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Pandemie-Sonderfall Schweiz
Nachbarn blicken erstaunt auf die Corona-Lockerungen

Die Restaurants rüsten sich für die Wiedereröffnung der Aussenbereiche am kommenden Montag. Im Bild die Terrasse des Hotel des Alpes, die aktuell noch für Hotelgäste reserviert ist. 
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Deutschland

«Viel Glück, Schweiz!» Der Auslandpolitikchef des «Spiegels», der Schweizer Mathieu von Rohr, setzte auf Twitter den ungläubigen bis sarkastischen Ton, mit dem in Deutschland über den Schweizer Öffnungsentscheid berichtet wurde. «Die Schweiz lockert bei steigenden Zahlen massiv», schrieb von Rohr. «Letztes Mal endete das Laissez-faire in einem der europaweit massivsten Ausbrüche. Mal sehen, wie es diesmal läuft.»

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«Die Schweiz spielt auf Risiko», titelte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) ihren Bericht. Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) setzte die Überschrift «Schweiz lockert mitten in der dritten Welle», ähnlich titelten die Deutsche Presseagentur und die Website der ARD. FAZ und SZ zitierten Schweizer Virologen, die vor dem Schritt dringend warnten. Das Fazit aus München: «Europaweit handelt es sich in Anbetracht der Infektionslage um den bisher waghalsigsten Öffnungsschritt.»

Beide grossen Zeitungen wunderten sich darüber, dass die Schweiz ihre eigenen Kriterien ignoriere, die sie für die nächsten Öffnungsschritte zuvor aufgestellt hatte. Der Bundesrat habe dabei offensichtlich den Forderungen der Wirtschaft, der SVP und der als erschöpft wahrgenommenen Bevölkerung nachgegeben. Von den Schweizer Medien werde er dafür erstaunlicherweise kaum kritisiert.

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Lob, ja Bewunderung für den Schweizer «Mut» gab es nur von der Boulevardpresse. Die «Bild» fand in einem etwas wirren Text, die Schweiz probiere eben mehr aus als Deutschland, traue den Bürgern mehr zu und erkläre ihre Massnahmen besser: «Was in der Schweiz erlaubt ist und was nicht, passt auf einen Bierdeckel!»

Dominique Eigenmann, Berlin

Frankreich

In Frankreich ist ein Grossteil der Geschäfte geschlossen, die Bewegungsfreiheit der Menschen ist eingeschränkt. Hoffnung auf vorsichtige Öffnungen macht der französische Präsident Emmanuel Macron erst für Mitte Mai. Dann können eventuell die Aussenbereiche der Gastronomie und einige Kulturstätten nach und nach wieder öffnen.

Mehrere Medien berichten mit Erstaunen über die anvisierten Öffnungen der Schweiz. Eine Nachrichtensendung auf dem grössten öffentlich-rechtlichen France 2 widmete den Lockerungen in der Schweiz und Belgien den ersten Beitrag.

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Auf idyllische Schweiz-Bilder folgt eine Reportage aus dem französischen Gesundheitswesen. Es fehle an Spitalbetten, zunehmend junge Patientinnen und Patienten seien auf den Intensivstationen. Die Öffnungsschritte der Schweiz, sie sind aus französischer Sicht schwer verständlich. Oder zumindest «entgegen dem europäischen Trend», wie «France Info» diplomatisch auf der Webseite schreibt.

Simon Widmer

Österreich

Die Lockerungen in der Schweiz haben in den österreichischen Medien kein grosses Echo ausgelöst. Vielmehr beschäftigen sie sich mit der Normalisierungsdebatte im eigenen Land. Diese Woche hat eine Öffnungskommission ihre Arbeit aufgenommen. Vertreter von Bund und Ländern beraten mit Experten, wann und unter welchen Bedingungen Öffnungsschritte erfolgen sollen. Dabei gilt das Prinzip «Outdoor vor Indoor».

«Die Freiheit ist zum Greifen nah», sagte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am Freitagnachmittag vor den Medien. In Österreich sollen alle Branchen in wenigen Wochen unter einem Schutzkonzept öffnen dürfen. Erste Schritte landesweiter und gleichzeitiger Schutzmassnahmen im Tourismus, der Gastronomie, der Kultur und dem Sport seien wohl im Mai möglich. Bei diesen Öffnungsschritten sollen Masken, Tests und der geplante Grüne Pass für Geimpfte, Getestete und Genesene eine wichtige Rolle spielen.

Hoffnung macht die positive Bilanz von Vorarlberg, wo Restaurants bereits seit einem Monat wieder offen sind – und zwar auch im Innenbereich. Bisher soll es keine Ansteckungen gegeben haben. Bei der Öffnung der Vorarlberger Gastronomie legten die Behörden unter anderem fest, dass nur Personen mit einem aktuellen negativen Corona-Test Zutritt erhalten.

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Vincenzo Capodici

Italien

Als die Schweiz vor einigen Monaten ihre Skiorte für die Wintersaison öffnete, schickten die italienischen Medien ihre Reporter über die Grenzen, was sie sonst eigentlich fast nur für die ebenfalls recht freakige Zürcher Street Parade tun, um mal ein Aug voll zu nehmen von der skurrilen Idee. Es schien, als lebte man auf zwei verschiedenen Planeten, obschon man ja Nachbarn ist: hier alles zu, dort freie Schwünge in der weissen Pracht, Plausch auf der Terrasse, geduldiges Schlangenstehen vor den Liften.

Dann schlief das Interesse für die sonderbare Schweiz wieder ein. Vor ein paar Tagen schickte der Nachrichtensender Sky TG 24 eine Journalistin ins Tessin, und die berichtete von Intensivstationen ganz ohne Stress, von vielen betagten Menschen, die gar nicht geimpft werden wollten, und von gut gebuchten Hotels, weil, nun ja, die Schweizer eben seit Beginn der Pandemie frei durch ihr Land fahren, was die Italiener schon seit Monaten nicht mehr dürfen.

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Die bundesrätliche Öffnung trotz steigender Zahlen? Die war bisher keiner grossen Zeitung eine Meldung wert, nicht einmal einer mittleren. Italien stellt sich nämlich gerade selbst darauf ein, sein Regime zu lockern, ein bisschen wenigstens, ab dem 26. April. Obschon die Zahlen auch hier noch immer nicht gut sind. In Regionen mit tiefer Inzidenz soll es dann dunkelgelbe Zonen geben, eine neue Farbe im italienischen Ampelsystem: offene Restaurantterrassen, Kulturveranstaltungen und Sport im Freien mit sehr begrenzter Besucherzahl. Für einmal scheint man also auf demselben Planeten zu wohnen.

Oliver Meiler, Rom