Geldblog: Langweilig? Rentabel!So lukrativ sind Kantonalbankaktien
Wer in der aktuell hektischen Börsenphase weniger schwankungsanfällige Titel mit attraktiver Rendite sucht, sollte sich die Papiere der Kantonalbanken anschauen. Ein Überblick.
An den Börsen ist es wegen des Krieges turbulent. Trotzdem kann man sein Geld nicht im grossen Stil auf dem Konto lassen. Darum suche ich Anlagemöglichkeiten in eher langweiligen Schweizer Aktien, die von den internationalen Turbulenzen wenig betroffen sind, idealerweise eine schöne Dividende abwerfen und sicher sind. Haben Sie mir zwei bis drei Ideen? Leserfrage von K. F.
Hohe Sicherheit und trotzdem eine gute Rendite: Das wünschen sich die meisten Anlegerinnen und Anleger. Diese Idealkombination ist an den Finanzmärkten aber eine Illusion. Wer möglichst gar keine Turbulenzen will, muss sein Geld momentan in Schweizerfranken auf dem Konto liegen lassen oder in Schweizerfranken-Kassenobligationen parkieren, die es allerdings nur bei wenigen hiesigen Banken überhaupt noch gibt und kaum Zins bringen.
Fast alle Aktien, Fonds oder auch Obligationen sind angesichts der hohen Unsicherheiten als Folge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland mehr oder weniger starken Schwankungen ausgesetzt. Verstärkt werden diese zusätzlich durch die hohe Inflation in den USA und Europa sowie durch die steigenden Zinsen. Letztere belasten selbst weniger schwankungsanfällige Obligationen mit langer Laufzeit. Während in den letzten Jahren Wachstumsaktien insbesondere aus dem Technologiesektor hoch in Mode waren, sind diese momentan bei vielen Investoren out und haben unter den aktuellen Marktverwerfungen am meisten gelitten, was auch mit den steigenden Zinsen zu tun hat.
Stattdessen suchen viele so wie Sie nach langweiligen Aktien, die vielleicht etwas weniger Kursauschläge versprechen, aber dennoch etwas Rendite bringen. Zu den langweiligen Papieren, die kursmässig kaum viel hergeben, dafür aber finanziell einigermassen robust dastehen und sich ganz oder mehrheitlich auf den Schweizer Markt fokussieren, zählen für mich die an der Schweizer Börse gehandelten Kantonalbanken.
Die aus meiner Sicht gut geführte Banque Cantonale Vaudoise zeichnet sich durch eine attraktive Dividendenrendite von immerhin fast 5 Prozent aus.
Interessant finde ich aus diesem Blickwinkel die Papiere der Waadtländer Kantonalbank, die ich bei früherer Gelegenheit auch schon empfohlen hatte. Die aus meiner Sicht gut geführte Banque Cantonale Vaudoise zeichnet sich durch eine attraktive Dividendenrendite von immerhin fast 5 Prozent aus. Eine Überlegung Wert sind in dieser Kategorie auch die Aktien der St. Galler Kantonalbank und der Glarner Kantonalbank mit einer Dividendenrendite von rund 4 Prozent. Auch Letztere hatte ich bereits früher empfohlen. Kursmässig ist der Titel uninteressant – aber die Dividende lässt sich sehen.
Während bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank die Dividende bereits ausbezahlt wurde, steht die Auszahlung der Dividende bei der Basler Kantonalbank erst noch bevor. Die Aktien der Basler KB, zu der auch die Bank Cler gehört, würde ich mir an Ihrer Stelle genauer anschauen. Die Basler Kantonalbank ist im Besitz des Kantons Basel-Stadt, verfügt über eine Staatsgarantie und ein AA+ Rating von Standard & Poor’s. Das Institut hat im vergangenen Geschäftsjahr 2021 in allen Geschäftsfeldern zugelegt, die Kosten aber gut im Griff behalten und den Gewinn um fast 12 Prozent auf 121,7 Millionen Franken gesteigert – wohlverstanden, obwohl die Reserven deutlich aufgestockt wurden. Der Ausblick ist laut Management weiter positiv. Den Inhabern der Partizipationsscheine der Basler KB winkt eine Dividende von 3,1 Franken, womit eine Dividendenrendite von rund 5 Prozent erreicht wird.
Risiken sehe ich bei allen Kantonalbanken in ihrem starken Hypothekengeschäft: Sollte etwa der Schweizer Immobilienmarkt wie damals in den 1990er-Jahren stark einbrechen, wären diese Banken von Wertberichtigungen betroffen, obwohl auch die Kantonalbanken aus den damaligen Fehlern einiges gelernt haben und die regulatorischen Vorgaben der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma deutlich strenger sind als damals. Im Vergleich zu den beträchtlichen internationalen Risiken, denen etwa die Grossbanken UBS und CS ausgesetzt sind, halte ich die Inlandrisiken der Kantonalbanken auch für vorsichtige Investoren eher für tragbar.
Sicher sind die Titel aber nicht: Wie bei jeder Aktie muss man auch bei den Papieren der Kantonalbanken mit stärkeren Schwankungen rechnen und sich bewusst sein, dass die attraktiven Dividenden nie garantiert sind. Im aktuellen Umfeld halte ich aber die Papiere der Basler Kantonalbank, aber auch weiterhin jene der Waadtländer KB mit Dividendenrenditen von fast 5 Prozent für attraktiv, zumal man im Vergleich zu ausländischen Dividendenperlen auch keinem Währungsrisiko ausgesetzt ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.