Russischer Konsul in LausanneSein Rücktritt wird von Moskau hinausgezögert
Der russische Honorarkonsular Frederik Paulsen ist längst von seinem Amt zurückgetreten. Doch das Aussendepartement in Bern weiss offiziell von nichts.
Die Botschaft war unmissverständlich. Am 1. März, eine Woche nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, informierte der russische Honorarkonsul Frederik Paulsen, dass er aufgrund der «aussergewöhnlichen und dramatischen Umstände, die sich unserer Kontrolle entziehen und die sich in der Ukraine abspielen», das Konsulat per sofort schliessen und auf seine Aktivitäten bis auf weiteres verzichten werde. Alle notwendigen Formalitäten und Verfahren im Zusammenhang mit der Entlassung des Honorargeneralkonsuls aus seinem Amt seien im Gang, teilte der schwedische Milliardär und Pharmaunternehmer Paulsen der Öffentlichkeit mit.
«Bis heute hat das EDA von der russischen Botschaft keinerlei offizielle Information über die Schliessung ihres Konsulats in Lausanne erhalten.»
Zwei Monate nach der Konsulatsschliessung existiert die russische Vertretung in Lausanne aber noch immer, zumindest aus Sicht des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Von der Liste der russischen Vertretungen in der Schweiz wurde das Konsulat nicht gestrichen. Sprecher Pierre-Alain Eltschinger schreibt: «Bis heute hat das EDA von der russischen Botschaft keinerlei offizielle Information über die Schliessung ihres Konsulats in Lausanne erhalten.» Eltschinger verweist auf geltendes internationales Recht, wonach «jede Konsulatsschliessung dem EDA von der Botschaft, der es untersteht, offiziell mitgeteilt werden muss». Sämtliche Formalitäten seien in der Wiener Konvention geregelt.
Für Paulsen ist die Sache klar
Was ist da passiert? Ist allenfalls etwas schiefgelaufen? Für Frederik Paulsen sei die Sache geklärt, signalisiert sein Sprecher Thierry Meyer auf Anfrage. «Herr Paulsen hat am 2. März der russischen Botschaft in der Schweiz schriftlich bestätigt, dass er von seiner Funktion zurücktritt», so Meyer.
«Gemäss geltendem russischem Recht müssen in Russland eine Reihe von Verfahren durchgeführt werden, bevor die russische Seite die Schweizer Seite offiziell über die Beendigung der Tätigkeit von Frederik Paulsen als Honorarkonsul informieren darf.»
Das Aussendepartement in Bern hat den russischen Botschafter seit Kriegsbeginn mehrfach zu Gesprächen einbestellt. Den Rücktritt des russischen Interessenvertreters in Lausanne hat der Botschafter dabei aber nicht offizialisiert, obschon er mit Paulsen in direktem Kontakt stand. Das bestätigt auch Botschaftssprecher Wladimir Chochlow. Er schreibt: «Gemäss geltendem russischem Recht müssen in Russland eine Reihe von Verfahren durchgeführt werden, bevor die russische Seite die Schweizer Seite offiziell über die Beendigung der Tätigkeit von Frederik Paulsen als Honorarkonsul informieren darf.» Um welche Verfahren es sich dabei handelt, dazu machte Chochlow keine Angaben.
Für Frederik Paulsen gibt es in dieser Situation wohl nur eine Option: Er muss sich in Geduld üben, bis er als Honorarkonsul auch gemäss den diplomatischen Gepflogenheiten abtreten kann.
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