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Slalom in Killington
Riesiger Coup von Camille Rast: Die Walliserin siegt und sorgt für einen Schweizer Doppelsieg

Ein starker Saisonstart wird fantastisch: Camille Rast gewinnt erstmals in ihrer Karriere ein Weltcuprennen.

Es ist das Wort, das Camille Rast als erstes über die Lippen kommt: «Verrückt!» Es fasst eigentlich ganz gut zusammen, was an diesem Sonntag in Killington passiert ist. 

Da nämlich ist die Walliserin verrückt schnell unterwegs auf diesem Slalomhang in Vermont. Als Dritte des ersten Laufs stellt sie erst einmal die beste Zeit auf. Und – verrückt – die Zeit bleibt die schnellste. Erst scheitert die schwedische Routinierin Anna Swenn-Larsson an der Marke der 25-jährigen aus Vétroz im Rhonetal. Dann tut das auch die Deutsche Lena Dürr als Halbzeitführende. Camille Rast, Siegerin eines Weltcuprennens. Verrückt. 

Rasts erster Triumph kommt mit leichter Ansage, hat sie doch zuletzt in Slalom und Riesenslalom, als Dritte von Gurgl und Killington, zum ersten Mal überhaupt das Podest bestiegen. Dass es aber schon jetzt zum ersten Sieg reicht? Richtig: Es ist verrückt. «Ich weiss nicht, was ich sagen soll», sagt Rast, als ihr die Pressesprecherin des Weltverbands FIS das Mikrofon hinhält. Dann fällt ihr doch noch etwas ein. «Ich bin so glücklich über mein Skifahren. Es ist erst der Anfang der Saison, und es läuft schon so gut. Ich hoffe, dass ich so weitermachen kann.»

Rast führt gar im Gesamtweltcup

Zu diesem kleinen Märchen passt der Blick auf die Weltcupstände. Dort führt Rast in der Slalomwertung. Doch nicht nur das. Sie tut es auch im Gesamtweltcup. Dass ihr ein kleines, explosives Lachen herausrutscht, als die davon hört, zeigt nur eines: wie verrückt dieser Saisonstart ist für sie. 

Es ist, als würde sie in diesen Tagen und Wochen gerade den Ruf einholen, der ihr immer vorausgeeilt war. Rast galt in ihren noch jüngeren Jahren als das vielversprechendste Talent im Team der Schweizer Technikerinnen. Doch ein Kreuz- und Innenbandriss, eine schwere Depression und letztlich auch das hartnäckige pfeiffersche Drüsenfieber warfen sie zurück. 

Zwischenzeitlich wollte sie alles hinschmeissen, sie fragte sich gar, ob es sich noch lohnt zu leben. Rast hat viele Rückschläge erlebt in ihrem jungen Leben, sie hat sich immer wieder aufgerafft. Und in diesen Tagen blüht die Frau, die einen so feinen Schwung und so viel Gefühl für Ski und Unterlage hat wie nur wenige, so richtig auf. Rang 12 in Sölden, die Plätze 5, 3, 3 und 1 in Levi, Gurgl und nun Killington, das ist ihre eindrückliche Ausbeute in diesem noch jungen Winter. 

Rast gewinnt den Slalom nicht vor irgendjemandem, sie gewinnt ihn vor Wendy Holdener. Die Schwyzerin fährt im 2. Lauf mit der Wut im Bauch, Zwischenrang 9 ist nicht das, was sie sich vorstellt. Auch jetzt nicht, da es die Comebacksaison ist für sie nach einem Bruch des linken Sprunggelenks zu Beginn des letzten Winters. Da es auch eine Rückkehr ist für sie nach dem Tod ihres Bruders Kevin, der sie stets begleitet hat im Weltcup: Er verlor im Februar seinen Kampf gegen den Krebs. 

Camille Rast und Wendy Holdener aus der Schweiz feiern nach dem Slalom-Podium beim FIS-Weltcup in Killington, Vermont.

