Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Probefahrt
Schärfer ist nicht zwingend besser

1 / 4
Hingucker: Wo die neue Alpine hinkommt, recken sich die Köpfe nach ihr.
Mehr Leistung, grössere Bremsen, ein strafferes Set-up: Damit ist die Alpine A110S zwar etwas schneller, nötig ist der Aufpreis dafür aber nicht.
Mittelmotor-Sportcoupé à la française: Viel mehr Fahrspass bekommt man nirgends für sein Geld.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Neuauflage der Alpine A110 war 2017 der Knüller schlechthin in der Autowelt. Renault hat den legendären Sportwagen nicht nur stilvoll im Retrodesign gezeichnet und dabei die Verschmelzung mit der modernen Technik stimmig hinbekommen, sondern damit auch ein erstaunlich gutes Sportcoupé auf den Markt gebracht: klein, flach und leicht, dank des Mittelmotors wunderbar ausbalanciert, dazu günstig im Verbrauch und in der Anschaffung – von diesem Meisterwerk können sich die anderen Sportwagenhersteller so manches abschauen.

Nun legt Alpine mit der A110S noch einen obendrauf. Mehr Leistung, grössere Räder, breitere Reifen, bessere Bremsen, ein strafferes Set-up und ein etwas aggressiverer Look – damit soll die neue Topversion vor allem Kunden anlocken, die ihre französische Sportwagen-Flunder auch mal auf eine Rennstrecke ausführen. «Die ersten Versionen der neuen A110 orientieren sich vom Fahrverhalten näher an der A110 aus den 1970er-Jahren, indem sie Präzision mit einem wunderbaren Fahrgefühl verbinden», erklärt Chef-Ingenieur Jean-Pascal Dauce. «Die neue A110S verfügt über einen anderen Charakter mit einem Fahrwerk, das für deutlich höhere Ambitionen im Sportwagenbereich steht.»

Straffer bedeutet unkomfortabler

Das mag durchaus so sein – gefahren sind wir die A110S aber im Alltag im Strassenverkehr, unternahmen dabei natürlich auch Abstecher in kurviges Geläuf, fuhren damit aber auch zu Geschäftsterminen und zum Einkaufen. Wer den Franzosen für solche Zwecke einsetzt, ist mit der komfortableren Variante A110 Légende mit sechsfach verstellbaren und beheizbaren Komfortsitzen klar besser bedient. Das Fahrwerk in der stärkeren S-Variante ist nämlich spürbar straffer und weniger komfortabel, während man von der etwas höheren Leistung kaum profitiert: Der 1,8-Liter-Turbobenziner leistet im A110S mit 292 PS zwar satte 40 PS mehr als der Basis-A110, das maximale Drehmoment von 320 Nm steht über einen breiteren Drehzahlbereich, nämlich von 2000 bis 6000 Umdrehungen zur Verfügung. Damit spurtet die S-Version in 4,4 statt in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht einen Topspeed von 260 km/h, während der A110 bei 250 km/h die Segel streicht.

Ein Zehntel macht in dieser Liga zwar tatsächlich viel aus, die A110S fühlt sich in der Beschleunigung auch noch etwas wilder und unbändiger an, als es die A110 ohnehin schon tut. Doch an Power und Emotionalität fehlt es auch dem Einstiegsmodell nicht, da unterscheiden sich die beiden Varianten nur sehr wenig. Das Gleiche gilt auch für die kleinen Schönheitsfehler, die die Neuauflage der französischen Sportwagenlegende mit sich bringt: Die fest stehenden Schaltwippen sind zu kurz, im Cockpit kann nicht mal eine Getränkeflasche ordentlich verstaut werden, und der Motor direkt hinter den beiden Sitzen ist akustisch immer sehr präsent. Doch diese Kleinigkeiten macht die Alpine mit ihrem umwerfenden Charme und ihren fahrerischen Qualitäten locker wett.

So oder so eine gute Wahl

Der A110S ist also auf der Rennstrecke sicher schneller – im Alltag empfanden wir die A110 Pure aber als die bessere Variante, zumal sie über 12'000 Franken günstiger und damit ein echtes Schnäppchen ist. Wer den Sportwagen im Alltag einsetzen will, sollte zur Variante A110 Légende mit Komfortsitzen greifen. Alle Modelle weisen ein überragendes Fahrverhalten auf, lassen sich spielerisch und sicher an den Grenzbereich heranführen, beschleunigen atemberaubend und hinterlassen ein dickes Grinsen im Gesicht, wohin man damit auch fährt. Mag sein, dass der S auf der Bremse etwas effizienter ist, mag sein, dass er durch das straffer abgestimmte Fahrwerk samt Tieferlegung um 4 Millimeter einen Tick schneller um die Kurven kommt – der durchschnittliche Fahrer wird im alltäglichen Einsatz davon aber nichts spüren. Was er aber zu spüren bekommt, sind die Einbussen am Fahrkomfort. Eine gute Wahl ist die Alpine A110 aber so oder so, und mit einem Basispreis von 74'800 Franken ist die Sportversion des Sportwagens zwar deutlich teurer als die Basismodell A110 Pure, der Preis ist aber im Konkurrenzvergleich noch immer fair.