Angriffige SuperturnerinJetzt legt sich Simone Biles mit Trump an
Dritte Entscheidung, drittes Gold: Die 27-Jährige dominiert in Paris nach Belieben. Mit einem Tweet mischt sie sich subtil in die US-Präsidentschaftswahl ein.
Eine Simone Biles braucht nicht viele Worte, um Aufregung zu stiften. Die US-Kunstturnerin ist in ihrer Heimat längst zu einer überdimensionalen Figur im Sport geworden, ausserhalb der grossen Profiligen erst recht. Eine 1,42 Meter kleine Riesin mit wachsendem Einfluss über die Turnfläche hinaus. Vielleicht macht das den einen oder die andere nervös.
Jedenfalls hat sich Biles entschlossen, ihre Dominanz in Paris zu nutzen, um sich in den Präsidentschaftskampf einzumischen. Nicht direkt, eher subtil. Nach ihrem Sieg im Mehrkampffinal vom Donnerstag setzte sie einen Tweet ab, nur fünf Worte lang und eigentlich frei interpretierbar – aber wahrscheinlich doch sehr viel eindeutiger. «I love my black job», schrieb sie.
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Die Kommentatoren in den US-Medien waren sich einig, dass Biles mit diesem Satz auf Donald Trump zielte. Der Präsidentschaftskandidat war zuvor an einer Medienkonferenz auf die Idee gekommen, Menschen mit sogenannt schwarzen Jobs und Asylbewerber gegeneinander auszuspielen.
«Undokumentierte Einwanderer», so sagte er wörtlich, würden «die schwarzen Jobs» wegnehmen. Er sagte nicht «den Schwarzen» – aber mit vergleichbaren Aussagen bei früherer Gelegenheit hat Trump nicht den Ruf, dass ausgeschlossen werden kann, dass er genau das damit meinte.
Bei derselben Medienkonferenz sinnierte der 78-Jährige schliesslich, dass seine neue Widersacherin im Präsidentschaftsrennen, Kamala Harris, aus «politischen Gründen zur Schwarzen wurde». Harris hat Wurzeln in Jamaika und Indien und ihre Hautfarbe eher nicht erfunden, wie von Trump behauptet.
Fünf Goldmedaillen sind möglich
Biles zeigte sich von den Turbulenzen, die ihr kurzer Tweet in der Heimat hervorrief, unbeeindruckt. Am späten Samstagnachmittag gewann sie mit der Gesamtnote von 15,300 im Gerätefinal am Sprung ihre nächste Goldmedaille – vor der Brasilianerin Rebeca Andrade und Landsfrau Jade Carey. Es ist in der dritten Entscheidung der Turnbewerbe von Paris der dritte Sieg nach Gold im Mehrkampf und mit dem Team. Am Montag hat sie am Balken und vor allem Boden weitere Medaillenchancen.
Eindrücklich zeigt sich der Turn-Superstar von der mentalen Blockade erholt, die ihr bei den Sommerspielen 2021 die Gelegenheit nahm, noch mehr Edelmetall zu gewinnen. Auch die Reaktionen von damals sind noch nicht vergessen, sie holen zum Beispiel J.D. Vance ein. Der Politiker der republikanischen Partei ist Trumps Vizekandidat und war seinerzeit nicht bereit, Verständnis für Biles’ Wettkampfverzicht aus Sicherheitsgründen zu haben.
Stattdessen sagte er in einem Interview mit Trump-Haussender Fox: «Es ist ziemlich schlecht um unsere Gesellschaft bestellt, wenn wir versuchen, Menschen nicht für Momente der Stärke zu loben oder für Momente des Heldentums. Sondern für ihre schwächsten Momente.»
Aussagen wie diese fliegen ihm nun um die Ohren. Angesichts des brillanten Comebacks der Superturnerin auf der olympischen Bühne schreibt ein Kulturmagazin vor wenigen Tagen: «Biles hat gezeigt, dass der beste Weg zum Sieg manchmal übers Aufgeben führt.»
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