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Prominenter Protest im Iran
Schwester von Diktator Khamenei hofft auf Sieg des Volkes

Der Iran wird von einer Welle von systemkritischen Protesten erschüttert, seit die 22-jährige Mahsa Amini starb, nachdem sie von der Sittenpolizei in Teheran verhaftet worden war.
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«Ich denke, es ist an der Zeit, zu erklären, dass ich gegen die Taten meines Bruders bin», schreibt Badri Hosseini Khamenei in einem öffentlichen Brief. Ihr Bruder ist kein Geringerer als Ayatollah Ali Khamenei, das geistliche und politische Oberhaupt des Iran. Er hat das brutale Vorgehen gegen die Protestbewegung zu verantworten. Badri Hosseini Khamenei spricht Klartext: «Das Regime der Islamischen Republik von Khomeini und Ali Khamenei hat nichts als Leiden und Unterdrückung im Iran und zu den Iranern gebracht.»

Das iranische Volk habe Freiheit und Wohlstand verdient, sein Aufstand sei legitim und notwendig. Die Revolutionsgarden und ihre Söldner sollten ihre Waffen niederlegen und sich dem Volk anschliessen, bevor es zu spät sei, schreibt die Khamenei-Schwester. Im Weiteren entschuldigt sie sich dafür, dass sie wegen einiger Gebrechen nicht an den Demonstrationen teilnehmen könne. Aber sie sei «mit Herz und Seele» beim Volk.

Khamenei-Nichte festgenommen 

«Ich hoffe auf den Sieg des Volkes und den Sturz dieser Tyrannei, die den Iran regiert», schreibt Badri Hosseini Khamenei im Brief, den ihr Sohn Mahmoud Moradkhani über Twitter verbreitet hat. Mahmoud Moradkhani lebt im Exil in Frankreich. Der Neffe von Ayatollah Ali Khamenei beschreibt sich auf Twitter als Gegner der Islamischen Republik des Iran. Widerstand gegen das Mullah-Regime leistet auch ein weiteres Kind von Badri Hosseini Khamenei: Farideh Moradkhani, die Tochter, die vor zwei Wochen festgenommen worden ist. 

«Ich hoffe auf den Sturz der Tyrannei, die den Iran regiert»: Badri Hosseini Khamenei.

In einem auf Youtube veröffentlichten Video hatte die Aktivistin die iranische Führung als «mörderisches und Kinder tötendes Regime» bezeichnet. Ausserdem kritisierte Farideh Moradkhani die «mangelnde internationale Reaktion» auf die Niederschlagung der Proteste im Iran. Die bisherigen Sanktionen des Westens nannte sie «lächerlich». Sämtliche Beziehungen zur Regierung in Teheran müssten abgebrochen werden.

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Die Festnahme ihrer Tochter muss die Khamenei-Schwester Badri bewogen haben, den öffentlichen Brief zu verfassen. «Ein Kind zu verlieren, nicht bei ihm sein zu können, sorgt für grosse Trauer bei jeder Mutter», heisst es in dem Schreiben. Dabei drückt sie ihr Beileid gegenüber alle anderen Müttern aus, die in den vergangenen 40 Jahren unter den Verbrechen des iranischen Regimes gelitten hätten. Wie es der eigenen Tochter geht, ist nicht klar.

Nach Angaben der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation Hrana befindet sich Farideh Moradkhani im berüchtigten Evin-Sicherheitsgefängnis in Teheran. Die Nichte von Ayatollah Ali Khamenei, die sich einen Namen als Gegnerin der Todesstrafe gemacht hat, sass bereits mehrfach im Gefängnis.

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Badri Hosseini Khamenei hatte sich früh mit dem Mullah-Regime überworfen. In ihrem Brief beschreibt sie, wie ihre Familie bald nach der Revolution im Jahr 1979 gegen dieses «kriminelle System» Widerstand geleistet habe. Mitte der 1980er-Jahre flüchtete sie mit ihrer Familie in den Irak. Sie lebt längst wieder im Iran.

Die Khamenei-Schwester war mit dem iranischen Scheich und Ayatollah Ali Tehrani verheiratet, der im vergangenen Oktober im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Ihr Mann hatte sich von einem der engsten Vertrauten von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini zu einem erbitterten Gegner gewandelt. Er lebte jahrelang im irakischen Exil und kritisierte die Islamische Republik regelmässig in Radiosendungen. Ali Tehrani musste ab 1995, nach seiner Rückkehr in den Iran, eine zehnjährige Gefängnisstrafe absitzen.

Khamenei-Geschwister ohne Kontakt

Badri Hosseini Khamenei hat den Kontakt zu ihrem mächtigen Bruder offenbar schon vor vielen Jahren abgebrochen. Davor habe sie es als ihre Pflicht angesehen, mit ihrem Bruder darüber zu reden, was das Volk denke. «Doch er hörte nicht auf mich und liess weiter unschuldige Menschen unterdrücken und umbringen.» Ayatollah Ali Khamenei, inzwischen 83 Jahre alt, amtet bereits seit 1989 als Oberster Führer des Iran. 

Der Brief der Khamenei-Schwester kam an die Öffentlichkeit, nachdem auch der ehemalige Präsident des Landes, Mohammed Khatami, in einer Erklärung seine Unterstützung für die Protestbewegung bekundet und damit den Druck auf das Mullah-Regime durch einflussreiche politische Persönlichkeiten erhöht hatte. Das Regime beharrt allerdings auf seinem harten Kurs gegen die Protestierenden. Am Donnerstag ist im Iran erstmals seit Beginn der Massenproteste vor etwa drei Monaten ein Demonstrant hingerichtet worden.