Geldblog: PK-VergleichSo erkennen Sie gute Pensionskassen
Oder: Warum der Deckungsgrad allein zur Bewertung einer Vorsorgeeinrichtung nicht ausreicht.
In der Sonntagszeitung schreiben Sie von «Pensionskassen, die finanziell robust aufgestellt sind». Wie kann ich denn herausfinden, ob meine Pensionskasse finanziell robust aufgestellt ist? Lassen sich auch Langzeit-Prognosen machen? Leserfrage von K.P.
Um die finanzielle Robustheit Ihrer Pensionskasse beurteilen zu können, haben Sie mehrere Kennzahlen zur Verfügung. Auch in der breiten Öffentlichkeit weit verbreitet ist als bekannte Kennzahl der Deckungsgrad einer Vorsorgeinstitution. Der Deckungsgrad gibt darüber Auskunft, ob die eingegangenen Verpflichtungen von der Kasse gedeckt werden können wie dies der Gesetzgeber vorschreibt. Der Deckungsgrad umschreibt das Verhältnis von vorhandenem Vorsorgevermögen zu den Verpflichtungen einer Kasse und drückt aus, zu wie viel Prozent die Verpflichtungen einer Pensionskasse mit den ihr zur Verfügung stehenden Vermögenswerten gedeckt sind.
Im positiven Falle beträgt der Deckungsgrad 100 Prozent oder mehr. Die Kasse kann somit mindestens sämtliche Verpflichtungen, die alle Freizügigkeitsleistungen der Aktiven sowie die Deckungskapitalien für die Rentenverpflichtungen umfassen, per Stichtag erfüllen oder sogar mehr. Alles, was über den 100 Prozent liegt, gibt der Kasse Spielraum in Form von Reserven. Sie hat dann sogenannte Wertschwankungsreserven.
Weil Pensionskassen die ihnen anvertrauten Gelder an den Finanzmärkten investieren müssen, damit sie überhaupt Rendite erwirtschaften, sind sie Anlagerisiken ausgesetzt. Da die Finanzmärkte stark schwanken, benötigen die Kassen Wertschwankungsreserven, etwa für den Fall, dass die Börsen stark korrigieren. Dank der Wertschwankungsreserven haben die Pensionskassen nicht gleich selbst ein Problem. Positive Börsenjahre wie wir Sie im letzten Jahr und in diesem Jahr bislang erreichten, helfen den Kassen, ihre Wertschwankungsreserven auszubauen, was bei den meisten Vorsorgeinstitutionen geschehen ist.
Weist die Kasse mehrheitlich Aktivversicherte auf, die noch im Erwerbsleben stehen, oder besteht die Kasse mehrheitlich aus Rentnerinnen und Rentner, die Gelder aus der Kasse beziehen?
Der Deckungsgrad alleine ist für eine effektive Beurteilung der Stabilität einer Kasse aber ungenügend. Denn der Deckungsgrad ist stark abhängig vom sogenannten technischen Zins. Diese Kennzahl sagt, mit welchem Zins die von der Kasse garantierten Rentenzahlungen diskontiert werden. Das Problem dabei ist, dass die einzelnen Vorsorgeinstitutionen selbst festlegen können, wie hoch sie den technischen Zinssatz festlegen. Immerhin gibt es Vorgaben vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Demnach muss der technische Zinssatz so gewählt werden, dass er durch den Vermögensertrag finanziert werden kann.
Das klingt banal, ist es aber nicht – schon gar nicht in Zeiten rekordtiefer Zinsen, wie wir sie nach wie vor erleben. Für Pensionskassen ist es im aktuellen Tiefzinsumfeld extrem schwierig, mit wenig riskanten Anlagen wie Franken-Obligationen überhaupt eine Rendite zu erwirtschaften. Damit sie trotzdem Rendite erzielen, müssen sie schwankungsanfälligere Anlagen wie Aktien stärker gewichten. Wenn eine Kasse den technischen Zinssatz deutlich senkt, weist sie auch einen tieferen Deckungssatz aus. Wenn sie hingegen von optimistischen Aussichten an den Finanzmärkten ausgeht und den technischen Zinssatz hoch behält, ist sie im Vorteil und kann einen höheren Deckungsgrad ausweisen.
In der Praxis haben die meisten Kassen in der Schweiz ihre technischen Zinssätze in den letzten Jahren zum Teil deutlich gesenkt. Auf jeden Fall lohnt es sich, bei der Beurteilung einer Kasse nicht nur auf den Deckungsgrad zu schauen, sondern auch einen Blick auf den technischen Zinssatz der Kasse zu werfen. Ist dieser unrealistisch hoch, relativiert sich auch der Deckungsgrad.
Ein weiterer Beurteilungsfaktor ist die Struktur einer Kasse. Weist die Kasse mehrheitlich Aktivversicherte auf, die noch im Erwerbsleben stehen und somit auch Beiträge leisten oder besteht die Kasse mehrheitlich aus Rentnerinnen und Rentner, die Gelder aus der Kasse beziehen? Je nachdem wie die Kasse aufgestellt ist, leiten sich daraus für die Kasse andere finanzielle Konsequenzen ab. Bei Kassen mit mehr Rentnern findet faktisch ein Mittelabfluss statt, womit es für die Verantwortlichen noch anspruchsvoller wird, die Gelder gewinnbringend anzulegen.
Bevor man hohe Beträge freiwillig in die Pensionskasse einzahlt, lohnt es sich also, die verschiedenen Kennzahlen einer Vorsorgeinstitution genauer zu studieren und allenfalls bei Zweifeln eine Beurteilung von externen Expertinnen und Experten einzuholen.
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