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Urkunde für ägyptischen Investor
Sawiris ist nun Ehrenbürger von Uri

Ehrenbürger des Kantons Uri: Samih Sawiris auf dem Weg zur Feier, die wegen Corona nur im kleinen Rahmen stattfand. (4. Juni 2021)
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Der ägyptische Investor Samih Sawiris ist vom Kanton Uri am Freitag für seine Leistungen zu Gunsten des Tourismus in Andermatt ausgezeichnet worden: Er erhielt die Urkunde, die ihn zum Ehrenbürger des Gotthardkantons macht.

Wegen der Coronapandemie fand der Festakt im Tellspielhaus im Urner Hauptort Altdorf nur im kleinen Rahmen statt. Der Präsident des Landrats, Ruedy Zgraggen (CVP), übergab dem 64-jährigen Sawiris die Ehrenbürgerurkunde, wie die Staatskanzlei mitteilte.

Die Laudatio hielt der wohl berühmteste Andermatter, der ehemalige Abfahrtsolympiasieger Bernhard Russi, der selbst am Projekt mitgearbeitet hatte. Mit Initiative, Unternehmergeist und einem enormen finanziellen Engagement habe sich Sawiris in hervorragender Weise um den Kanton Uri verdient gemacht.

Eine Ehre ist das Urner Ehrenbürgerrecht allein schon deswegen, weil es nur selten vergeben wird. Letztmals wurde damit vor 19 Jahren der Urner Unternehmer Max Dätwyler ausgezeichnet. Sawiris ist der erste Ausländer, der das Urner Ehrenbürgerrecht erhielt. Das Ehrenbürgerrecht ist nicht mit einer Einbürgerung gleichzusetzen.

Samih Sawiris mit der Ehrenbürgerurkunde, die ihm der Urner Landratspräsident Ruedy Zgraggen überreicht hat. (4. Juni 2021)

Das Ehrenbürgerrecht zugesprochen erhalten hatte der Tourismusunternehmer schon vor einem Jahr. Wegen der Coronapandemie musste der Festakt verschoben werden.

Kritik an Äusserung zu Corona

Bereits die Verleihung des Ehrenbürgerrechts durch den Landrat am 18. Mai 2020 war nicht so glanzvoll gewesen, wie sich das der Regierungsrat vorgestellt haben mag. Die Auszeichnung stiess im Parlament auf erhebliche Skepsis. Grund war auch eine umstrittene Äusserung Sawiris zu Corona. Nur 30 der Landratsmitglieder sprachen sich für die Ehrenbürgerschaft aus, 14 lehnten sie ab, 6 enthielten sich der Stimme.

Unbestritten ist aber, dass Sawiris in Andermatt viel bewegt und der Region einen Aufschwung gebracht hat. Das Dorf stand 2005 wegen des Wegzugs des Militärs vor einer ungewissen Zukunft, als Sawiris mit seiner Idee, auf dem Waffenplatz ein Luxusresort zu bauen, in Erscheinung trat.

Künstliche Buchten für Yachthäfen am Urnersee

Längst nicht alle waren begeistert. Umweltschützer sahen die Bergwelt in Gefahr, andere hielten Sawiris› Pläne für zu gross und somit unrealistisch. Beharrlich und konziliant, setzte sich der öffentlich stets lächelnd und locker auftretende Sawiris aber durch, auch mit tatkräftiger Hilfe der Behörden.

Der Bau der neuen Hotels im oberen Preissegment und Ferienwohnungen ab 2009 löste eine Erneuerungswelle in Andermatt aus. Sawiris baute auch einen Golfplatz, ein Hallenbad und eine Konzerthalle. Das Skigebiet wurde modernisiert, erweitert und mit demjenigen von Sedrun GR zusammengeschlossen. Insgesamt investierte Sawiris 1,1 Milliarden Franken und schuf 700 zusätzliche Arbeitsplätze.

