Riesenslalom Männer in Val-d’IsèreSie sahen Odermatt schon in Bedrängnis – dann zeigt er diesen verrückten Lauf
Der Nidwaldner macht viele Fehler und gewinnt doch mit einem riesigen Vorsprung. Es ist auch die Antwort auf die Schlagzeilen vor diesem Wochenende.
Was hiess es nicht alles vor diesem Riesenslalom in Val-d’Isère. «Marco ist der grosse Verlierer», übertrieb der frühere französische Abfahrer und heutige Eurosport-Experte Johan Clarey. «Absagen als Gefahr», titelte der «Blick» über die Kolumne von Ski-Legende Bernhard Russi. Und weil die Schweizer jüngst einen Tag später aus Beaver Creek abreisen konnten als die Österreicher, stand auf der Website der Zeitung «Österreich»: «Warum Schwarz Konkurrent Odermatt auch abseits der Piste verzweifeln lässt.»
Dann also kommt dieser Samstag, dieser ultraspäte Saisonstart für Marco Odermatt, weil zuvor sechs von sieben Rennen abgesagt wurden und nur ein Slalom in Gurgl stattfand. Es schneit, als sich der Nidwaldner abstösst aus dem Starthaus der Face de Bellevarde, dieser steilen und ruppigen Piste, die da schon gezeichnet ist von den 29 Athleten, die vor ihm zum 2. Lauf angetreten sind.
Odermatt rutscht weg, immer wieder, einmal steht er quer. Vielleicht ist die Behauptung ein wenig gewagt, wohl eher aber nicht: Kein anderer aktueller Skifahrer hätte damit noch das zustande gebracht, was dem 26-Jährigen gelingt. Er gewinnt. Und nicht nur das. Er gewinnt mit 98 Hundertsteln Vorsprung. Nur 25 Hundertstel verliert er im zweiten Lauf auf Marco Schwarz, der ohne Fehler durchkommt – und Odermatt also verzweifeln lassen soll in diesem Winter. Der Österreicher wird Zweiter.
Den Unterschied machte Odermatt im ersten Lauf. Er sagt: «Das ist die Taktik: Am Morgen Vorsprung herausholen, dann kann ich mir auch Fehler leisten.» Schon im ersten Durchgang rumpelte es einige Male bei seiner Fahrt, der Kurs wurde vom kroatischen Trainer auch sehr eng gesteckt, was Odermatt nicht mag. «Andere Nationen versuchen, mich auszubremsen», sagt er. Es gelingt auch an diesem Samstag nicht.
Ein Andorraner auf dem Podest
Flankiert wird Odermatt auf dem Podest von Joan Verdú, der Dritter wird – auch das eine wunderbare Geschichte an diesem Wintertag in den Savoyen. Weil der 28-Jährige auf diese Saison hin zur Grossmarke Head gewechselt hat, erschien er beim geplanten Auftakt in Sölden bei der Präsentation des Herstellers und sagte: «Jetzt fühle ich mich auch einmal wichtig.» Nun darf er sich auch wegen seiner Fahrten in Val-d’Isère so fühlen.
Die ganz grosse Geschichte aber schreibt einmal mehr Odermatt, den manche schon in Bedrängnis sahen im Gesamtweltcup, weil der Riesenslalom in Sölden abgebrochen wurde und vier Abfahrten und ein Super-G dem Wetter zum Opfer fielen. «Klar, es wurden Rennen in meinen Disziplinen abgesagt. Aber es ist immer eine Frage, mit wem man vergleicht.»
Diesen Vergleich haben im Skizirkus schon alle gemacht: Marco Schwarz könnte zum Herausforderer des zweifachen Gesamtweltcupsiegers werden, weil er in sämtlichen Disziplinen das Potenzial auf Spitzenplätze hat, eben auch im Slalom, wo Absagen sehr selten sind. Zweimal Zweiter ist der Österreicher geworden in den ersten beiden Rennen – und am Sonntag hat er im Slalom im Gegensatz zu Odermatt die Chance, wieder viele Punkte zu holen. Die angeschlagene Pace ist hoch.
Doch was eben auch Fakt ist: Einige der abgesagten Speedrennen werden nachgeholt – und in diesen ist Odermatt genauso stärker einzuschätzen als Schwarz wie in den Riesenslaloms. Zudem ist erst ein kleiner Bruchteil der Rennen in dieser Rekordsaison gefahren, in der 45 Wettkämpfe angesetzt waren und noch immer viele stattfinden werden.
Odermatt jedenfalls hat die Antwort auf die frühen und aufgeregten Schlagzeilen zum erstmöglichen Zeitpunkt gegeben. Und zwar auf der Piste.
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