Auch 2020 hoher GewinnSNB sitzt auf über 100 Milliarden zur Ausschüttung
Die Nationalbank wird erneut einen hohen Gewinn erzielen. Doch nach geltender Vereinbarung wird sie nur 4 Milliarden an die Öffentlichkeit auszahlen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird für das Jahr 2020 einen Gewinn im Umfang von 25 Milliarden Franken ausweisen. Das hat der UBS-Ökonom Alessandro Bee errechnet und am Dienstag in einer Kurzanalyse veröffentlicht. Die SNB selbst wird ihre Einschätzung zum Jahresgewinn erst am Freitag bekannt geben und den definitiven und ausführlichen Bericht dazu wie immer erst im März.
Die UBS-Schätzungen sind in der Regel recht zuverlässig. Das liegt zum einen daran, dass die Gewinne der SNB für die ersten drei Quartale des Jahres 2020 bereits bekannt sind. Sie summieren sich auf 15 Milliarden Franken. Zum anderen lässt sich für das vierte Quartal aus den Entwicklungen an den Aktien-, Währungs- und Goldmärkten errechnen, wie diese den Wert der Anlagen der Nationalbank verändert haben. Diese Kursbewegungen sind hauptsächlich für ihr Resultat verantwortlich. Der Ökonom der Grossbank schätzt diesen letzten Quartalsgewinn des Jahres auf knapp 10 Milliarden Franken.
Da die Öffentlichkeit angesichts der Krise unter hohem Ausgabendruck und sinkenden Einnahmen leidet, dürfte der Druck auf die Nationalbank eher noch steigen, mit ihren Ausschüttungen weiter als bisher zu gehen.
Für die Öffentlichkeit bedeutet das eine ungefährdete Ausschüttung. Diese wird sich gemäss der aktuellen Zusatzvereinbarung zwischen Bund und Nationalbank für 2019 und 2020 auf 4 Milliarden Franken belaufen – wovon zwei Drittel an die Kantone fliessen –, wenn gewisse Gewinnschwellen inklusive den Ausschüttungsreserven überschritten werden. Letztere entsprechen den aufgelaufenen, nicht ausgeschütteten Gewinnen und belaufen sich auch ohne das Ergebnis von 2020 bereits auf 85 Milliarden Franken. Mit diesem wären es dann mehr als 100 Milliarden. Das übertrifft die erste Schwelle von 40 Milliarden erheblich, die zu einer verminderten Ausschüttung führen würde.
Nur 4 Prozent für die Öffentlichkeit
Doch die 4 Milliarden entsprechen weniger als 4 Prozent der gesamten aufgelaufenen Gewinnsumme. Da die Öffentlichkeit angesichts der Krise unter hohem Ausgabendruck und sinkenden Einnahmen leidet, dürfte der Druck auf die Nationalbank eher noch steigen, mit ihren Ausschüttungen weiter als bisher zu gehen. Zumindest ist zu erwarten, dass sie die jüngst von zwei auf vier Milliarden erhöhte Gewinnausschüttung in einer neu anstehenden Vereinbarung mit dem Bund nicht wieder reduziert.
Für den Gewinn im vierten Quartal sollen gemäss der UBS-Rechnung die steigenden Aktienkurse einen Gewinnbeitrag von mehr als 20 Milliarden Franken geleistet haben. Dazu kommen weitere rund 3 Milliarden aus Zinsen, Dividenden und Negativzinsen. Belastet wird das Ergebnis des Schlussquartals durch einen schwächeren Dollar, der auch den Wert der entsprechenden Anlagen mindert, und einen auch in Dollar leicht schwächeren Goldpreis. Im gesamten Jahr hat die SNB allerdings vom Gold profitiert, das in Franken um rund 14 Prozent zugelegt hat. Laut UBS dürften auch die Anleihenmärkte im vierten Quartal den Gewinn leicht gemindert haben.
Im ersten Quartal 2020 sah es noch düster aus. Angesichts der krisenbedingt starken Frankenaufwertung damals verloren die in ausländischen Währungen angelegten Anlagen der SNB stark an Wert, was ihr einen Quartalsverlust von 38 Milliarden Franken bescherte. Im zweiten Quartal sah es nur leicht besser aus, sie konnte immerhin einen Gewinn von 39 Milliarden vermelden. Das dritte brachte ihr einen Gewinn von 14,3 Milliarden ein. Alle drei ausgewiesenen Quartalsgewinne ergeben zusammen mit den von der UBS geschätzten 10 Milliarden für das vierte Quartal den Jahresgewinn von rund 25 Milliarden Franken.
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