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Meinung

Kims Hexenapotheke
Siebenmal toter

«In der Schweiz wird durchschnittlich jede zweite Woche eine Frau von einem ihr nahestehenden Mann ermordet»: Kim de l’Horizon.
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Diese Kolumne ist leider immer aktuell. Untenstehend finden Sie eine Liste der Femizide dieses Jahres. In der Schweiz wird durchschnittlich jede zweite Woche eine Frau von einem ihr nahestehenden Mann ermordet (Ehemann, Lebensgefährte, Ex-Partner, Bruder, Sohn). Frauen werden in ihrem familiären Umfeld siebenmal häufiger ermordet als Männer. Das heisst, auf 10 getötete Männer kommen 70 getötete Frauen. Zu Menschen, die weder Mann noch Frau sind, gibt es keine Zahlen. Konservative politische Kräfte wehren sich sowohl gegen die Verwendung des Begriffs «Femizid», um Opfer struktureller patriarchaler Gewalt zu bezeichnen und diskursiv genau zu erfassen, wie auch gegen das Führen offizieller Statistiken. Die untenstehende Liste stammt von der Website Stopfemizid.ch. Es ist die einzige Seite, die diese Information zusammenträgt, die ich gefunden habe. Die Personen, die an dieser Website arbeiten, tun dies unbezahlt. Danke, Eidgenossenschaft.

Ich möchte einwenden, dass die Kategorie «Frau» unvollständig ist. Oft motivieren verschiedene Identitätsmarker zusammen zu Mord/Gewalt. Neben Informationen zum Geschlecht sollten auch rassistische, behindertenfeindliche, trans- und queerphobe, klassistische wie auch andere Hassmotive erfasst werden. Gegen diese erweiterte Analyse struktureller Gewalt gibt es grossen politischen Widerstand. Es ist ja klar wieso: Diese Daten wären ein grundsätzlicher Schritt, um Minderheiten besser zu schützen.

«Wenn Sie an einer gleichberechtigteren Gesellschaft interessiert sind, lohnt es sich, von Zeit zu Zeit die Privilegien zu checken.»

Wenn Sie sich noch nie mit diesen Themen befasst haben, sind Sie vermutlich ziemlich privilegiert. No shame on that. Aber mit Privilegien kommt Macht, und Macht bedeutet in dieser Gesellschaft Macht-über-Ohnmächtige. Wenn Sie an einer gleichberechtigteren Gesellschaft interessiert sind, lohnt es sich, von Zeit zu Zeit die Privilegien zu checken. Ein Privileg ist genau dies: sich nicht um etwas sorgen zu müssen. Was Sie dagegen tun können: sich fragen, was alles in Ihrem Leben dazu geführt hat, dass Sie sich nie damit beschäftigen mussten. Welche Faktoren haben es Ihnen ermöglicht, Ihr Alter zu erreichen, ohne dass Sie je gezwungen waren, sich aktiv mit der Frage auseinanderzusetzen: Wie wirkt strukturelle Gewalt auf weibliche Körper ein?

Femizide im Jahr 2023

  • 15. Februar 2023, Rupperswil, Aargau. Die Frau wurde 47 Jahre alt.

  • 9. März 2023, Yverdon-les-Bains, Waadt. Die Frau wurde 40 Jahre, die Mädchen 13, 9 und 5 Jahre alt.

  • 21. März 2023, Siders, Wallis. Die Frau wurde 79 Jahre alt.

  • 26. März 2023, Dietikon, Zürich. Die Frau wurde 46 Jahre alt.

  • 8. April 2023, Bellach, Solothurn. Das Alter der Frau ist nicht bekannt.

  • 14. April 2023, Erlen, Thurgau. Die Frau wurde 39 Jahre alt.

  • 26. Mai 2023, Vevey, Waadt. Die Frau wurde 37 Jahre alt.

  • 27. Mai 2023, Lausanne, Waadt. Die Frau wurde 23 Jahre alt.

  • 19. Juni 2023, Neuenburg. Die Frau wurde 78 Jahre alt.

  • 25. Juni 2023, Lengnau, Bern. Die Frau wurde 54 Jahre alt.

  • 4. Juli 2023, Penthaz, Waadt. Die Frau wurde 18 Jahre alt.

Versuchte Femizide

  • 14. März 2023, Windisch, Aargau. Die Frau überlebt. Sie ist 42 Jahre alt.

  • 14. März 2023, Wetzikon, Zürich. Die Frau überlebt. Sie ist 38 Jahre alt.

  • 3. April 2023, Birsfelden, Basel-Landschaft. Die Frau ist 40 Jahre alt.

Quellen: https://www.stopfemizid.ch/deutsch#de1https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203505

Kim de l’Horizon, Shootingstar der Literaturszene, nähert sich in dieser Kolumne der Gegenwart, der Gesellschaft und der Erde an.