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Meinung

Kommentar zur Freilassung des Mafia-Killers
Skandalös – und leider nötig

Giovanni Brusca, hier nach einer Anhörung vor Gericht 1996, hat für die Mafia mehr als 100 Menschen ermordet – aber den Behörden entscheidende Hinweise im Kampf gegen die Cosa Nostra gegeben.
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Ein Dilemma zerreisst Italien. Es ist nicht neu, es stellt sich diesmal aber so virulent wie selten zuvor. Giovanni Brusca, der berüchtigtste Killer der sizilianischen Mafia, ist nach 25 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen worden. Brusca hat 150 Morde gestanden. Er war es auch gewesen, der 1992 den Knopf drückte und Richter Giovanni Falcone in die Luft sprengte. 25 Jahre Haft für 150 Morde? Das ist natürlich ein Hohn für die Opfer, die Angehörigen und für Italien als emotionales Ganzes.

Ob Brusca seine vielen Taten auch wirklich bereute, ist zweitranging.

Doch gesetzlich ist alles rechtens. Brusca hat als Kronzeuge mit der Justiz gearbeitet – und profitierte deshalb von einem massiven Strafrabatt. Schon während der Haft gab es immer wieder Privilegien: Freigang, einige Tage Ferien unter Aufsicht, längere Besuchszeiten. Ob Brusca seine vielen Taten auch wirklich bereute, wie es das Gesetz für die sogenannten «pentiti», die Reumütigen, eigentlich vorsähe, ist dabei zweitrangig.

Es stellte sich nämlich heraus, dass er eine verlässliche und ergiebige Quelle war. Dem Staat gelangen dank Bruscas Insiderinformationen viele Festnahmen und eine Schwächung der Cosa Nostra, was sonst wohl nicht gelungen wäre. Wahrscheinlich konnte so auch viel zusätzliches Leid verhindert werden. Die skandalös frühe Freilassung von Leuten wie Brusca ist der Preis, den Italien dafür bezahlt, dass es ohne Kronzeugen machtlos ist gegen die Unterwelt.