Priska Nufer mit SensationssiegSie war am Boden zerstört – nun schreibt sie ein Ski-Märchen
Für die Olympia-Abfahrt wurde sie nicht nominiert, in Crans-Montana gelingt ihr der grosse Triumph: Nach haufenweise Rückschlägen belohnt sich die 30-Jährige eindrücklich.
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Nach ihrer Fahrt mit der Nummer 2 jubelt sie. Als die ersten Favoritinnen das Ziel erreicht haben, sitzt sie auf dem Leaderthron und strahlt. Und etwa eine dreiviertel Stunde später vergräbt sie ihr Gesicht in den Händen, schüttelt den Kopf, weint vor Freude. Und fragt sich wohl: Träume ich? Kann das wahr sein?
Priska Nufer ist Siegerin eines Weltcuprennens. Sie, seit Jahren eine unter vielen, mittendrin und doch nie richtig dabei. Die stets im Schatten steht der Gut-Behramis, Suters und Gisins, die in über 140 Rennen keinen Podestplatz herausgefahren hat. In Crans-Montana erlebt die Innerschweizerin das Wochenende ihres Lebens: Vierte wird sie in der ersten Abfahrt vom Samstag, 24 Stunden später triumphiert sie vor rund 15’000 Zuschauern.
Und Nufer ist nicht etwa die Profiteurin irgendwelcher Umstände, weder gibt es prominente Absenzen, noch herrschen besondere äussere Bedingungen. Nufer ist schlichtweg die Beste: Elf Hundertstel Vorsprung hat sie auf die verblüffende Tschechin Ester Ledecka, dieser Wunderfahrerin, die in Peking Olympiasiegerin im Snowboard wurde und im Wallis das Rennen vom Samstag gewinnt. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen mit Sofia Goggia und Corinne Suter die schnellsten Abfahrerinnen der Gegenwart.
Der riesige Olympia-Frust
Die Geschichte von Priska Nufer handelt vom permanenten Kampf, von Rückschlägen, von Zweifeln. Zugeflogen ist ihr kaum etwas. Die Heim-WM 2017 in St. Moritz verpasste sie, auch für die nächsten beiden Grossanlässe wurde sie nicht berücksichtigt. Und nach ihrer Selektion für die Winterspiele in Peking wurde da und dort die Nase gerümpft: Eine 30-Jährige, vermeintlich ohne Medaillenchancen – was will Swiss-Ski mit solch einer Athletin bei Olympia?
Die Vorwürfe wirken nun absurd. Und Nufer scheint ein wenig überfordert zu sein mit der Situation. Während dem Interview mit dem Schweizer Fernsehen fehlen ihr zunächst die Worte, sie sagt nur, alles sei unglaublich, sie realisiere nicht, was abgehe. Später sagt sie: «Es ist nicht alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte in meinem Skifahrerleben. Jetzt einmal vor Freude und nicht aus Enttäuschung weinen zu dürfen, das ist wunderschön.»
Nufer hat keine leichte Zeit hinter sich. Da war die Corona-Erkrankung, die sie zurückgeworfen hat in diesem Winter, zuweilen fühlte sie sich komplett energielos. Vor allem aber machten ihr die Geschehnisse in China zu schaffen: Sowohl im Super-G als auch in der Abfahrt musste sie zuschauen, in der Königsdisziplin war das Verdikt überaus bitter, hatte sie doch mit den Trainingsrängen 1, 7 und 8 geglänzt. «Das war sehr schwierig zu akzeptieren», meint Nufer, die niedergeschlagen war und die Welt nicht mehr verstand. «Dass es jetzt aufgegangen ist, dafür bin ich extrem dankbar.»
«Viele geben zu früh auf»
Aufgewachsen ist Nufer in Alpnach auf einem Bauernhof. Mit ihren fünf Geschwistern lebte sie in bescheidenen Verhältnissen, nahe am Existenzminimum, so schrieb es einst die «Luzerner Zeitung». Die Familie investierte alles Mögliche in die Karriere der Tochter, die Geschwister verzichteten auf so vieles, halfen auf dem Hof mit, wenn der Vater das Talent als Coach und Servicemann an die Rennen begleitete. Gar wildfremde Leute hätten an sie geglaubt und Gönnerbeiträge eingezahlt, sagte Nufer einst.
Den Coup am Heimrennen aber, diesen dürfte ihr kaum mehr jemand zugetraut haben. Die teamintern beliebte Nufer sagte Anfang Winter: «Es lohnt sich, dranzubleiben. Ich glaube, viele Sportler geben zu früh auf.»
Weil Nufer für eine Sensation sorgt, geht beinahe vergessen, dass die Schweizerinnen im Kollektiv überzeugen: Suter wird Vierte, Michelle Gisin und Joana Hählen folgen auf den Rängen 8 und 9. Im Abfahrtsweltcup jedoch liegt Suter ein Rennen vor Schluss nun 75 Punkte hinter Goggia.
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