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Sie klaute teuren Wein
Schönheitskönigin auf Abwegen

Gab sich als Schweizerin aus: Miss Earth 2016 Priscila Lara Guevara.
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Die Meldung dürfte beim Spitzenkoch Toño Perez für Genugtuung gesorgt haben – doch der Trost bleibt schwach. Die spanische Polizei verkündete am Dienstag die Verhaftung von Priscila Lara Guevara, einer 28-jährigen Mexikanerin, einer Teilnehmerin bei der Miss Earth-Wahl Mexiko im Jahr 2016, sowie ihres 46-jährigen Begleiters Constantín Gabriel Dumitru, eines rumänisch-holländischen Doppelbürgers. Die beiden hatten sich aus Perez’ Weinkeller bedient, aber die Diebesbeute, Weine von unschätzbarem ideellem Wert, bleibt verschwunden.

Die Geschichte beginnt im Oktober 2021, als eine Dame im spanischen Nobelhotel Atrio in Caceres ein Zimmer und einen Tisch im zugehörigen Restaurant bucht (zwei «Michelin»-Sterne). Beim Einchecken legt sie einen Schweizer Pass mit dem Namen Mirka Golubic vor, wie die Zeitung «El País» schreibt. Sie trug dabei Sonnenbrille, eine dunkle Perücke und eine Schutzmaske, wie auf Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen ist.

Man kannte Frau Golubic im Hotel, sie war schon im Juni, im August und im Dezember davor hier gewesen, immer mit demselben Begleiter. Ein gepflegtes, unverdächtiges Paar. Nach dem Essen liessen sie sich vom Personal noch durch den Weinkeller führen, wie das im Atrio so üblich ist. Niemand hätte sich vorstellen können, dass die beiden bald schon mit 45 Flaschen im Wert von 1,6 Millionen Euro hier rausspazieren würden.

Sie lenkt ab, er klaut Flaschen

Nach der Führung verschwanden die beiden auf ihr Zimmer, so hatte die spanische Polizei später ermittelt. Um etwa ein Uhr dann meldete sich die Frau an der Réception. Sie sei hungrig. Der Réceptionist sagte ihr, die Küche sei zwar geschlossen, aber er werde ihr einen Salat zubereiten. Sonst war niemand mehr vom Personal anwesend.

«Diese Weine sind ein Teil meiner persönlichen Geschichte, der Geschichte von Atrio, aber auch von Caceres, seiner Bürger, aller Liebhaber der Weinwelt.»

Toño Perez

Später bat die Dame noch um einen Nachtisch und unterhielt sich mit dem Mann. Derweil schlich ihr Komplize mit drei leeren Rucksäcken und einem gefälschten Badge in den Weinkeller und schnappte sich die teuersten Weine: manche davon aus dem 19. Jahrhundert, etwa ein Chateau d’Yquem aus dem Jahr 1806, der allein auf einen Wert von 310’000 Euro geschätzt wird.

Unbezifferbar war der Verlust für Küchenchef Toño Perez: «Diese Weine sind ein Teil meiner persönlichen Geschichte, der Geschichte von Atrio, aber auch von Caceres, seiner Bürger, aller Liebhaber der Weinwelt», benannte er seinen Schmerz gegenüber «El País». 

Als der Diebstahl am nächsten Morgen entdeckt wurde, hatten die vermeintliche Schweizerin und ihr Partner bereits ausgecheckt. Sie hatten das Hotel zu Fuss mit ihren Rucksäcken verlassen. Im Zimmer fanden sich keine verwertbaren forensischen Spuren, aber Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen, wie Guevaras Komplize Dumitru sich nachts Zugang zum Weinkeller verschafft.

Weinklau-Versuch auch in Genf

Monatelang suchte die Polizei vergebens nach den Dieben, bis sie auf einen Mann stiess, der in Madrid hochwertige Weinflaschen aus einem Gourmetgeschäft hatte stehlen wollen und erwischt wurde. Die Physiognomie passte zum Rumänen, am Tag des Weinklaus war er zudem in Caceres gewesen. Und er hatte das Land wenige Tage danach verlassen.

Aber er blieb nicht unter dem Radar. Im Januar liess sich Dumitru in Rumänien den Pass verlängern, und am Flughafen Genf liess er sich dabei erwischen, wie er Wein aus dem Duty-free-Bereich stehlen wollte.

Vergangene Woche nun blieb er an der kroatischen Grenze hängen, an seiner Seite: Guevara. Die beiden wurden verhaftet und werden sich in Spanien für den Diebstahl verantworten müssen. Der Wein aber, der bleibt verschwunden.