Holdener startet im 2. Lauf, gesteckt von ihrem neuen Trainer Jörg Roten, eine Aufholjagd, die sie bis auf Platz 2 führt. Witzige Randbemerkung: Als Holdener vor zwei Jahren – hier in Killington – endlich erstmals einen Slalom gewann, tat sie das ebenso zeitgleich mit Swenn Larsson, wie sie nun mit ihr Zweite wird. 

Wie aussergewöhnlich der Schweizer Coup ist, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. In diesen muss bis 1996 zurückblättern, wer einen Doppelsieg von Schweizerinnen in einem Slalom finden will. In Sestriere gewann damals Sonja Nef vor Marlies Oester. Es war die Ära gleich nach dem Rücktritt von Vreni Schneider. 

Noch spezieller macht den Schweizer Erfolg Mélanie Meillard, die Fünfte wird. Ausgerechnet Meillard, in der Szene als Ski-Zwilling von Rast bezeichnet, weil ihr Weg und ihre Veranlagungen so ähnlich sind. Auch Meillard erlitt viele Rückschläge, war immer wieder verletzt. Und auch sie findet allmählich den Weg an die Weltspitze. So kann das Schweizer Slalomteam auch verkraften, dass Michelle Gisin weiter nach ihrer Form sucht. Mit Rang 19 ist die Engelbergerin nur Fünftbeste ihres Teams, weil Aline Höpli als 15. erstmals Weltcuppunkte sammelt. 

Das Drama um Mikaela Shiffrin

Es sind also die Schweizerinnen, die die grossen Geschichten schreiben. Dabei hätte das eigentlich sie tun sollen: Mikaela Shiffrin.

Der Zufall wollte es, dass die 29-Jährige genau bei einem US-Rennen Sportgeschichte hätte schreiben können, indem sie die Fabelmarke von 100 Weltcupsiegen knackt. Im Riesenslalom am Samstag ist sie auf bestem Weg dazu – bis sie in einer Rechtskurve wegrutscht, in eine Torstange knallt, es sie überschlägt und sie in den Netzen landet.

Selbst Siegerin Sara Hector sowie Zrinka Ljutic und Rast, die beide erstmals überhaupt auf einem Riesenslalom-Podest stehen, trauen sich im Ziel nicht so recht zu jubeln.

Am Sonntag informiert das US-Team über den Gesundheitszustand Shiffrins. Bänder, Knochen sowie innere Organe seien nicht beschädigt. Es gebe aber eine Stichwunde auf der rechten Seite des Bauchs und «ein schweres Muskeltrauma». Die Wunde habe nicht genäht werden können, «weil sie zu tief ist und ein Infektionsrisiko besteht». Wann Shiffrin auf die Skipisten zurückkehren wird, ist ungewiss.

Zeit zur Heilung hat die Amerikanerin jetzt zumindest etwas. Die beiden Riesenslaloms, geplant für kommendes Wochenende im kanadischen Mont-Tremblant, fallen wegen Schneemangels aus. Ob und wo sie nachgeholt werden in diesem Winter, ist noch nicht bekannt.

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19 Clarisse Breche

Die Französin hat es mit Startnummer 54 in den zweiten Lauf geschafft. Schon beim Riesenslalom am Samstag hat sie mit Rang 16 verblüfft. Im Slalom fällt sie weit zurück. Sie verliert 2,67 Sekunden und ist Letzte.

20 Cornelia Oehlund

Die erst 19-jährige Schwedin startet gut – und hat dann einen grossen Fehler. So fällt auch Oehlund zurück, es reicht nur zu Zwischenrang 9, knapp vor Gritsch.

21 Franziska Gritsch

Die nächste Österreicherin ist unterwegs. Im Sommer hat sie den Skihersteller gewechselt, die Umstellung ist noch nicht ganz geglückt. Gritsch verliert viel Zeit, im Ziel sind es 2,45 Sekunden. Höpli bleibt auf Rang 2.

