Russische GaslieferungenSo geht Putins Rubel-Trick
Westliche Gaskäufer müssen Lieferungen aus Russland nun in Rubel zahlen. Die Konzerne prüfen, Politiker sind verwirrt. Dabei ist das Verfahren ganz einfach.
Rubel, Euro oder doch ein verkappter Tausch: Tagelang herrschte grosse Verwirrung, wie westliche Käufer künftig russisches Gas bezahlen können. Nun hat der Kreml in einem Dekret den Mechanismus klargestellt. Im Endeffekt müssen westliche Käufer in russischer Landeswährung zahlen. Erst wenn Rubel auf den Konten des Gaslieferanten angekommen sind, gilt die Lieferung als bezahlt.
Der neue Mechanismus sorgte in den Konzernzentralen für grosse Verwirrung, ist im Dekret des Kreml aber unmissverständlich ausgeführt: Erst müssen westliche Kunden ein Fremdwährungskonto bei der Gazprombank eröffnen und dort zum Beispiel Euro oder Dollar einzahlen. Dann eröffnen sie ein zweites Konto bei der Gazprombank, das auf Rubel lautet. In einem dritten Schritt muss der westliche Kunde den Währungstausch aktiv veranlassen.
Geld soll direkt an Gazprom gehen
Mit dem Dekret ist die zuvor diskutierte Variante vom Tisch, dass westliche Kunden lediglich Dollar oder Euro nach Russland überweisen – und ein möglicher Währungstausch ohne Wissen des Kunden später stattfindet. «Das ist kein Gesetz, das ist ganz einfach Erpressung», sagte der ehemalige russische Notenbanker Sergei Alexaschenko dieser Zeitung.
Für die Grosskunden von Gazprom dürfte sich technisch zunächst wenig ändern: Statt die eigene Hausbank anzuweisen, das Geld direkt an Gazprom zu zahlen, werden nun die beiden russischen Konten zwischengeschaltet. Ob die Konzerne allerdings bereit sind, diesen Weg zu gehen, ist unklar.
Noch fliesst das russische Gas ungehindert
Die ökonomische Logik hinter dem Dekret ist unter Experten umstritten: Manche hatten gemutmasst, Putin wolle damit den Kurs der Landeswährung Rubel stützen. Bereits jetzt müssen russische Unternehmen Einnahmen in fremden Währungen jedoch binnen drei Tagen zu 80 Prozent in Rubel umtauschen. Mit dem neuen Dekret würden mit Blick auf den Gasriesen Gazprom dann 100 Prozent in Rubel getauscht. «Für den Rubel-Kurs ist das relativ egal», sagt Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.
Für den Kreml hat das neue Vorgehen einen ganz anderen Vorteil: Russland kann damit besser sicherstellen, dass das Geld überhaupt im Land ankommt. Hätten westliche Gaskäufer ihre Währungen vor einer Überweisung in Rubel tauschen müssen, hätte das Geld im Finanzsystem möglicherweise leichter zur Zielscheibe von Sanktionen werden können.
Noch fliesst das russische Gas ungehindert in den Westen. Am Freitag etwa habe Gazprom rund 108 Millionen Kubikmeter Gas durch das Leitungssystem gepumpt, sagte ein Konzernsprecher. Experten rechnen damit, dass der neue Mechanismus erst nach einer Übergangsfrist von rund zwei Wochen wirklich greifen soll.
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