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Arbeitgeber sind zurückhaltend
Schweiz liegt bei Homeoffice im Rückstand

In vielen Schweizer Unternehmen lassen veraltete Informatiksysteme einen dauerhaften Homeoffice-Betrieb gar nicht zu.
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Wer in der Schweiz einen neuen Arbeitsplatz mit ausdrücklicher Homeoffice-Möglichkeit sucht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf den ersten Blick fündig. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Job-Suchmaschine Indeed. Die Fachleute der Plattform haben Stellenanzeigen in ausgewählten Ländern rund um den Erdball untersucht und ausgewertet, ob darin die Möglichkeit für Homeoffice festgehalten ist.

In der Schweiz trifft das nur auf 6,8 Prozent der Anzeigen zu. Damit liegt das Land zurück: International werben Arbeitgeber im Mittel in 8,4 Prozent aller ausgewerteten Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeiten für neue Mitarbeiter.

Zu den Spitzenreitern in Europa gehört Polen, wo der Anteil der Inserate mit Homeoffice mittlerweile bei 16,2 Prozent liegt. Auch in Spanien, Irland, Deutschland und Österreich ist die Quote deutlich höher als hierzulande.

Trotz des Rückstands schneidet die Schweiz immer noch besser ab als Frankreich oder Italien. Die Auswertung bezieht sich auf den Wortlaut der Inserate. Ob bei einer Stelle Homeoffice möglich wäre, dies aber in den Anzeigen nicht ausdrücklich angeboten wird, ist nicht erfasst.

Den Rückstand der Schweiz zu den internationalen Spitzenreitern begründet Thomas Kaiser, Manager von Indeed Schweiz, unter anderem mit der technischen Infrastruktur. In vielen Unternehmen in der Schweiz liessen die Informatiksysteme einen dauerhaften Homeoffice-Betrieb gar nicht zu.

Grund dafür sind zum einen Versäumnisse der Firmen selbst, die diese nun beheben müssen. Zum anderen sind kleine und mittelgrosse Unternehmen in der Schweiz oft deutlich kleiner als etwa in Deutschland, wo ein mittelständischer Betrieb auch gut und gerne 8000 Beschäftigte haben kann. Für kleine Firmen sind die Hürden und Kosten beim Ausbau ihrer Informatik oft höher als für grössere Unternehmen.

Spitzenreiter Genf, Schlusslicht Appenzell

Als weiteren Grund für das vergleichsweise geringe Angebot an Homeoffice sieht Kaiser die Präsenzkultur in vielen Schweizer Firmen. «Wir sind geprägt von physischen Sitzungen und kurzen Distanzen. Man ist es gewohnt, im Büro zu sein», sagt er. Hinzu kommen menschliche Ressentiments. «In vielen Firmen ist das Vertrauen der Führungskräfte noch nicht da, dass die Leute gleich gut arbeiten von zu Hause aus», so der Experte.

Die Auswertung der Daten von Indeed zeigt auch, wie ungleich die Homeoffice-Stellen in der Schweiz verteilt sind. Spitzenreiter ist Genf mit durchschnittlich 13,3 Prozent der Inserate, die diese Möglichkeit erwähnen. Dort sind viele internationale Firmen und Organisationen vertreten, bei denen Homeoffice oft auch schon vor der Pandemie möglich war. Schlusslicht ist Appenzell-Innerrhoden mit 2,7 Prozent.

Doch trotz aller Hürden und Hindernisse hält das Arbeiten von zu Hause im Schweizer Stellenmarkt zunehmend Einzug. Denn vor der Pandemie enthielten nur 2,6 Prozent der Stellenanzeigen in der Schweiz den Hinweis auf Homeoffice-Möglichkeiten. Heute sind es mehr als doppelt so viele.

Kaiser erwartet, dass sich dieses Wachstum fortsetzt. In etwa einem Jahr könnten bereits 10 Prozent der Stelleninserate auf Homeoffice-Möglichkeiten hinweisen. Es sei sogar möglich, dass der Wert kurzfristig auf 15 Prozent steige, sobald Firmen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern offensiv mit der Möglichkeit für Homeoffice werben würden. Das sei derzeit noch nicht sehr oft der Fall.

Homeoffice als Pluspunkt

Denn für viele Firmen war Homeoffice aus der Not geboren und ein notwendiges Übel in der Pandemie. Jetzt damit Werbung zu machen, falle ihnen schwer.

«Diese Mentalitätsänderung muss bei den klassischen Recruitern stattfinden – wenn sie erkennen, dass Homeoffice auch bei ihnen im Unternehmen möglich wäre, sie es aber noch nie in eine Stellenanzeige reingeschrieben haben», so Kaiser. Prädestiniert für Homeoffice seien etwa Jobs in Informatik, Softwareentwicklung, Marketing, Finanzen und Versicherungen.

Auch die Stellensuchenden selbst achten etwas öfter auf Homeoffice-Möglichkeiten – vor allem seit dem Ende der Homeoffice-Pflicht im Frühjahr. Hat vor der Pandemie nur eine von zweihundert Personen das Schlagwort Homeoffice neben dem gewünschten Beruf eingegeben, so ist es mittlerweile eine Person von hundert.