22 Martina Dubovska

Die Tschechin scheidet als erste in diesem zweiten Lauf aus.

23 Michelle Gisin

Die Engelbergerin hat einen schwierigen Saisonstart hinter sich, Rang 22 ist ihr bisheriges Bestresultat. Auch heute läuft es gar nicht für die 30-Jährige, die auch in diesem Winter alle Disziplinen bestreitet. Sie verliert eineinhalb Sekunden auf Slokar und liegt auf Rang 5.

24 Aline Höpli

Die 23-jährige Schweizerin ist zum ersten Mal dabei in einem zweiten Lauf eines Weltcuprennens. Und Höpli macht ihre Sache gut. Sie hält lange mit Slokar mit, am Ende gibt es Zwischenrang 2 und die ersten Weltcuppunkte.

25 Andreja Slokar

Die Slowenin ist ohne Servicemann in Killington, weil sich dieser verletzte. Manfred Mölgg, der ehemalige italienische Weltcupfahrer, ist eingesprungen. Slokar ist deutlich schneller als Collomb, genau: 1,13 Sekunden.

26 Giorgia Collomb

Die Italienerin ist erst 18 und schaffte es mit Startnummer 59 in den zweiten Lauf. Und die Zeit leuchtet in Grün! 23 Hundertstel ist sie schneller als Lamure.

27 Jessica Hilzinger

Die erste von drei deutschen Athletinnen stürzt sich aus dem Starthaus. Hilzinger, in der Schweiz geboren, kann die Französin Lamure ebenfalls nicht von Platz 1 verdrängen. Sie ist Vierte und Letzte.

28 Lisa Hörhager

Die erste Österreicherin ist unterwegs. Auch sie verliert Zeit auf Lamure. Im Ziel sind es 57 Hundertstel, ergibt Zwischenrang 3.

29 Hanna Aronsson Elfman

Die erst 21-jährige Schwedin hat schon oft bewiesen, dass sie über einen ganz schnellen Schwung verfügt. Doch heute reicht es nicht, um Lamure von der Spitze zu verdrängen. Rang 2 mit 36 Hundertsteln Rückstand.

30 Marie Lamure

Die Französin eröffnet den zweiten Lauf, den der Schweizer Trainer Jörg Roten gesteckt hat. Lamure setzt eine erste Zeit: 1:49,84.

So lief der 1. Lauf

Manchmal kann Sport so simpel sein. Camille Rast erfährt das in den letzten Tagen und Wochen. Dritte beim Slalom von Gurgl, Dritte im Riesenslalom von Killington – nie zuvor stand die Walliserin auf einem Weltcuppodest. Ihre Erklärung: «Wenn es gut läuft, ist es auch einfacher, an die Rennen zu reisen und zu sagen: Ich bin da, ich kann gut Skifahren, also zeige ich das jetzt.» So sagt das die 25-Jährige gegenüber SRF vor dem Slalom vom Sonntag.

Und wie es eben ist, wenn es einfach läuft, das zeigt Rast auch in diesem ersten Lauf des Slaloms von Killington. Obwohl sie im Schlussteil kurz orientierungslos scheint, weil eine Kombination speziell gesteckt ist, schafft sie es auf Rang 3. Nur 12 Hundertstel verliert die Schweizerin auf die führende Deutsche Lena Dürr, dazwischen klassiert sich noch die Schwedin Anna Swenn Larsson. Rast hat im zweiten Lauf (ab 19 Uhr hier im Liveticker) also beste Aussichten auf ihren dritten Podestplatz in Serie.

Rast von Depression und Verletzungen gebremst

Lange hat sie sich gedulden müssen, bis sie an der Weltspitze angekommen ist. Rast wurde immer wieder als das vielversprechendste Talent im Team der Schweizer Technikerinnen gepriesen. Doch eine schwere Depression, Knieprobleme, letztlich auch das hartnäckige Pfeiffersche Drüsenfieber warfen sie immer wieder zurück. Einmal sagte Rast, sie habe drei Jahre ihrer Karriere verloren – da war sie gerade einmal 23.

