Grosse Probleme auf der SchieneSBB lassen wegen Lokführermangels zahlreiche Züge ausfallen
Betroffen ist vor allem die Romandie, doch auch im Raum Zürich kann es zu kurzfristigen Ausfällen kommen. Erst Ende Jahr normalisiert sich die Lage.
Am Dienstag gaben die SBB bekannt, dass ab heute Freitag zahlreiche Züge ausfallen. Da die Mitteilung nur auf Französisch verfasst wurde, wurde sie diesseits des Röstigrabens bisher nicht beachtet.
Die SBB begründen die Zugausfälle ausdrücklich mit dem Mangel an Lokführerinnen und Lokführern. Und sie kündigen an, dass die Ausfälle bis am 25. Oktober anhalten werden.
Am Genfersee fallen viele Züge aus
Betroffen sind vor allem Reisende in der Romandie. Auf ihrer Website listen die SBB ebenfalls ausschliesslich in französischer Sprache auf, auf welchen Strecken die Züge ausfallen.
Der halbstündliche Regioexpress Vevey–Lausanne–Genf–Annemasse verkehrt freitags, samstags, sonntags und montags nicht.
An Samstagen und Sonntagen fallen auch die stündlichen Regioexpress-Züge St-Maurice–Lausanne–Genf–Annemasse aus.
Bereits Ende September gab es Zugausfälle:
Am Samstag vor zwei Wochen mussten die SBB die Züge auf der Linie S6 der Waadtländer S-Bahn zwischen Palézieux und Lausanne streichen.
Ebenso betroffen waren alle Züge auf den Strecken Genf–La Plaine und Freiburg–Yverdon-les-Bains.
Auf anderen Linien wurde am 27., 28. und 29. September der Fahrplan ausgedünnt. So sahen sich die SBB aufgrund des Personalmangels gezwungen, die Frequenz der Regioexpress-Züge zwischen Vevey und Annemasse von halbstündlich auf einmal pro Stunde zu reduzieren.
Situation im Raum Zürich ist «besonders angespannt»
Doch nicht nur die Romandie ist betroffen. Denn wie die SBB schreiben, werde die Situation auch in der Region Zürich bis Ende Oktober «besonders angespannt» bleiben.
Planmässig fielen in Zürich aktuell keine Züge aus, sagt Sprecherin Jeannine Egi. Doch hätten die SBB gegenwärtig noch keinen Vollbestand bei den Lokführerinnen und Lokführern. Es komme immer noch an gewissen Tagen zu Engpässen, vor allem an Wochenenden. «Deshalb ist es möglich, dass es zu kurzfristigen Ausfällen kommt.»
Die SBB geloben Besserung. «Mittelfristig» habe das Unternehmen Massnahmen ergriffen, um den Personalbestand zu erhöhen. In den nächsten sechs Monaten würden in der ganzen Schweiz rund 200 Lokomotivführer ihre Ausbildung abschliessen. Die Lage werde sich darum bis Ende Jahr wieder normalisieren.
«Für unsere Kunden ist die geplante Streichung von Zügen angenehmer als kurzfristige Ausfälle.»
Der Verband Schweizer Lokomotivführer begrüsst die Streichung von fahrplanmässigen Zügen in der Westschweiz. Damit hätten die SBB «einen guten Entscheid zugunsten eines geordneten Betriebs und einer minimalen Entlastung des Lokpersonals getroffen», schrieb der Verband am Mittwoch in einem Newsletter.
Eine Überlastung beim Personal mit sicherheitsrelevanten Tätigkeiten könne damit vermindert werden. Und: «Für unsere Kunden ist die geplante Streichung von Zügen angenehmer als kurzfristige Ausfälle.»
Die aktuelle Aussage der SBB, dass es im nächsten Jahr einen leichten Überbestand an Lokführern geben werde, löste beim Personal «trotz der allgemeinen Lethargie nur noch Traurigkeit aus», schreibt der Verband. Dieselben Versprechen seien den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits 2019 in Aussicht gestellt worden.
Korrektur: In einer früheren Version stand, dass die SBB mit Pressemitteilungen vermittelten, der Lokomotivführermangel sei behoben. Dies ist falsch.
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