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Restriktionen in Frankreich
Die Franzosen sind Corona-müde

Macht die Schulen dicht: Der französische Präsident Emmanuel Macron. 
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Aus französischer Perspektive beginnt der kommende Lockdown fast entspannt. Zwar darf sich von Samstag an niemand weiter als zehn Kilometer von seinem Wohnort wegbewegen. Doch immerhin fällt im Vergleich zu den vorigen «confinements», wie in Frankreich die Einschränkungen des öffentlichen Lebens genannt werden, die Verpflichtung weg, sich für jeden Gang vor die Tür einen schriftlichen Passierschein auszustellen. «Wir treffen die Entscheidung, zu vertrauen», sagte Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend, als er in einer Fernsehansprache verkündete, dass «zusätzliche Anstrengungen» nötig seien, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Für zunächst vier Wochen soll nicht nur die Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden, in ganz Frankreich müssen auch alle Geschäfte schliessen, die als nicht essenziell gelten. Eine nächtliche Ausgangssperre von 19 Uhr an gilt ohnehin schon im ganzen Land. Die wichtigste Änderung dieses erneuten «confinement»: Die Schulen schliessen. Grundschüler und Kindergartenkinder sollen von Dienstag an drei Wochen zu Hause bleiben, ältere Schüler vier Wochen. In zwei Wochen dieser Schulpause haben alle Schüler Frühjahrsferien.

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Frankreichs Regierung ist stolz darauf, der «Bildung Priorität eingeräumt» zu haben, wie es regelmässig heisst. Macron sagte, man habe durch einen Lockdown, der «so spät wie möglich» komme, «Freiheit gewonnen». Epidemiologen und Ärzte werfen Macron hingegen vor, den Lockdown zu lange herausgezögert zu haben. Sie forderten bereits Ende Januar, das Leben deutlich stärker einzuschränken.

In Frankreich ist inzwischen die grosse Mehrheit der Covid-19-Infektionen auf die ansteckenderen Virusvarianten zurückzuführen, die seit dem Winter in Europa festgestellt werden. Am Donnerstag wurden in Frankreich mehr als 50’000 Neuinfektionen gemessen. Die Inzidenzrate, also die Zahl Infizierter pro 100’000 Einwohner, liegt landesweit bei knapp 400, in Paris und in der Region um die Hauptstadt liegt sie bei knapp 600.

Notfallmediziner in Paris hatten vergangenen Sonntag davor gewarnt, sie hätten ihre Kapazitäten bald so weit ausgeschöpft, dass sie entscheiden müssten, welche Patienten sie retten und welche nicht. Mitglieder der Regierungspartei La République en Marche werfen den Medizinern vor, «Politik zu machen statt Medizin», wie es der Abgeordnete Florian Bachelier formuliert. Macron versprach am Mittwoch 3000 zusätzliche Intensivbetten.

Paris am Limit

Die Überlastung des Landes kann man auch daran ablesen, dass Macron den Franzosen bis Dienstag Zeit einräumt, den Ort aufzusuchen, «an dem sie sich isolieren möchten». Das kann man als Botschaft an die besonders hart vom Virus getroffene Hauptstadtregion lesen. Dort leben zwölf Millionen Menschen auf besonders engem Raum, die Spitäler sind komplett überlastet, Schwerkranke müssen in andere Regionen transportiert werden. Wer es sich leisten kann, wird Paris also über Ostern verlassen. So wie es bereits ein Viertel der Hauptstadtbewohner im ersten Lockdown tat.

Laut einer Umfrage für den «Figaro» finden 70 Prozent der Franzosen die neuen Regelungen sinnvoll. Mit zwei Einschränkungen: Erstens empfinden 60 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder die Schulschliessung als «zu einschränkend», 40 Prozent bezweifeln zudem, dass sie helfen wird, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Ausserdem geben 46 Prozent der Befragten an, dass sie nicht vorhaben, sich streng an die neuen Regeln zu halten, bei den Jüngeren, den 18- bis 24-Jährigen, sagen das sogar 63 Prozent der Befragten.

Macron verspricht den Franzosen zu Beginn des neuen Lockdown ein «Licht am Ende des Tunnels» in Form von Impfungen. Im April sollen täglich 400’000 Menschen geimpft werden. Bislang wurden zwölf Prozent der Bevölkerung geimpft.