Zwei Jahre später ist sie dort angekommen, wo sie ihre Trainer längst gesehen haben. Und in ihrem Schatten bewegt sich auch Mélanie Meillard immer weiter nach vorne. Ski-Zwillinge wurden die beiden in der Vergangenheit genannt, weil ihr Weg und ihre Veranlagungen so ähnlich waren. Auch Meillard erlitt viele Rückschläge, war immer wieder verletzt. Das ist derzeit weit weg. Nach zwei Top-10-Plätzen in den ersten Slaloms der Saison hat sie auch in Killington Chancen auf ein starkes Resultat. Die Schwester von Edeltechniker Loïc Meillard liegt nach Durchgang 1 direkt hinter Rast auf Rang 4. Mit Wendy Holdener als Neunte hat es noch eine weitere Schweizerin in die Top 10 geschafft. 

Shiffrin und die misslungene Party

Grosse Abwesende an diesem Sonntag ist Mikaela Shiffrin. Es hätte ihr Wochenende werden können, ja werden müssen. Es war alles so perfekt angerichtet für die beste Skifahrerin, die es je gab.

Der Zufall wollte es, dass die 29-Jährige genau bei einem US-Rennen Sportgeschichte hätte schreiben können, indem sie die Fabelmarke von 100 Weltcupsiegen knackt. Im ersten Lauf des Riesenslaloms am Samstag ist sie schon auf bestem Weg dazu, ist sie klar die Schnellste. Und die Amerikanerin ist das auch im zweiten – bis sie in einer Rechtskurve wegrutscht, in eine Torstange knallt, es sie überschlägt und sie in den Netzen landet. Es ist ein Fehler, der Shiffrin kaum je passiert ist in ihrer Karriere, vielleicht wollte sie diesen 100. Sieg vor Heimpublikum etwas zu sehr. Stattdessen herrscht im Ziel Katerstimmung, während der Skistar im Schlitten abtransportiert wird.

Selbst Siegerin Sara Hector sowie Zrinka Ljutic und Camille Rast, die beide erstmals überhaupt auf einem Riesenslalompodest stehen, trauen sich nicht so recht zu jubeln.

Entwarnung kommt ein paar Stunden später. Shiffrin meldet sich mit einem Video aus dem Spitalbett. «Im Moment gibt es keinen Grund zur Sorge. Ich habe eine ziemliche Schürfwunde», sagt sie und filmt eine verletzte Stelle links an ihrem Bauch, die gerade versorgt wird. «Ich kann mich nicht bewegen. Es tut mir so leid, dass ich euch alle erschreckt habe.»

Am Sonntag, noch vor dem Start zum Slalom, bestätigt das US-Team, dass bei Shiffrin Bänder, Knochen sowie innere Organe nicht beschädigt seien. Es gebe aber eine Stichwunde auf der rechten Seite des Bauchs und «ein schweres Muskeltrauma». Die Wunde habe nicht genäht werden können, «weil sie zu tief ist und ein Infektionsrisiko besteht».

Wegen des Einstichs verlangte Shiffrin am Samstag wohl auch nach dem Rettungsschlitten. «Sie bat darum, weil sie unter Schock stand, sich überhaupt nicht bewegen konnte und Angst vor inneren Organverletzungen hatte», heisst es in der Mitteilung. Die Schmerzen bei Shiffrin sind auch am Tag danach noch gross. Sie ist so schlecht zu Fuss, dass sie es auch nicht als Zuschauerin in den Zielraum des Slaloms schafft. Wann Shiffrin auf die Skipisten zurückkehren wird, ist ungewiss.

Zeit zur Heilung hat Shiffrin jetzt zumindest etwas. Die beiden Riesenslaloms, geplant für kommendes Wochenende im kanadischen Mont-Tremblant, fallen wegen Schneemangels aus. Ob und wo sie nachgeholt werden in diesem Winter ist noch nicht bekannt.

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