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Vorbeugen gegen Blackout
Seine Generatoren sind gefragt wie nie

Stromgeneratoren in allen Grössen für alle Zwecke: Alleinunternehmer Peter Brändle.
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«Es läuft wie verrückt», sagt Peter Brändle am Telefon. Er sitzt in seinem Range Rover, unterwegs zu einem Kunden in der Ostschweiz. Er hat wenig Zeit zum Reden. Denn was der Unternehmer aus Wil im Kanton St. Gallen anzubieten hat, ist momentan heiss gefragt: Notstromaggregate in allen Grössen, für alle Zwecke. 

«Angefangen hat es schon im letzten Winter, aber seit März steigen die Anfragen exponentiell», erklärt Brändle beim Treffen zwei Tage später. Er macht extra halt auf dem Weg zu einem Kunden, diesmal in einem Zürcher Vorort. Ein relativ kleines Aggregat hat er gleich dabei: einen sogenannten Inverter. Er läuft mit Benzin und liefert genug Stromleistung, um zwei Kochplatten, einen Kühlschrank, einen Gefrierschrank und einen Föhn zu betreiben. Der Kunde will sich wappnen für einen Stromtotalausfall.

Der Generator wiegt 35 Kilogramm und lässt sich wie ein Rollkoffer von Hand mühelos bewegen. «Sie können ihn auf den Balkon stellen und dort laufen lassen», sagt Brändle, und wirft ihn gleich an. «Das Modell ist weniger laut als ein Kleinauto bei Tempo 50 – den Tag durch fällt das gar nicht auf.» Vom Balkon in die Wohnung gelangt der Strom via Kabelrolle. Die hat zwei normale Dreipolsteckdosen. Daran können Bügeleisen, Kaffeemaschine oder Computer direkt angeschlossen werden. Kostenpunkt für eine solche Kleinstanlage mit allem notwendigen Zubehör: 1800 Franken. 

Unabhängigkeit ist ihm wichtig

Peter Brändle ist in eine Unternehmerfamilie hineingeboren. Vier Jahrzehnte lang leitete er den von seinem Vater gegründeten Spezialfahrzeugproduzenten Tony Brändle AG, ebenfalls in Wil. Die Firma baut Feuerwehrautos aller Art und hat über 50 Angestellte. Vor sechs Jahren trat Brändle aus der Familienfirma aus, um etwas Neues anzufangen.

Mit Notstromaggregaten kannte sich Brändle schon aus. Und die Idee, sich mit Generatoren notfalls auch bei einem Stromausfall über die Runden bringen zu können, gefiel ihm. In seinem Einfamilienhaus hat er selbstredend eine Notstromanlage eingebaut. Falls kein Gas für seine Gasheizung mehr fliesst, kann er auf ein Umluft-Cheminée zurückgreifen. Genügend Holz ist eingelagert. 

Unabhängigkeit, auch finanziell, ist Brändle wichtig.

Notstrom für 20’000 Franken 

Sein Geschäft betreibt Brändle allein. Er lässt sich von den Kundinnen und Kunden erklären, was sie benötigen. Er berechnet, welche Lösungen infrage kommen. Er macht eine Offerte, liefert die Geräte und installiert sie. «Ich habe ein paar Handwerker für komplexere Arbeiten an der Hand, das reicht völlig.» Etwa einen Schlosser, der eine Benzinleitung um mehrere Kellerecken herum konstruieren kann. Oder Heizungsmonteure, die eine grössere Anlage ins Heizsystem integrieren können.

Eine grössere Anlage für grösseren Bedarf: Mobiles Notstromaggregat am Thunersee.

Brändle hat auch anspruchsvollere Kunden als den Wohnungsmieter bei Zürich. Etwa jener, der seine Villa während vier Wochen völlig selbstständig mit Strom versorgen will, bis hin zum Lift und der Ladestation fürs Elektroauto. Oder Gewerbebetriebe, die ihr Geschäft bei Stromausfall ohne Unterbruch weiter betreiben wollen: Elektrobohrer, Bandsäge und die Buchhaltung auf dem Computer, alles soll genügend Strom haben. Solche Anlagen kommen auf 20’000 Franken oder mehr zu stehen. 

«Wenn bei einem Stromausfall irgendwo noch ein Licht angeschaltet ist, fällt das sofort auf.»

Peter Brändle

Das Thema Strom-Blackout ist seit letzten Herbst virulent. Damals zeigte eine Studie des Bundes, dass schon 2025 der Strom knapp werden könnte. Der Ukraine-Krieg hat die Situation verschärft. «Nun geht es ums Ganze», sagte Energieministerin Simonetta Sommaruga Ende Juni. Die Notfallorganisation der Elektrizitätswerke hat auch schon einen Plan: Zuerst Sparaufrufe, dann Verbrauchseinschränkungen bei Rolltreppen oder Neonwerbung, dann Kontingentierung und schliesslich: Netzabschaltungen während mehrerer Stunden. Dieses Notfallszenario könnte Gewerbebetriebe teuer zu stehen kommen. Ausser sie haben einen eigenen Stromgenerator.

«Wissen Sie, schon wenn der Strom nur drei Tage ausfällt, dann herrscht Anarchie», sagt Brändle. Die Strassenbeleuchtung fällt aus, Tankstellen können kein Benzin mehr pumpen, in den Läden funktionieren Kühlregale und Ladenkassen nicht mehr, Alarmanlagen bleiben stumm, in den Wohnungen wird es kalt, weil auch die Gas- oder Ölheizung und die Wärmepumpe nur mit Strom funktionieren. 

«Wenn dann irgendwo noch ein Licht angeschaltet ist, fällt das sofort auf», sagt Brändle. Er erklärt seinen Kunden darum auch, wie sie ihren dann so wertvollen Generator vor Diebstahl schützen. Brändle hievt den Inverter in den Range Rover.

«Mal schauen, was der Kunde davon hält», sagt er. «Wenn er nicht zufrieden ist, nehme ich das Gerät wieder mit.» Denn Kunden, davon hat Peter Brändle momentan genug.