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Der 25-Millionen-Trainer
Italien fühlt sich veräppelt: Jetzt wechselt auch noch Mancini nach Saudiarabien

Verärgert Italiens Fussballwelt: Roberto Mancini ist nicht mehr Italiens Nationaltrainer, steht dafür bald für Saudiarabien an der Seitenlinie. 
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Es ist kein Landesverrat, aber viel fehlt nicht.

Roberto Mancini, bis zu seinem unvermittelten Rücktritt vor ein paar Wochen Cheftrainer der italienischen Fussballnationalmannschaft und Held eines Sommers, Europameistermacher aus dem Nichts, tritt nun also sein neues Amt als Coach der saudischen Nationalmannschaft an. Bis 2027. Für ein kolportiertes Nettojahresgehalt von 25 Millionen Franken, plus Bonus, total wohl etwa 30 Millionen. «Ich habe in Europa Geschichte geschrieben, jetzt will ich das auch in Saudiarabien tun.» So hört man ihn in einem Video des saudischen Fussballverbands reden.

Wenn sie ihm in Italien bitterböse Kommentare nachschicken, hat das mehr mit der «maniera» zu tun, mit der Art und Weise seines Gehens, als mit dem Gehen an sich. Es ist ein kleines Gehen.

«Dreissig Millionen ‹strikt persönliche Gründe›, um die Nazionale in der Wüste stehen zu lassen», schreibt der sonst eher nüchterne «Corriere della Sera» dazu auf seiner ersten Seite. Da schwingt alle Enttäuschung mit. Die Italiener haben zunächst gerätselt, was ihr «Mancio» gemeint haben könnte, als er «strikt persönliche Gründe» anführte für seinen Entscheid, ausgerechnet kurz vor den ersten Qualifikationsspielen für die kommende EM hinzuwerfen – mit einem nächtlichen E-Mail an den Verband, völlig unmoderiert. Er beteuerte auch, nein, nein, dahinter stehe kein Angebot aus Saudiarabien.

Er ist jetzt «der Trainer der Scheichs»

Es hiess, vielleicht habe seine Frau auf ihn eingewirkt, das könne man ja nie wissen. Womöglich habe er sich aber auch nicht mehr getragen gefühlt, bedrängt von neuen Figuren, die man im Sommer offenbar ohne sein Eingeständnis an seiner Seite installiert hatte. Zum Beispiel den Spätpensionär Gianluigi Buffon, neuer Delegationschef der Azzurri, mit seiner Aura ein Schattenmacher für alle.

Es war aber wohl viel profaner. «Mancio hat sich fürs Geld entschieden», schreibt die «Gazzetta dello Sport». Man nennt ihn nun auch «Trainer der Scheichs».

Die Vertragsverhandlungen haben etwas länger gedauert als geplant, weil Mancini und sein grosser Staff Steuern für etwa die Hälfte ihres Salärs bezahlen müssten, wenn sie nicht mindestens die Hälfte der Jahrestage jeweils im heissen, gar nicht so wirtlichen Saudiarabien verbringen. Doch die italienische Presse glaubt zu wissen, dass die Saudis da schon Wege finden werden: Mit der Verpflichtung gelingt ihnen ein weiterer, teuer erkaufter sportpolitischer Coup.

Der italienische Fussballverband überlegt sich nun, ob er Mancini auf Schadenersatz verklagen will. Der Trainer hatte zwar keine Kündigungsklausel, aber fair war das nicht, die Verantwortlichen in eine Not zu manövrieren. Von Verbandspräsident Gabriele Gravina hört man, er fühle sich hintergangen, auch ein bisschen veräppelt: Immerhin hatte er Mancini auch noch gestützt, als Italien die Teilnahme an der WM in Katar ziemlich kläglich verpasste. Alle Euphorie war verflogen.

Das Lamento wird bald abebben

Das Lamento der Italiener wird wahrscheinlich bald abebben. Das kleine Gehen Mancinis bot dem Verband nämlich auch die unverhoffte Gelegenheit, frische Dynamik ins eingeschlafene Spiel zu bringen. Luciano Spalletti, der neue Commissario Tecnico, Meistertrainer mit dem SSC Napoli, gilt als Traumpersonalie für die Funktion, menschlich und fachlich. Sie brauchten ihn nicht lange zu beknien, obschon er sich ein Sabbatical gönnen wollte nach den Strapazen mit den Emotionen in Neapel, die hatten ihn fast aufgefressen.

Aber die Azzurri? Das ist eine andere Geschichte, ein Vertrag mit dem Herzen des ganzen Landes. Den schlägt man nicht aus, schon gar nicht für Geld.