StrategiewechselSchweiz Tourismus setzt auf Gäste mit viel Geld
Die Marketingagentur muss sparen und stoppt das Konzept der sogenannten Zukunftsmärkte. In den Fokus rückt die weltweite Zielgruppe wohlhabender Reisender.
- Schweiz Tourismus konzentriert sich verstärkt auf den globalen Luxusmarkt.
- Aktive Marketingkampagnen in Zukunftsmärkten werden vorerst gestoppt.
- Luxustouristen geben im Durchschnitt 630 Franken pro Tag aus.
- Der globale Umsatz im Luxusreisemarkt soll sich bis 2032 verdoppeln, so Analysten.
Die vom Bund unterstützte Marketingagentur Schweiz Tourismus will vermehrt Luxusgäste ins Land locken. Dazu schafft sie laut einer Medienmitteilung eine neue Abteilung, die global den touristischen «Luxusmarkt» bearbeiten wird. Die bestehenden Aktivitäten in diesem Bereich werden dazu neu gebündelt.
Gleichzeitig stoppt Schweiz Tourismus aktive Kampagnen in den sogenannten Zukunftsmärkten. Diese Strategie ersann die Agentur (damals noch unter dem Namen Schweizer Verkehrszentrale) Mitte der 1990er-Jahre. Damals wurden Gäste im Fernen Osten angepeilt. Zuletzt galten Argentinien, Südafrika, Israel, der Iran oder die Türkei als Zukunftsmärkte.
Ein Grund für die Konzeptänderung sind die Sparpläne des Bundes, die auch Schweiz Tourismus betreffen könnten. «Wir werden die Zukunftsmärkte nicht weiter aktiv bearbeiten, weil wir Ressourcen konzentrieren wollen», sagt Mediensprecher Markus Berger.
Luxustouristen geben in der Schweiz mehr aus
Hintergrund seien aber auch die Auswirkungen der politischen Entwicklungen in Ländern wie dem Iran und Israel. Dort erschweren oder verunmöglichen sie laut Berger die Arbeit der Schweizer Touristiker.
Die Umsätze im globalen Luxusreisemarkt sollen sich bis 2032 verdoppeln, so Schweiz Tourismus. Das zeige ein Bericht der Bank Julius Bär vom letzten Jahr. Bereits heute würden Reisende aus diesem Segment 25 bis 30 Prozent der Einnahmen im Schweizer Tourismus erzeugen – obwohl sie nur 8 Prozent der Reisenden ausmachten. Luxusgäste geben laut Schweiz Tourismus im Schnitt 630 Franken pro Tag aus – ein Durchschnittsgast hingegen nur 184 Franken.
«Eine klar definierte Zielgruppe ist einfacher zu bearbeiten als einfach alle Reisenden», sagt Markus Berger. «Wir können so mit weniger Geld effizienteres Marketing betreiben.»
«Relevant für die ökonomische Nachhaltigkeit»
Aber ist es nicht widersprüchlich, für Nachhaltigkeit beim Reisen zu werben, wie es Schweiz Tourismus mit der Kampagne «Swisstainable» seit drei Jahren tut, und nun vermehrt Luxustouristen anzulocken, die eher mit Business- oder First-Class-Flügen anreisen?
Berger widerspricht: «Luxus ist relevant für die ökonomische Nachhaltigkeit des Tourismus. Er generiert mehr Einnahmen und ist so gesehen wichtig zur Sicherung von Arbeitsplätzen.» Schweizer Luxushotels seien häufig zertifiziert nachhaltig, sagt er, zudem würden deren Gäste oft länger in der Schweiz bleiben und oft den öffentlichen Verkehr nutzen.
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