Corona beschäftigt BombardierSBB-Doppelstockzügen drohen neue Lieferverspätungen
Zwar kann Bombardier trotz Corona-Krise den SBB Züge liefern. Doch der Hersteller musste die Produktion herunterfahren. Auch andere Bahnunternehmen bangen.
Viele Pannen, technische Probleme, ein Schüttelbecher: Der neue Fernverkehrszug der SBB hatte so einige Kinderkrankheiten. Viele davon konnten ausgemerzt werden. Der Zug verkehrt laut Hersteller Bombardier inzwischen deutlich zuverlässiger und dank einer neuen Software schwanken die Wagen des Doppelstöckers weniger.
Ein zentrales Problem ist allerdings geblieben: Der Zug selbst hat bei der Auslieferung massive Verspätung. Immer wieder wird die vollständige Inbetriebnahme der Flotte nach hinten verschoben. 2021 sollen die SBB im Besitz aller 62 bestellten Kompositionen sein, momentan sind es 32.
Kurzarbeit bei Bombardier
Allerdings drohen nun wegen der Corona-Krise weitere Verspätungen. «Wir können aktuell nicht mit voller Kapazität produzieren, damit wir die Sicherheitsregeln des Bundesamts für Gesundheit genaustens einhalten», sagt Bombardier-Sprecher Andreas Bonifazi und ergänzt: «Wir produzieren unter erschwerten Bedingungen weiter und können so den SBB auch in Krisenzeiten weiterhin Züge übergeben.» Allerdings: Für einen Teil der Belegschaft im Werk Villeneuve wurde Kurzarbeit bewilligt, andere Funktionen sind im Homeoffice tätig.
Weder Bombardier noch die SBB wollen zum heutigen Zeitpunkt kommunizieren, welche Folgen die sinkende Produktionskapazität hat. Allfällige Verzögerungen würden auch von der Zulieferkette abhängen, heisst es bei Bombardier.
Auch Südostbahn drohen Engpässe
Das Problem ist ein branchenweites. Die Südostbahn hat Züge bei Stadler Rail bestellt, um im Dezember von den SBB den Betrieb der Gotthard-Bergstrecke übernehmen zu können.
Dass das Bahnunternehmen dann mit den eigenen neuen Zügen am Gotthard unterwegs sein werde, könne er noch nicht garantieren, sagt Südostbahn-CEO Thomas Küchler in einem Interview mit der «Zürichsee-Zeitung»: «Zwar arbeitet Lieferant Stadler Rail normal, einige Zulieferbetriebe in Italien haben aber geschlossen.» Zudem seien derzeit keine Fahrzeugabnahmen möglich, weil die Social-Distancing-Regeln im Führerstand nicht eingehalten werden könnten. Man sei deshalb mit den SBB im Gespräch, um Lösungen zu suchen.
Bei den SBB heisst es auf Anfrage, die Abstandsregeln könnten auch bei Fahrzeugabnahmen eingehalten werden. Diese habe man bereits im März beachten müssen, als zuletzt zwei Züge von Bombardier übernommen wurden.
Zu den Gesprächen mit der Südostbahn, wie ein drohender Rollmaterial-Engpass am Gotthard behoben werden könnte, wollen sich die SBB zurzeit noch nicht äussern.
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