Millionen-Deal im UrserentalSawiris verkauft Mehrheit an Skigebiet für 150 Millionen Franken
Der ägyptische Investor gibt die Mehrheit an den Wintersportanlagen ab. An Bord kommen Amerikaner, die ähnliche Engagements weltweit haben.
Die Liste ist lang: Vail Resorts ist an 40 Skigebiete in den USA, Kanada und in Australien beteiligt. Ein grosser Teil wie Beaver Creek, Vail oder Park City gehören dem Unternehmen gleich selbst, an anderen wie Whistler Mountain in Kanada ist die Firma beteiligt. Nun steigen die US-Amerikaner in Andermatt ein.
Dies teilte Andermatt Swiss Alps mit, die Firma von Samih Sawiris. Damit erhält Andermatt einen weiteren potenten Geldgeber. Andermatt Swiss Alps, das Unternehmen hinter dem Skigebiet Andermatt, gehört zu einem grossen Teil Orascom und Samih Sawiris direkt. Mit diesem Unternehmen entwickelte Sawiris die Skiregion Andermatt, baute neue Anlagen, neue Ferienwohnungen und neue Hotels, wie das The Chedi, ein 5-Stern-Luxushaus in den Bergen.
Fast 150 Millionen Franken investiert Vail Resorts und übernimmt dabei 55 Prozent der Aktienanteile an der Andermatt-Sedrun Sport AG, der Betreiberfirma des Skigebiets. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der Andermatt Swiss Alps und betreibt alle Berg- und Skianlagen im Ort. 110 Millionen Franken sollen in die «Verbesserung des Gästeerlebnis» fliessen, wie Vail Resorts mitteilt. Der Rest direkt in Immobilien in Andermatt. «Der Einstieg in den europäischen Skimarkt ist eine langfristige strategische Priorität für Vail Resorts», lässt sich CEO Kirsten Lynch zitieren.
Samih Sawiris verkauft also einen Teil seines Skigebiets an die Amerikaner, bleibt aber mit 40 Prozent an der Andermatt-Sedrun Sport AG beteiligt. Die Muttergesellschaft Andermatt Swiss Alps bleibt in den Händen von Sawiris. Am Montag um 10.30 Uhr erklärt Sawiris den Deal mit dem amerikanischen Ski-Riesen.
Laut Vail Resorts soll das Geld in neue Lifte gesteckt werden, um Schneesportlerinnen und Schneesportler schneller ins Skigebiet zu bringen. Neue Beschneiungsanlagen sollen zudem die Schneequalität erhöhen und ein Teil des Geldes will Vail Resorts in den Ausbau im Gastrobereich investieren.
Das Engagement von Sawiris in Andermatt und der Region ist nicht unumstritten. So redimensionierte er erst im Februar seinen Plan, am Urnersee neue Hafenanlagen zu bauen. Innert Kürze unterschrieben fast 6000 Menschen eine Petition gegen die Pläne Sawiris, zwei neue Häfen zu bauen. Zumindest vom Hafen in Flüelen (UR) will Sawiris nun nichts mehr wissen.
Vail Resorts gibt mit dem Epic Pass ein Skiticket der besonderen Art aus. Mit ihm geniessen Skitouristen freie Fahrt in allen Skigebieten von Vail Resorts. Zudem in 26 weiteren Skigebieten in der Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich. In der Schweiz ist das Gebiet Verbier 4 Vallées Partnerdestination für das Skibillett.
Mit der Investition von Vail Resorts in Andermatt wird nun das Skigebiet ebenfalls in den Epic Pass integriert. Dadurch und durch Investitionen in Unterkünfte im Dorf und ins Skigebiet selbst soll das Geschäft in Andermatt stark wachsen, wie Vail Resorts in einer Mitteilung schreibt. Das amerikanische Unternehmen machte 2021 1,9 Milliarden Dollar Umsatz und ist börsenkotiert.
In den letzten beiden Jahren lief es dem Unternehmen, wie vielen Winterdestinationen wegen Corona nicht gut. Bis 2019 wuchs der Umsatz von Vail Sports stets an. Der Rekord erzielte das Unternehmen 2019 mit über 2,2 Milliarden Dollar.
Russi und Vail: Eine enge Verbindung
Interessantes Detail: Im Verwaltungsrat von Andermatt Swiss Alps sass bis 2020 Skilegende Bernhard Russi. Er ist weiterhin im Verwaltungsrat der Andermatt-Sedrun Sport AG – und er hat eine ganz spezielle Verbindung zu Vail. Dort baute er Ende der 80er-Jahre für die Weltmeisterschaften 1989 ein Skipiste um. Die «Rattlesnake Alley» (Klapperschlangenstrasse), die Russi ähnlich einer Bobbahn gestaltete, wurde zur Schlüsselszene in der Abfahrt – und zum Favoritenschreck. Der Deutsche Hansjörg Tauscher gewann – ohne davor und danach je ein Weltcuprennen zu gewinnen.
Auch die legendäre Skipiste «Birds of Prey» hatte Russi entworfen – sie steht in Beaver Creek, das heute ebenfalls im Besitz von Vail Resorts ist. Nun wird diese Verbindung also noch enger.
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