Hyperschallflugzeug DestinusSchweizer Start-up will Flugreise nach Australien auf vier Stunden verkürzen
Mit dem Hyperschallflugzeug der Firma Destinus in Payerne soll es im Nu um die halbe Welt gehen – mit Wasserstoffantrieb und mit einem Abstecher in die Stratosphäre.
In Payerne will man gerade die Zukunft der Langstreckenfliegerei entwickeln. Das Schweizer Start-up Destinus arbeitet dort an einem Hyperschallflugzeug. Es soll Geschwindigkeiten von 6125 km/h erreichen, fünfmal schneller als der Schall (Mach 5). Angetrieben wird es mit Wasserstoff. Dies ist an sich emissionsfrei, CO₂ kann jedoch bei der Herstellung anfallen.
Das Flugzeug soll normale Flughäfen nutzen können und keinen Lärm verursachen, heisst es auf der Website des Unternehmens. Im Widerspruch dazu steht allerdings die Ankündigung, dass die ersten Flüge ab 2030 oder 2032 an abgelegenen Flughäfen stattfinden sollen, wegen des Lärms. Dabei geht es gemäss Destinus insbesondere um die Problematik des Überschallknalls, beim der Concorde war der über 100 Dezibel laut. Destinus werde Umgehungsrouten über dem Meer oder Wüsten fliegen, schrieb das Start-up auf Twitter. Der Knall, welcher für das menschliche Ohr wie ein Donnerschlag sei, soll dort niemanden stören.
Das Ziel ist es dann, auf über 30’000 Metern in die Stratosphäre zu fliegen. Auf den ultralangen Strecken lässt sich die Flugzeit so trotz der langsameren Start- und Landesequenzen noch immer drastisch reduzieren. So will Destinus in 4 Stunden und 15 Minuten von Frankfurt nach Sydney fliegen, das würde heute rund 20 Stunden dauern. Nach Tokio oder São Paulo wären es 3 Stunden statt rund 12 Stunden. Lohnen würden sich vor allem lange Strecken, dank der Zeitersparnis mit Mach 5 in der Stratosphäre.
Sitzplätze werden teuer
Ursprünglich wollte Destinus Frachtflugzeuge bauen, um damit besonders dringend benötigte Güter weltweit innert Stunden liefern zu können. Mittlerweile konzentriert man sich aber auf die Passagierluftfahrt. 25 Reisende sollen in der ersten Version Platz haben, später bis zu 100. Auch in der Economyklasse. Ob Destinus damit wirtschaftlich gegen herkömmliche Flugzeuge bestehen könne, bezweifelt das Magazin «Forbes», welches die Kosten durchgerechnet hat. Selbst wenn man aktuelle First-Class-Preise als Grundlage für einen Vergleich heranziehe, werde Destinus wohl immer noch deutlich teurere Tickets verkaufen müssen, um rentabel zu fliegen.
Kommt hinzu, dass der Transport von Wasserstoff teuer ist und Flughäfen nicht dafür eingerichtet sind. Dies würden sie wohl erst tun, wenn Wasserstoffantriebe sich durchsetzen oder entsprechende Investitionen übernommen werden. Für «Forbes» ist damit klar, dass wasserstoffbetriebene Flugzeuge in naher Zukunft nicht konkurrenzfähig gegenüber herkömmlichen Maschinen sind.
Gründer verliess Russland wegen Putin und die USA wegen Trump
Vorher stellt sich ohnehin die Frage, ob ein solcher Antrieb hergestellt werden kann. Destinus braucht für den Hyperschallflug zusätzlich zu aktuellen Motoren einen Nachbrenner, um über die Schallgrenze zu kommen. Der Antrieb wird derzeit selber entwickelt. Dann weiss auch Destinus noch nicht, wie sich der Hyperschallflug in der Stratosphäre auf den menschlichen Körper auswirkt. Und auch das Flugzeug muss noch Mach 5 aushalten.
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Für Mikhail Kokorich sind diese Fragen Alltag, der CEO hat aber keine Eile. Früher wollte man die ersten Anbieter auf dem Markt sein, nun habe man die Meinung geändert und wolle das beste Flugzeug bauen. Boeing sei auch vor Airbus gestartet, aber mittlerweile bauen die Europäer die besseren Flugzeuge, sagt Kokorich. Dass er seine Firma in Payerne angesiedelt hat und in der Schweiz Hyperschallflugzeuge bauen will, hat viel mit Wladimir Putin und seiner Nationalität zu tun.
Kokorich verliess Russland schon vor Jahren, weil es ihm unter Putin zu ungemütlich wurde. Er mochte den Präsidenten nie, wie er im Interview mit dieser Zeitung sagte, und finanzierte auch Versammlungen gegen Putins Wiederwahl. Der Staat begann daraufhin eine Untersuchung gegen ihn, und Kokorich zog 2012 in die USA. Dort lief es lange gut, doch während der Amtszeit von Donald Trump geriet er als Russe auch in den USA unter Verdacht. Er soll ein Spion sein, man traute seiner Firma nicht mehr, und so kam Kokorich schliesslich in die Schweiz.
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Von hier aus hat er erfolgreich Geld für die Destinus-Finanzierung gesammelt. Und bereits erste Drohnen-Prototypen gebaut, Jungfrau und Eiger. Beide haben erfolgreiche Testflüge hinter sich. Für Destinus soll es auf diesem Weg weitergehen, mit immer grösseren Fluggeräten will man sich an Passagiermaschinen herantasten. Eiger ist bereits zehn Meter lang. Der nächste Prototyp, derzeit noch Destinus 3 genannt, soll «ziemlich gross» sein, wie Managerin Martina Löfqvist zu CNN sagt.
Spanien fungiert als Investor
Die nächsten Modelle sollen bei Start und Landung noch herkömmliches Kerosin verwenden und Wasserstoff erst für die Überschallgeschwindigkeiten einsetzen, momentan sei das sonst nicht effizienter, sagt Löfqvist. Langfristig solle aber nur noch ein Wasserstoffantrieb bestehen, versichert sie. Für die Entwicklung des Motors hat Destinus gerade 29 Millionen Franken von der spanischen Regierung erhalten. Und auch Airbus forscht bereits an Wasserstoffantrieben.
Löfqvist gibt zu, dass der Erfolg eines solchen Motors hauptsächlich von den Wasserstoffpreisen abhänge, die sie nicht beeinflussen könnten. Verschiedene Experten in der Firma und ausserhalb seien aber zuversichtlich, dass diese Preise in den nächsten Jahren fallen würden. Destinus in Payerne bleiben aber auch dann noch viele technische Hürden bis zum ersten Hyperschallflugzeug. Einige Firmen mit ähnlichen Plänen sind bereits gescheitert, andere wie Boom, Hermeus oder Exosonic arbeiten ebenfalls an Über- oder Hyperschallmaschinen.
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