Bankerin Francesca McDonaghSie soll die Credit Suisse fit trimmen
Als rechte Hand des neuen CS-Chefs hat Francesca McDonagh den Auftrag, die Kosten bei der kriselnden Bank massiv zu senken. Sie selbst wird dagegen wohl mehr verdienen.
Francesca McDonagh hat es eilig. Denn eigentlich hätte sie ihren neuen Job bei der Credit Suisse erst am 1. Oktober anfangen sollen. Doch die Zeit drängt, die Bank braucht die Expertise der irischen* Bankerin dringend. Sie wird daher schon am 19. September ihren Posten antreten.
Die 47-jährige Managerin wird dann bei der CS als Chefin für die operativen Aufgaben (COO) anfangen. Damit wird sie zur rechten Hand des neuen CS-Chefs Ulrich Körner. Im Jargon der Bank wird sie die «operativen und kostenbezogenen Transformationsprojekte» mitprägen und verantwortlich sein für die «bankweiten Effizienzsteigerungen».
Im Klartext: Sie soll die Kosten drücken. Die Vorgabe ist klar: Die Ausgaben der CS sollen von aktuell rund 17 Milliarden Franken pro Jahr auf rund 15,5 Milliarden Franken sinken. Ein Stellenabbau dürfte unvermeidlich sein, offen ist nur, wie gross er ausfällt.
Sogar der Finanzminister bedauert ihren Weggang
McDonagh hat Erfahrung mit Sanierungen. Denn in den vergangenen fünf Jahren leitete sie die Bank of Ireland. In der Finanzkrise 2008 ging die Bank beinahe unter und musste wie die UBS vom Staat gerettet werden. Bei ihrem Amtsantritt 2017 war die Profitabilität der Bank immer noch ungenügend. In ihrer Amtszeit baute McDonagh über ein Drittel der Problemkredite ab und senkte die Kosten um 13 Prozent. Dabei wurden 1300 Stellen gestrichen. So steigerte sie den Gewinn um 25 Prozent.
Ihre Leistung wird auch von der irischen Regierung anerkannt. Als ihr Abgang Richtung Schweiz bekannt wurde, meldete sich Finanzminister Paschal Donohoe per Medienmitteilung zu Wort: Darin erklärte er, dass sich die Bank unter McDonaghs Führung «gut entwickelt» habe. Sie habe auch eine Schlüsselrolle dabei gespielt, den Kunden und dem Land zu helfen, durch die Covid-19-Krise zu kommen.
In der «Financial Times» wurde die Irin* von Wegbegleitern als ruhig und analytisch beschrieben – aber sie scheue sich nicht vor harten Einschnitten.
Sie kritisierte den Lohndeckel für Manager
Die neue CS-Top-Frau gilt zudem als hartnäckig. McDonagh stammt aus einfachen Verhältnissen, sie selbst wollte aber in Oxford studieren. Doch der Zugang zur Elite-Uni wurde McDonagh zunächst verwehrt. Weil sie bei der Fakultät intensiv nachhakte, wurde sie dann doch noch aufgenommen. Nach dem Studium der Philosophie, Politik und Wirtschaft startete sie ihre Karriere bei der Grossbank HSBC, wo sie unter anderem das europäische Vermögensverwaltungsgeschäft leitete. Sprich, mit dem Kerngeschäft der CS kennt sie sich aus.
Bei der Bank of Ireland war sie die erste Frau an der Spitze. Ihr Abgang aus Irland dürfte auch mit ihrem Salär zu tun haben. Denn mit dem Rettungspaket für die irischen Banken wurde auch eine Obergrenze für Managerlöhne bei Banken eingeführt. Bankmanager dürfen maximal 500’000 Euro verdienen. Ausnahmeregelungen sind möglich, McDonaghs Salär lag zuletzt bei 961’000 Euro – rund 926’000 Franken.
An der Obergrenze störte sie sich dennoch. Der irischen «Business Post» sagte sie im Frühling: «Lohn- und Boni-Beschränkungen waren in der Krise richtig, aber sie entsprechen nicht mehr der Realität.» So sei es extrem schwierig gewesen, gute Leute für die Bank anzuwerben. Schon im vergangenen Herbst suchte der Finanzchef der Bank of Ireland wegen des Gehaltsdeckels das Weite. Bei der CS dürfte die irische Managerin nun deutlich mehr verdienen – laut banknahen Quellen sei für sie das Zwei- bis Fünffache drin.
*Francesca McDonagh ist Irin und nicht Britin, der Artikel wurde entsprechend korrigiert.
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