vorhergehenden Erhebung aus dem Jahr 2018 seien die Preise für Einzelbillette und Abonnemente «höchstens punktuell erhöht worden».

Die Anbieter locken zudem mit Sparbilletten und vergünstigten Freizeitangeboten. Damit hoffen sie, Gelegenheits- und Freizeitreisende für die öffentlichen Verkehrsmittel zu begeistern. Sie versuchen damit die Passagierströme besser zu lenken und die Auslastung der Züge zu erhöhen, die zu Randzeiten verkehren. Im Gegenzug gewähren sie teils satte Rabatte.

Sparangebote und flexible Preise gibt es in allen untersuchten Ländern. Anders als in der Schweiz sind solche Angebote vielerorts auch im Nahverkehr verbreitet. Dies gilt insbesondere für London. Erst allmählich gleisen Schweizer Unternehmen Ähnliches auf: in Zürich etwa mit dem 9-Uhr-Pass.

Spart man mit der Schnäppchenjagd viel Geld?

Wer flexibel ist, kann viel Geld sparen. Das gilt insbesondere für Länder wie Grossbritannien und Frankreich. Dort ist die Produktvielfalt weitaus grösser und die Preise variieren stärker. Entsprechend unübersichtlich ist das Angebot. Vielerorts sind gewisse Angebote nur über Online-Kanäle verfügbar.

So auch in der Schweiz. Ein grosser Vorteil des Schweizer Systems liege darin, dass durchgängige Tickets – für den Fernverkehr sowie für den Regional- und Ortsverkehr – erhältlich sind, führen die Studienautoren aus. Ausser in der Schweiz ist dies nur in Österreich und den Niederlanden der Fall. In allen anderen Ländern müssen die Billette für einzelne Streckenabschnitte meist separat gekauft werden.

Wie gut ist der öffentliche Verkehr in der Schweiz?

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist laut der Studie «qualitativ sehr gut». Einen Spitzenplatz belegt die Schweiz sowohl bei der Pünktlichkeit als auch bei der Angebots- und Netzdichte. Ganz anders bei der Geschwindigkeit: Dort liegt die Schweiz auf dem letzten Platz. Als Gründe dafür werden unter anderem das anspruchsvolle Gelände angeführt. Insgesamt biete der öffentliche Verkehr in der Schweiz ein «ausserordentlich gutes Preis-Leistungsverhältnis».