Geldblog: Ukraine-Krieg und BörsenrisikoSelbst sichere Anlagen sind nie hundert Prozent sicher
Wer Wert auf höchste Sicherheit legt, sollte Ratings von Kreditagenturen im Auge behalten und sein Geld bei verschiedenen Banken deponieren.
Ihre Einschätzung zur Anfrage eines Rentner-Paares in der Sonntagszeitung hat mich sehr interessiert, da wir in einer ähnlichen Situation stecken. Dabei haben Sie die Kassen-Obligationen von Cembra erwähnt. Wie solide schätzen Sie diese Bank ein? Ihr Rating von nur A- ist nicht eben berauschend. Oder? Leserfrage von R.R.
Die Cembra Money Bank mit Hauptsitz in Zürich ist an der Schweizer Börse SIX kotiert. Auch ihre Aktien sind seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, der die Finanzmärkte belastet, weiter unter Druck gekommen. Da dies im Einklang mit dem Markt erfolgt, sollte Sie dies aber nicht beunruhigen. Wichtiger sind die Fundamentaldaten des Unternehmens. Die Cembra Money Bank ist eine Finanzdienstleisterin mit Fokus auf Kredite, Leasing und Kreditkarten. Darüber hinaus bietet sie auch Sparprodukte wie die von Ihnen erwähnten Kassenobligationen.
Aufgrund der historisch tiefen Zinsen haben viele Banken die früher beliebten Kassenobligationen weitgehend aus dem Angebot gekippt oder bieten Zinssätze nur auf Anfrage an, was bedeutet, dass man keinen oder fast keinen Zins bekommt. Weil sich Cembra, die nach eigenen Angaben über 1 Millionen Kunden zählt, für die von ihr erteilten Kredite auch über Sparprodukte refinanziert, hat sie trotz tiefen Zinsen nach wie vor Kassenobligationen im Sortiment, auf denen sie mit einer Laufzeit von 5 Jahren 0,7 Prozent und Laufzeit 10 Jahren 1,1 Prozent Zins bezahlt.
Kassenobligationen haben für sicherheitsbewusste Investoren den Pluspunkt, dass sie anders als klassische Obligationen keinen Kursschwankungen ausgesetzt sind. Obligationen von erstklassigen Schuldnern werfen in Schweizerfranken momentan keinen oder nur einen mickrigen Zins ab, der tiefer liegt als jener der Cembra-Kassenobligationen. Mit vielen Franken-Anleihen von Top-Schuldnern verliert man derzeit unter Berücksichtigung von Gebühren faktisch Geld und ist zusätzlich möglichen Kursschwankungen ausgesetzt. Selbst einen nur leicht höheren Zins gibt es allerdings nie gratis – auch bei der Cembra Money Bank nicht. Diese wird von der internationalen Ratingagentur Standard & Poor’s mit A– bewertet.
Die Ratings sind ein guter Indikator, um die Risiken im momentanen Umfeld zu beurteilen.
Standard and Poor´s (S&P) ist vor Fitch und Moody’s die grösste internationale Ratingagentur. Die Einstufung der Cembra Money Bank mit A- ist nicht top – oder wie Sie es ausdrücken «nicht berauschend», aber auch nicht schlecht. Ein Top-Rating wäre ein AAA. Dieses sagt aus, dass der Schuldner laut S&P die höchstmögliche Bonität besitzt und ein Ausfallrisiko unwahrscheinlich ist. Zu den wenigen Banken weltweit, welche ein AAA-Rating von Standard and Poor's aufweisen, zählt etwa die Zürcher Kantonalbank. Doch bei dieser gibts Kassenobligationen nur noch auf Anfrage – sicher aber nicht zu Zinsen wie bei Cembra.
Ein Rating A- wie es Cembra hat, bedeutet, dass S&P eine Anlage als sicher einstuft, allerdings nur dann, wenn keine schwerwiegenden Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche negativ beeinflussen. Wesentlich schlechter wären Ratings im B-Bereich. Eine BBB-Einstufung bedeutet, dass S&P eine Anlage nur noch als eher durchschnittlich gut und nicht sonderlich sicher einstuft und schon kleinere Verschlechterungen der Wirtschaft zu Problemen bei der Anlage führen können. Gleich wie die Cembra Money Bank stuft S&P die Grossbank UBS ein – schlechter hingegen die Grossbank Credit Suisse Group, die ein Langfristrating von S&P von BBBplus hat.
Selbst all diese Ratings geben Ihnen keine absolute Sicherheit, da diese auch kurzfristig ändern können. Sie sind aber dennoch ein guter Indikator, um die Risiken im momentanen Umfeld zu beurteilen. Als Anleger, der hohen Wert auf Sicherheit legt, sollte man immer auch den schlimmstmöglichen Fall im Kopf haben: Was würde passieren, wenn eine Bank zusammenbricht? Gelder, die man auf dem Konto einer Bank hat, sind im Konkursfall bis maximal 100'000 Franken je Kunde gesetzlich geschützt. Zu den gesicherten Einlagen gehören laut der Einlagensicherung Esisuisse auch Kassenobligationen, «die im Namen des Inhabers bei der ausgebenden Bank hinterlegt sind». Doch Vorsicht: Die gesetzliche Sicherung ist auf 100'000 Franken pro Kunde und Bank beschränkt.
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