Schweizer plötzlich unerwünschtEben noch schwärmte Alioski von den Saudis, jetzt wollen sie ihn schon nicht mehr
«Im Fussball muss man mit allem rechnen», sagte Ezgjan Alioski vor kurzem – nun ist er beim saudischen Topclub al-Ahli überzählig. Und weiss nicht, wie es weitergeht.
Die Nachricht ist kurz, nur einen Satz lang. Aber sie ist vielsagend. Sie zeigt, wie mit Fussballern in Saudiarabien umgegangen wird – zumindest mit solchen, die nicht Ronaldo, Benzema oder Neymar heissen. Die Frage an die Berater von Ezgjan Alioski lautet, wie es mit ihm weitergeht, da er zuletzt überzählig war. Die Antwort: Man wisse auch nicht mehr.
Eben noch schwärmte Alioski von seiner Zeit in Saudiarabien, das war Mitte August. Der Schweiz-Mazedonier hatte 2021 zu al-Ahli gewechselt, lange bevor der Goldrausch einsetzte. Als der 31-Jährige diesen Sommer vom Leih-Engagement bei Fenerbahçe Istanbul zurückkehrte, hiessen seine neuen Mitspieler: Firmino und Mendy, bald stiessen weitere Stars wie Mahrez dazu. Für Alioski, der vor zehn Jahren bei YB seine Karriere lanciert hatte, war der Aufenthalt in Saudiarabien plötzlich nicht nur finanziell lukrativ, sondern auch sportlich.
Wäre da bloss nicht die eine Regel: Bei saudischen Teams ist die Ausländerzahl auf acht begrenzt. Die Vorschrift gilt trotz des obszönen Kaufrauschs tatsächlich immer noch. Als man Alioski darauf ansprach und fragte, ob er um seinen Platz fürchte, sagte er: «Im Fussball muss man mit allem rechnen. Aber ich bin überzeugt, dass ich bleibe.»
Er sollte sich täuschen. Und zwar gewaltig.
Real-Star Toni Kroos kommentiert den Wechsel von Jungstar Gabri Veiga zu al-Ahli so: «Peinlich.»
Alioskis Berater hatten zu diesem Zeitpunkt schon beim Clubpräsidenten angefragt, ob es ihren Klienten treffen könnte. Der Vereinsboss antwortete: Er habe bei Transfers nicht das Sagen. Das Sagen hat der 700 Milliarden Dollar schwere Public Investment Fund. Der Staatsfonds hat neben al-Ahli diesen Sommer drei weitere Vereine der Saudi Pro League übernommen. Seine Vertreter sind es, die entscheiden, welche Clubs welche Spieler verpflichten. Und einer wie Alioski ist für die saudischen Grossdenker nur eine kleine Nummer.
Anders als Gabri Veiga. Der 21-jährige Spanier wechselte Ende August für 40 Millionen Euro zu al-Ahli. Seine Verpflichtung war insofern ein Novum, als dass er der erste Jungstar war, der den Schritt auf die Arabische Halbinsel vollzog. Real-Profi Toni Kroos kommentierte den Wechsel kurz und knapp als «embarrassing», das heisst peinlich.
Als al-Ahli drei Tage später ein Heimspiel – noch ohne Veiga – bestritt und Alioski kurz vor Schluss ausgewechselt wurde, spendete das Publikum Applaus, dazu gab es von einem Mitspieler einen Klaps auf den Hinterkopf. Alle ahnten, dass dies wohl Alioskis letzter Auftritt für al-Ahli gewesen sein dürfte.
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