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Mamablog: Falsche Bescheidenheit
Sei stolz auf dich!

Portion Selbstvertrauen gefällig? Selbstlob und Stolz tun uns nachweislich gut.
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Den Hashtag #stolz sieht man viel zu selten. Besonders wir Mütter sind fast nie stolz auf unsere Leistungen. Denn Leistung wird mit Mühsal gleichgesetzt, und stolz kann man nur sein, wenn es mühsam war, etwas zu leisten. Sonst gilt man schnell als «eingebildet».

Ich starre auf mein Handy und überlege, ob ich es wirklich posten soll. Dass mein Roman-Entwurf bei drei Testleserinnen liegt. Na ja, denke ich, bis zu einer eventuellen Veröffentlichung ist es noch lange hin. Falls diese überhaupt jemals eintrifft. Darf ich also jetzt schon stolz sein?

«Eine gesunde Portion Stolz gibt dir Selbstvertrauen und stärkt dein Ego.»

Sozialpsychologin Roos Vonk

Unbedingt! Das sage nicht ich, sondern Sozialpsychologinnen wie Roos Vonk vor Kurzem im «Flow»-Magazin. «Wenn du positiv über dich sprichst, passiert neurologisch dasselbe, wie wenn du ein Glas Wein trinkst oder eine süsse Waffel isst. Dein Belohnungszentrum erhält einen Schub, es schenkt dir ein angenehmes Gefühl. Eine gesunde Portion Stolz gibt dir daher Selbstvertrauen und stärkt dein Ego.» Und das, liebe Mütter, können wir alle gebrauchen, meint ihr nicht?

Egal, ob die Kinder noch Windeln tragen oder bereits die Fahrprüfung absolvieren, ob wir berufstätig sind oder nicht, es gibt täglich viele kleine Situationen, auf die wir stolz sein sollten. Ich meine damit nicht den elterlichen Stolz, an diesem hapert es ja meist weniger. Wenn das Kind den Abwasch macht, gute Noten schreibt oder im Fussball ein Tor gemacht hat, kann man natürlich stolz sein. Wichtiger wäre hier aber gemäss elterlichen Ratgebern, dass das Kind vor allem auf sich selber stolz ist.

Was ich heute anspreche, ist der Stolz auf uns selber. Und zwar nicht mit der grossen Leistung verbunden, wie alleine über den Atlantik zu segeln oder Krebs zu heilen. Ich gehe davon aus, dass jene Menschen kein Problem damit hätten, den Hastag #stolz neben ihrer Errungenschaft zu posten.

Stolz ist auch Mut zur Überwindung

Aber der gelungene Geburtstagskuchen? Diesen einen Task abhaken, den wir schon so lange vor uns herschieben? Der Freundin ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern? Nein, das sind keine grossartigen Leistungen. Genauso wenig wie endlich das Lohngespräch hinter sich zu bringen, egal, ob erfolgreich oder nicht. Oder dieses eine Projekt voranzubringen, das weit entfernt von perfekt, geschweige denn abgeschlossen ist.

‹Selbstlob stinkt›, heisst es ja so schön. Warum eigentlich?

Stolz darf man vorerst auf den eigenen Einsatz sein, den Mut zur Überwindung, ohne dass eine besondere Leistung dahinterstecken muss. Beziehungsweise sollte das schon als stolze Leistung gelten. Wer schon an einer Demonstration war, die einem am Herzen liegt, kennt das: Meine Tochter spricht heute noch vom Frauenstreik 2019, als sie zum ersten Mal mitkommen durfte. Sie war stolz, eine kleine Frau zu sein, die mit vielen anderen Frauen für unsere Rechte einstand. Eine Leistung ist das nicht, aber darf sie deshalb nicht stolz sein? Oder wer ist nicht stolz auf sich, wenn er jemandem helfen konnte? Ob einer alten Dame über den Fussgängerstreifen oder dem Kind bei den Hausaufgaben.

Viele reden von Dankbarkeit, es gibt Dankbarkeitstagebücher und sogar Dankbarkeitsseminare. Ich plädiere für Wochenlisten mit allem, worauf wir in den letzten sieben Tagen stolz waren. Wenn sich das seltsam anfühlt, liegt es daran, dass es uns Schweizer:innen – und ganz besonders uns Frauen – oft schwerfällt, uns selber zu loben. «Selbstlob stinkt», heisst es ja so schön. Warum eigentlich? Wir müssen ja nicht prahlen, schon gar nicht in den sozialen Netzwerken, das wird schon mehr als genug gemacht. Aber manchmal reicht es doch, wenn wir den besten Freundinnen eine Nachricht schicken: «#stolz darauf, den ersten Entwurf meines Romans geschafft zu haben.» Die Reaktionen darauf sind selten negativ, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.

Probieren Sie es aus, liebe Leserinnen und Leser! Worauf sind Sie stolz? Teilen Sie es mit uns in den Kommentaren.