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Jetzt droht ihr ein Verfahren
Schweizer Firma weigert sich, ungenügende FFP2-Masken zurückzurufen

Die Suva warnt bei diesen Masken vor dem «Risiko, gegen irreversible Gesundheitsschäden ungenügend geschützt zu sein».

Dutzende Maskentypen hat die Unfallversicherungsanstalt (Suva) seit Beginn der Pandemie auf ihre Tauglichkeit getestet. Viele davon hat sie als ungenügend taxiert. Die daraufhin informierten Vertreiberfirmen rufen die Masken dann üblicherweise zurück.

Als die Suva jedoch im September eine FFP2-Maske mit dem Produktnamen «Spitamed KN95» durchfallen liess, verweigerte die Verkäuferin die Zusammenarbeit.

Es handelt sich bei der Firma um die Procurement Corp AG mit Sitz am Flughafen Zürich sowie einer Filiale in Hünenberg ZG und Büros in Arni AG. Im Internet tritt sie unter dem Namen «Die Beschaffer» auf. Sie verdient ihr Geld im Handel mit Produkten für die Baubranche, wozu auch FFP2-Masken gehören. Weil es sich hier um betrieblich genutzte Produkte handelte, kam die Suva zum Einsatz. Andernfalls wäre es ein Fall für die Beratungsstelle für Unfallverhütung gewesen.

«Aufgrund einer ungenügenden und falsch deklarierten Schutzwirkung besteht für die Verwenderinnen und Verwender das Risiko, gegen irreversible Gesundheitsschäden ungenügend geschützt zu sein.»

Suva-Medienmitteilung

Die fraglichen Masken wurden in einem Karton mit dem Markenaufdruck «ZG» verkauft. Hergestellt hat sie die Firma Zoloty Globus in der westukrainischen Stadt Sarny.

Die Procurement Corp ist nicht die einzige Firma, die die Masken in der Pandemie anbot: So bestätigt ein Sprecher der Migros-Tochter Galaxus, die «Spitamed KN95» im Frühjahr 2020 im Sortiment gehabt zu haben.

Wie viele der Masken in der Schweiz insgesamt verkauft wurden und an wen, ist unklar. Üblicherweise helfen betroffene Unternehmen der Suva in solchen Angelegenheiten, indem sie ihr gegenüber die Verkaufszahlen und Käufer offenlegen. Weil sich die Zürcher Firma jedoch unkooperativ zeigte, entschied die Suva, selbst aktiv zu werden.

Schon vor einem Jahr gab es Probleme

Am Dienstag veröffentlichte sie «anstelle der Procurement Corp AG» per Medienmitteilung einen Rückruf für die Masken. Wegen der «ungenügenden und falsch deklarierten Schutzwirkung» bestehe für Nutzer «das Risiko, gegen irreversible Gesundheitsschäden ungenügend geschützt zu sein».

Erstens sollten betroffene Kundinnen und Kunden die Produkte nicht mehr verwenden. Zweitens sei die Firma verpflichtet, diese zurückzunehmen und den Verkaufspreis zu erstatten.

Ob Kunden und Kundinnen mit solchen Forderungen allerdings Erfolg hätten, muss bezweifelt werden. So veröffentlichte der «Beobachter» schon vor einem Jahr einen Artikel über eine verärgerte Kundin. Sie hatte von der Procurement Corp Masken von geringerer Qualität geliefert bekommen, als sie bestellt hatte.

Die Verpackung gaukelt Schutz vor, den die Maske nicht bietet: die «Spitamed KN95» aus der Ukraine.

Auf den gelieferten Masken war – es dürfte sich dabei um «Spitamed KN95» gehandelt haben – kein CE-Label aufgedruckt. Mit diesem bestätigen Hersteller, dass das Produkt den EU-Anforderungen genügt. Als die Kundin ihr Geld zurückforderte, gingen die Verantwortlichen von Procurement Corp auf Tauchstation.

Ausserdem gibt es Hinweise darauf, dass die Firma finanzielle Probleme haben könnte. So wurden im vergangenen Jahr mehrere gerichtliche Vorladungen im Handelsregister veröffentlicht, laut denen die Firma Rechnungen in der Höhe von mehreren Tausend Franken nicht bezahlt hatte.

Firmenchef reagiert nicht mehr

Auf eine Bitte um Stellungnahme dieser Zeitung per Mail antwortete Firmenchef M. K. (Name der Redaktion bekannt) zwar erst in aller Knappheit, die fraglichen Masken seien «geprüft und zertifiziert». Auf die Nachfrage, ob er das nachweisen könne und was er zu den Gerichtsvorladungen sage, antwortete er nicht und ignorierte alle weiteren Kontaktversuche.

Die Suva prüft nun rechtliche Schritte gegen die Firma, wie ein Sprecher bestätigt. Ihr droht eine Busse von bis zu 40’000 Franken.