AboFacebook Files zeigenSo funktioniert Facebooks Radikalisierungsmaschine
Der Social-Media-Konzern hat die eigene Plattform nicht mehr im Griff. Interne Tests offenbaren, dass der Weg in die Radikalität für Nutzer beängstigend kurz ist.
Carol Smith und Karen Jones haben viele Gemeinsamkeiten. Beide meldeten sich im Sommer 2019 bei Facebook an, sie sind 41 Jahre alt und stammen aus Murphy, einer Kleinstadt im Südosten der USA. In ihrem Profil haben sie sogar dieselben Interessen angegeben: Kinder, Elternschaft, Christentum. Doch wenn sie sich im echten Leben begegneten, hätten sich Carol und Karen vermutlich wenig zu sagen. Carol unterstützt Donald Trump und liebt Memes, die sich über Liberale lustig machen. Karen ist Fan von Bernie Sanders und kann den ehemaligen US-Präsidenten nicht ausstehen.
So beginnen zwei Experimente, die eindrücklich zeigen, dass Facebook eine Höllenmaschine gebaut hat, die es nicht mehr in den Griff bekommt. Carol und Karen sind keine realen Personen, sondern Fake-Accounts, die eine Facebook-Forscherin kurz nacheinander aufsetzte, um zu überprüfen, was neue Nutzerinnen und Nutzer vorgesetzt bekommen. Der Name der Wissenschaftlerin ist in den Dokumenten geschwärzt, ihre Identität ist dieser Zeitung bekannt. Das Ergebnis fasst sie selbst so zusammen: «Der Inhalt in diesem Account (der in erster Linie unseren eigenen Empfehlungssystemen folgte!) nahm in extrem kurzer Zeit ziemlich besorgniserregende, polarisierende Züge an.»