Wie die Schweiz auf den Mars fliegtSchweizer Technik ermöglicht den ersten Helikopterflug im All
Erstmals hat ein Helikopter im Weltraum abgehoben. Die Obwaldner Firma Maxon lieferte mit ihren Minimotoren einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Pionierprojekts. Auch andere Unternehmen profitieren vom Geschäft mit der Raumfahrt.
Die US-Weltraumbehörde Nasa hat am Montag Geschichte geschrieben. Erstmals hat ein Helikopter im Weltraum abgehoben und ist nach wenigen Sekunden Flug wieder sicher gelandet. Möglich war das auch dank Schweizer Technik. Die Firma Maxon aus Obwalden hat winzige Motoren für den Mars-Helikopter mit dem Namen Ingenuity geliefert. Sie treiben die Rotorblätter nicht an, sondern sie sorgen für die richtige Neigung der Rotoren und somit dafür, dass der nur 1,8 kg leichte Heli stabil in der Luft steht und die gewünschte Flugrichtung einschlägt.
Die Erleichterung bei Maxon nach dem erfolgreichen Jungfernflug war gross. «Das war sensationell. Es hat alles geklappt», freut sich Firmensprecher Stefan Roschi. Insgesamt befinden sich sechs kleine Motoren mit einem Durchmesser von jeweils zehn Millimetern auf der Drohne.
Fliegen auf dem Mars ist schwierig
Der Flug wurde weltweit verfolgt und gilt als Pionierleistung. Denn der Mars hat keine vergleichbare Atmosphäre wie die Erde. Um überhaupt abheben zu können, müssen sich die Rotoren also extrem schnell drehen. «Man kann sich das vorstellen, wie wenn man bei uns in die Höhe geht: Irgendwann wird die Luft immer dünner. Ein Helikopter muss mehr arbeiten, um fliegen zu können», sagt Maxon-Sprecher Roschi.
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Wissenschafter erhoffen sich von Helikoptern im Weltall neue Forschungsmöglichkeiten. Bislang waren sie dabei auf Bodenfahrzeuge angewiesen, die oft grosse Hindernisse wie Gräben überwinden mussten. Helikopter können einfacher auch unwegsames Gelände einsehen und den Forschern Bilder liefern.
Für Maxon war es nicht der erste Einsatz im Weltraum: Die Firma ist seit Anfang der 90er-Jahre immer wieder in Projekte der Nasa involviert. Neben den Motoren für die Rotorblätter lieferte das Unternehmen bei der aktuellen Marsmission der Amerikaner auch Motoren für das Bodenfahrzeug.
Weltraumnation ohne eigene Startrampe
Die Weltraumindustrie ist für die Schweiz als Gründungsmitglied der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) wichtig. «Die Schweiz gehört zu den 20 aktivsten Staaten weltweit», sagt Renato Krpoun, Leiter der Abteilung Raumfahrt des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation beim Bund. Das Schweizer Investitionsbudget für das laufende Jahr beträgt gut 260 Millionen Franken und setzt sich zusammen aus dem Mitgliedsbeitrag für die ESA und Investitionen in Programme für Wetter- und Navigationssatelliten.
«Schweizweit hängen rund 1000 Industriejobs direkt an der Raumfahrt.»
Das rentiert sich, denn viele Firmen hängen direkt oder indirekt an der Raumfahrt und profitieren unter anderem von ESA-Projekten. Das betrifft etwa die Ruag, die wichtige Teile für die ESA-Mission Exomars 2022 liefert sowie Nutzlastverkleidungen für die ESA-Trägerrakete Ariane. Schweizweit hängen rund 1000 Industriejobs direkt an der Raumfahrt, so Krpoun.
Schweizer Unternehmen und Universitäten liefern unverzichtbare Technologie. Etwa extrem genaue Atomuhren, die zur Messung von Distanzen verwendet werden, oder das Sonnenwindsegel am Mond, das von der Universität Bern geplant wurde.
Technologie für den Alltag
Die gesellschaftliche Bedeutung geht weit über die unmittelbar wirtschaftliche hinaus. «Wir sind in unserem täglichen Leben mit Weltraumtechnologie konfrontiert – sei es bei der Nutzung von Navigationsgeräten oder für den Wetterbericht», sagt Krpoun. Auch Smartphones würden ohne Satelliten nicht funktionieren.
Zudem lässt sich im Weltraum künftig vielleicht gutes Geld verdienen. Längst investieren nicht mehr nur Staaten in die Entwicklung und Erforschung, sondern auch Unternehmer wie Elon Musk mit seiner Firma Spacex.
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