Brisanter Bericht um WM-VergabeWie Saudiarabien mit einem unmoralischen Angebot lockt
Angestachelt von der Endrunde in Katar, hofft das saudische Königshaus, die WM 2030 ausrichten zu können. Das Geld dazu ist locker vorhanden – und soll mithelfen.
Manchmal braucht es nicht viel, damit aus einem Vorgeschmack ein Geschmäckle wird. So geschehen dieser Tage. Wie die britische Zeitung «Guardian» berichtet, soll während der Frauen-WM im kommenden Sommer die saudiarabische Tourismusbehörde mit dem Slogan «Visit Saudi» werben: Besucht Saudiarabien.
Pikant ist der noch nicht abgesegnete Deal aus mehreren Gründen. Zum einen findet die Endrunde sehr weit weg von Saudiarabien statt, in Australien und Neuseeland. Zweitens existieren in den beiden Ländern aktive LGBTQ-Bewegungen, wie es sie in Saudiarabien eher weniger gibt: Da ist Homosexualität verboten. Unter Androhung der Todesstrafe.
Lesbische Fussballerinnen aber stehen sehr viel offener zu ihrer Homosexualität, als dies schwule Fussballer tun. US-Superstar Megan Rapinoe wirbt bestimmt gerne für ein Land, das ihre Sexualität unter Androhung der Todesstrafe verbietet. «Ein gigantisches Eigentor der Fifa», schreibt der «Sydney Morning Herald».
Die Fifa hingegen scheint kein Problem mit dem Slogan zu haben, der Werbepartner passe ins Portfolio neben Coca-Cola, Visa und Adidas, schreibt der «Guardian». Fifa-Generalsekretärin Fatma Samoura verweist auf die Fortschritte, die in Saudiarabien gemacht wurden, um die Frauenrechte zu stärken, ihnen etwa den Besuch von Fussballspielen zu ermöglichen. Seit 2020 besteht in Saudiarabien eine Fussballliga für Frauen.
Die Rolle von Cristiano Ronaldo
Die Fifa scheint sowieso keine Probleme mit Saudiarabien zu haben. Die jüngste Partnerschaft ist deshalb als nächster Vorgeschmack zu deuten auf das, was auf den Weltfussball zukommt: Immer lauter scharrt das Riesenland nach Einfluss im Weltsport Nummer 1 und wirkt geradezu angestachelt seit der WM 2022 beim ungeliebten Nachbarn Katar. Kein Zweifel: Saudiarabien will nachziehen. So ist das Investment bei Premier-League-Club Newcastle zu verstehen und auch die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo, der seit kurzem beim al-Nasr FC spielt.
Der Superstar soll nach dem Ende seiner Karriere Botschafter für das Land bleiben und könnte eingespannt werden für das Vorhaben, die WM 2030 erneut auf die Arabische Halbinsel zu holen. Glaubt man den Berichten, ist es eine Frage der Zeit, bis die saudische (Co-)Kandidatur für die Endrunde offiziell wird. Demnach will sich Saudiarabien zusammen mit Griechenland und Ägypten um die WM bewerben. Es wäre die erste WM auf mehr als einem Kontinent.
Was das Nachrichtenmagazin «Politico» diesbezüglich nun meldet, hat Sprengkraft. Laut dem Portal will Saudiarabien die Kosten für alle Stadien übernehmen, also auch für jene in Griechenland und Ägypten. Im Gegenzug sollen 75 Prozent der Spiele in Saudiarabien stattfinden. Die WM ist für das Land Teil des gigantischen Investitionspakets «Vision 2030». Im Rahmen dessen organisiert Saudiarabien 2029 schon die Asien-Winterspiele.
Grosse Konkurrenz für die Jahrhundert-WM
Als Quellen für den brisanten Fussball-Deal dienen «Politico» Mitarbeiter des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis, der im Sommer 2022 den saudischen Prinzen Mohammed bin Salman in Athen empfangen und sich mit ihm über diesen Plan ausgetauscht haben soll. Keine der beiden Regierungen kommentiert die Recherche, auch die Fifa nicht.
Wie das Magazin insinuiert, könnte mit dem milliardenschweren Deal, der für das reiche Saudiarabien problemlos zu stemmen ist, die WM sichergestellt werden. Gelingt es, beim entscheidenden Fifa-Kongress 2024 in Osaka die afrikanischen, asiatischen und Teile der südosteuropäischen Stimmen hinter der Dreierbewerbung zu vereinen, könnte das für die Ausrichtung schon reichen.
Voraussichtliche Gegner sind Spanien/Portugal (und allenfalls die Ukraine), Marokko sowie eine südamerikanische Bewerbung mit Argentinien, Uruguay, Paraguay und Chile. 2030 ist die Jahrhundert-WM nach der allerersten Endrunde 1930 in Uruguay.
Fehler gefunden?Jetzt melden.