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US-Finanzministerin Yellen
Sie ist jetzt Joe Bidens wichtigste Frau

Niemand ausser ihr hatte je alle drei Posten inne. Chefökonomin der US-Regierung, Notenbankchefin und nun Finanzministerin: Janet Yellen bei einem Interview. 
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Die Ausgabenprogramme der US-Regierung und die Geldspritzen der Notenbank übertreffen alles, was das Land in Friedenszeiten je gesehen hat. Mit 1,9 Billionen Dollar will Präsident Joe Biden den Menschen helfen, durch die Corona-Krise zu kommen.

Im Zentrum dieser Politik steht weniger Biden als vielmehr seine Finanzministerin Janet Yellen. Mehr als alle anderen hat die 74-jährige Ökonomin das Wissen und mehr noch die Erfahrung, um diese Politik zu verteidigen und zu begründen.

Für eine Regierung der Demokraten war sie bereits 1997 bis 1999 als Chefökonomin unter Bill Clinton tätig und insgesamt 16 Jahre lang Teil des Führungsgremiums der US-Notenbank Fed. Von 2014 bis Anfang 2017 leitete sie das Institut, bis Donald Trump ihre Wiederwahl verweigerte und sie durch ihren Kollegen im Leitungsgremium, Jerome Powell, ersetzte.

Auf Wunsch von Donald Trump hat er Yellen an der Spitze der US-Notenbank abgelöst: Ihr einstiger Kollege im Leitungsgremium des Fed, Jerome Powell. 

Keine Frau vor ihr leitete je das Finanzministerium oder das Fed und niemand vor ihr gleich beide Institutionen. Ihre Erfahrung ist auch deshalb besonders gefragt, weil das jüngste Rettungspaket im Parlament keine einzige Stimme aus dem Lager der oppositionellen Republikaner erhielt. Und eine Reihe von Ökonomen, die den Demokraten nahestehen, kritisieren den Umfang des Pakets ebenfalls.

Die grösste Bedeutung hatte ein Kommentar von Larry Summers. Auch dieser Ökonom war für Regierungen unter Demokraten tätig: als Finanzminister unter Bill Clinton und als Chefökonom unter Barack Obama. Summers’ Warnung: Mit dem riesigen Programm letztlich könne die Inflation angeheizt werden und für spätere Aufgaben das Geld fehlen.

Yellen kämpfte zeitlebens gegen starke Widerstände

Summers war einst Konkurrent von Yellen. Die Regierung unter Obama wollte eigentlich ihn und nicht die Ökonomin auf den Chefsessel des Fed hieven. Doch der Ökonom hatte es sich mit vielen verscherzt.

Zum einen, weil er als Finanzminister Clintons die Deregulierung der Bankbranche mit vorangetrieben und verteidigt hat, was später die Finanzkrise befeuert hat. Zum anderen, weil er sich als Präsident der Elite-Universität Harvard abschätzig über Frauen geäussert hat, indem er behauptete, diese seien aus biologischen Gründen weniger für technische und mathematische Fächer befähigt.

Kreuzt den Weg von Yellen nicht zum ersten Mal: Ökonom und Ex-Finanzminister Larry Summers.

Summers’ Haltung wirft ein Licht auf die Widerstände, denen Yellen sich während ihres Werdegangs gegenüberstand, ebenso wie auf die Lage anderer Frauen in der Ökonomenzunft. Das für sie abstossende Klima an den Universitäten hat Yellen wiederholt scharf verurteilt und Vorschläge zur Besserung vorgelegt. Für die Gleichberechtigung der Geschlechter hat sie sich zeitlebens engagiert.

Der Mangel an Frauen in der Ökonomie führe laut Yellen zu einer zu technischen Blick der Wissenschaft auf die realen Probleme der Menschen.

Ein Nachteil des Mangels an Frauen in der Ökonomie sei eine zu technische Ausrichtung der Wissenschaft auch mit Blick auf die realen ökonomischen Probleme der Menschen. Das Fach sei deshalb dringend auf mehr Frauen angewiesen, nicht zuletzt wegen ihrer grösseren Empathie. Das gelte ganz besonders für das Drama der Arbeitslosigkeit, des zentralen Themas von Yellens Forschung als Wissenschaftlerin.

Die Auseinandersetzungen mit diesen Themen dürften auch bei Yellen zu Hause intensiv geführt werden. Sowohl ihr Sohn Robert als auch ihr Mann George Ackerlof, den sie im Studium kennen gelernt hat, sind Wirtschaftsprofessoren. Für seine Forschung hat ihr Gatte den Nobelpreis erhalten.

Expertin für Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit und das damit verbundene Elend haben für sie deshalb eine sehr viel höhere Priorität als steigende Preise, die ihrer Einschätzung nach ohnehin nur ein vorübergehendes Phänomen sind. Diese Sicht teilt Jerome Powell, ihr Nachfolger bei der Notenbank, wie er am Mittwoch betont hat.

Yellen hat nach der Finanzkrise beim Fed hautnah erlebt, welche Folgen das zu bescheidene Ausgabenpaket der damaligen Regierung unter Barack Obama hatte. Nicht nur lag deshalb die ganze Last der Stabilisierung der Wirtschaft bei ihr und ihren Kollegen bei der Notenbank. Die deshalb verbleibenden Schäden in der Wirtschaft gelten zudem mit als Wegbereiter für die Wahl von Donald Trump.