Konserven, Kerzen und HeizkörperSo rüsten sich Schweizer Haushalte für den Notfall
Hamsterkäufe wie zu Beginn der Corona-Pandemie bleiben aus. Schweizerinnen und Schweizer decken sich derzeit vor allem online mit Waren für den möglichen Krisenwinter ein.
Der Krieg in der Ukraine und die potenzielle Energiemangellage sorgen für Verunsicherung. Mit den kühleren Temperaturen wird vielen Konsumentinnen langsam bewusst, was eine Energiekrise tatsächlich bedeuten könnte, und somit wächst die Angst, wegen eines möglichen Blackouts bald im Dunkeln zu sitzen.
Kein Licht, keine Heizung und kein Strom: Die Behörden raten der Bevölkerung – unabhängig von der aktuellen Situation –, stets für den Notfall vorbereitet zu sein. Das heisst, jeder Schweizer Haushalt sollte so ausgestattet sein, dass er genug lebenswichtige Güter für rund eine Woche zu Hause hat und somit autark auskommen könnte.
Bislang blieben Hamsterkäufe wie zu Beginn der Corona-Pandemie aus. Damals wurden massenweise Toilettenpapier, Masken und Desinfektionsmittel gehortet. Bei den grossen Onlineshops zeichnet sich derzeit aber eine erhöhte Nachfrage nach Notvorratsprodukten ab.
Pasta anstatt «Survival»-Box
Damit sind aber in erster Linie nicht «Prepper»-Ausrüstungen, die beim Untergang der Zivilisation weiterhelfen, gemeint. Dazu gehören etwa Fluchtrucksäcke oder Survival-Boxen mit Pulvernahrung. Vielmehr sind derzeit ganz herkömmliche Lebensmittel und Gebrauchsgüter gefragt.
So zeigt sich beispielsweise beim grössten Schweizer Onlinehändler Galaxus, dass vor allem Nahrungsmittel besonders stark nachgefragt werden. «In dem Bereich haben wir vergangenen Monat den grössten Zuwachs verzeichnet», erklärt Sprecher Stephan Kurmann.
Gross ist da die Nachfrage nach Konserven: Um fast 540 Prozent ist sie im September gestiegen. Und auch Teigwaren werden – vermutlich aus Sorge vor einem Weizenengpasses – fleissig online eingekauft und verzeichneten einen Zuwachs von 171 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Kakao, Tee, UHT-Milch, die besonders lang haltbar ist, stehen ebenfalls weit oben auf der Liste der beliebtesten Notfallvorräte und legten bei den Verkäufen zwischen 130 und 320 Prozent zu.
Bei der Migros hingegen heisst es, dass bei den haltbaren Lebensmitteln lediglich ein kleines Plus in der Nachfrage, also im einstelligen Bereich auszumachen ist. Von Hamsterkäufen kann da also nicht die Rede sein. Dafür werden Benzinkanister und Brennholz etwas stärker nachgefragt, was sich gemäss Detailhändler wahrscheinlich auf das Ausstatten des Notvorrates zurückführen lässt.
Kein Platz fürs Lagern von Brennholz
Der Onlinehändler Brack musste den Verkauf von Brennholz sogar einstellen: «Da dieses Produkt in der nachgefragten Menge sehr grosse Lagerkapazitäten in Anspruch nimmt, haben wir Brennholz aktuell aus unserem Sortiment genommen», sagt Sprecherin Simone Franzke. Allein im August und September wurden fünfmal so hohe Umsätze verzeichnet wie im Vorjahr.
Gleichzeitig nahm auch der Verkauf von Solarpanels zu: «In den letzten zwei Monaten haben die Umsätze circa das Zehnfache der Vorjahresmonate erreicht.» Und Geräte, die helfen, den Stromverbrauch zu reduzieren wie beispielsweise abschaltbare Steckleisten oder Energiespeicher und Powerbanks seien stark im Trend sowie auch Kerzen, Feuerzeuge und Streichhölzer.
Bei Brack habe sich da der Umsatz im dritten Quartal vervierfacht. «Das ist sicher auch auf die Empfehlung des Elcom-Präsidenten von Anfang August zurückzuführen, sich mit Kerzen und Brennholz einzudecken», so Franzke. Der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), Werner Luginbühl, hatte kürzlich in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» dazu geraten.
Wer weniger Angst vor einem Blackout hat, sondern eher davor, im tiefen Winter in einer kalten Wohnung sitzen zu müssen, setzt derzeit auf Heizgeräte. So wurden bei Galaxus mehr als doppelt so viele Heizkörper und Heizstrahler verkauft wie noch letztes Jahr. Interdiscount-Kunden haben sogar noch stärker zugegriffen: «Unsere Kunden haben 3,5-mal so viel Heizgeräte gekauft wie noch im Jahr zuvor», so Sprecherin Elianne Egli.
Zu hoffen bleibt weiterhin, dass der Ernstfall nicht eintritt und die Heizgeräte im Keller verstaut und die Kerzen für Weihnachten anstatt für den Stromausfall gebraucht werden können.
Für den Notfall finden Sie hier eine Liste, was sie zu Hause lagern sollten:
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