Die Ideen von Sawiris für den Kanton Uri sind mit dem Resort in Andermatt noch nicht erschöpft. So möchte er in Flüelen und Isleten am Urnersee in künstlichen Buchten zwei Yachthäfen realisieren.

Eine von vielen Sawiris-Destinationen

Sawiris wurde am 28. Januar 1957 in Kairo als Sohn einer koptischen Unternehmerfamilie geboren. In Kairo besuchte er die Deutsche Evangelische Oberschule, in Berlin schloss er an der Technischen Universität sein Studium als Wirtschaftsingenieur ab.

Sawiris gründete 1996 die Orascom Development Holding (ODH), die heute ihren Sitz in Altdorf hat. ODH entwickelt Tourismusdestinationen und baut Hotels und Infrastrukturen in Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Marokko, Montenegro, Grossbritannien und der Schweiz.

Boomender Tourismus und hohe Mieten

Der von Samih Sawiris initiierte touristische Ausbau Andermatts hat das Dorf im Urserental stark verändert. Die Zahl der Einwohner und Touristen ist gestiegen, in die Höhe geschossen sind auch Immobilienpreise und Mieten, wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt.

Neue Hotels im gehobenen Segment, neue Ferienwohnungen und Villen, ein Konzertsaal, ein Golfplatz oder neue Skilifte und Pisten: Seit 2009 hat Andermatt sein Gesicht stark verändert. Abgeschlossen ist der Ausbau des früher stark vom Militär geprägten Orts noch nicht.

Die Hochschule Luzern untersuchte in mehreren Studien die langfristigen Folgen des Tourismusprojekts. Am Freitag legte sie die vierte und letzte Teilstudie der Jahre 2019 und 2020 vor.

Optisch besteht Andermatt heute aus zwei Dörfern – der alte Kern, entlang der alten Gotthardstrasse und das neue Resort. Die Studie zeigt, dass dies nicht bei allen Einheimischen gut ankommt. Sie fürchten, dass es auch gesellschaftlich zwei Andermatt geben könnte, und sie sich nicht mehr zugehörig fühlen könnten.

Teurere Mieten

Für die Andermatter Bevölkerung ist namentlich das Wohnen teurer geworden. Gemäss der Studie sind seit 2010 die Mietzinse insgesamt um etwa 45 bis 50 Prozent in die Höhe geklettert. Eine Preissteigerung war vor allem ab 2017 feststellbar. Zum Vergleich: Im Urner Hauptort Altdorf stiegen die Mieten nur um 5 Prozent.

Starke Preissteigerungen gab es auch für das Wohneigentum. Die Preise für Einfamilienhäuser nahmen teilweise innerhalb von 14 Jahren um 500 Prozent zu, die Preise für Eigentumswohnungen um 200 Prozent.

Wer in Andermatt eine Wohnung mieten möchte, brauche ein grösseres Budget, erklärten die Studienverfasser. Sie führten dies darauf zurück, dass die Bevölkerung von Andermatt grösser geworden, das Angebot an Mietwohnungen aber nicht im gleichen Ausmass gewachsen sei.

Bevölkerungswachstum von elf Prozent

Trotz der höheren Wohnkosten nahm die Bevölkerung von 2009 bis 2019 von 1260 auf 1410 zu, was einem Wachstum von elf Prozent in zehn Jahren entspricht. Im gleichen Zeitraum verdoppelten sich die Kantonssteuereinnahmen auf der Gemeindeebene.

Für die Tourismusbranche hat sich der Ausbau des Ferienorts gelohnt. Von 2009 bis 2019 kletterte die Zahl der jährlichen Logiernächte von 73'000 auf 129'000. Zudem gibt es in Andermatt ein breiteres Freizeit- und Kulturangebot, das auch die Einheimischen nutzen können.

Viele Einwohnerinnen und Einwohner blickten derweil auch positiv in die Zukunft und würden mehr Chancen als Nachteile sehen, die das Resort bringe, heisst es in der Studie. Ein Schlüssel für eine positive weitere Entwicklung sei, dass die Bevölkerung in diese integriert werden könne.

SDA/oli