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Attacke gegen Luftwaffenbasis auf der Krim
Satellitenbilder: Russland verlor auf einen Schlag viele Jets

Dieses Satellitenbild zeigt die Zerstörung von mindestens sieben russischen Kampfjets auf dem Stützpunkt auf der Halbinsel Krim. 
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Nach den Explosionen auf einer Militärbasis auf der Krim zeigen laut der Agentur DPA westliche Satellitenbilder, dass mindestens sieben russische Kampfflugzeuge zerstört wurden. Weitere Jets hätten offenbar Schäden davongetragen, berichtete Planet Labs PBC, ein auf Erdbeobachtung spezialisiertes US-Unternehmen.

Dessen Satellitenbilder stammten von Mittwochnachmittag. Sie zeigen eine rund zwei Quadratkilometer grosse verbrannte Grünfläche auf dem Stützpunkt Saki. Etliche Krater waren auf dem Boden in der Nähe des Rollfeldes zu sehen, was in der Regel auf eine massive Explosion hindeutet. Einige der Kampfjets auf dem Stellplatz wurden auf der Rollbahn zudem verschoben: auf vor den Explosionen aufgenommenen Satellitenbildern standen sie noch an einer anderen Stelle, wie die DPA weiter meldet.

Ein weiteres Satellitenbild zeigt eine rund zwei Quadratkilometer grosse verbrannte Grünfläche auf dem Stützpunkt Sakidas. 

Russland hat bestritten, dass irgendwelche Flugzeuge bei den Detonationen am Dienstag zerstört worden seien. Auch Hotels oder der Strand der Halbinsel seien nicht betroffen gewesen. Bei den Explosionen, bei denen laut Krim-Chef Sergej Aksjonow eine Person ums Leben kam und 14 weitere verletzt wurden, waren Touristen und Touristinnen jedoch in Panik von der nahe gelegenen Küste geflüchtet.

Die ukrainische Regierung reklamierte die Explosionen nicht für sich, mokierte sich aber zugleich über die russische Erklärung, wonach ein unachtsamer Raucher dafür gesorgt haben könnte, dass Munition auf der Luftwaffenbasis Saki Feuer gefangen habe und hochgegangen sei. Doch hielten Spekulationen an, ob der Vorfall doch auf einen ukrainischen Angriff zurückgehen könnte. In einem solchen Fall würde es sich um die erste grosse Attacke auf eine russische Militäreinrichtung auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim handeln.

Die Krater auf dem Boden in der Nähe des Rollfeldes deuten auf eine massive Detonation hin.

Britische Quellen vermuten einen Angriff

Noch immer sind die genauen Ursachen, die zu den Explosionen führten, ungeklärt. Die Theorie, dass ein unachtsamer Raucher oder ein anderer Unfall die Detonationen ausgelost hätte, wird zumindest in Grossbritannien so ziemlich ausgeschlossen. Eliot Higgins, Gründer und Direktor der investigativen Website Bellingcat, meinte in einer Reihe von Tweets, er «kann sich nicht erinnern, dass Russland in jüngster Vergangenheit so viele Luftgüter an einem Tag verloren hat».

Higgins bemerkte beim Studieren der Bilder, dass «ich drei Krater an Orten erkennen kann, die anscheinend für die Lagerung verwendet werden. Also könnte es sein, dass die Lagerhallen angegriffen und zerstört wurden, also alles, was sich dort befand, hochging.» Eine Möglichkeit, diese Krater zu erklären, seien die Folge von präzisen Treffern von einer Langstreckenmunition. Er fügte hinzu, dass diese Krater etwa 20 bis 25 Meter breit seien, was auf eine ziemlich grosse Munition hindeuten würde. Auffallend sei, dass «keine Einschläge sichtbar sind, die aussehen könnten, als hätte man sie verfehlt. Also haben sie (die Angreifer) entweder sehr präzise Waffen verwendet oder sie hatten grosses Glück.»

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Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erklärte der BBC, dass sein Ministerium immer noch die Fakten zum Vorfall auf der Krim zusammen trage. Aber er fügte hinzu, dass er es für unwahrscheinlich halte, dass westliche Waffen beteiligt gewesen seien. Er ist der Ansicht, dass die Attacken zu zwei separaten Explosionen geführt hätten. Der russische Luftwaffen-Stützpunkt, so Wallace weiter, sei ein legitimes Ziel für die ukrainische Armee gewesen. Die Ukraine habe das Recht, gegen den Eroberer zurück zu schlagen.

Justin Bronk, Luftfahrtanalyst bei der Rusi-Denkfabrik, sagte im «Guardian», dass er nach dem Studium der Social-Media-Videos des Vorfalls keine Hinweise auf anfliegende Raketen sehen könne und dass er «fast sicher» sei, dass es «sekundäre Explosionen» von Munitionsvorräten oder Treibstoff gegeben habe in Lagern, die sich auf oder in der Nähe der Landebahn befunden hätten. Das führe ihn zum Schluss, dass «die wahrscheinlichste Theorie ist, dass ukrainische Spezialeinheiten den Angriff durchgeführt haben, indem sie nahe genug an der Basis gewesen waren, um kleine Drohnen zu starten, die entweder geparkte Flugzeuge oder Tankwagen trafen».

Politische Quellen in der Ukraine glauben ebenfalls an eine militärische Aktion aus Kiew. Aber bisher hat die Regierung Selenski die Verantwortung für einen möglichen Angriff nicht auf sich genommen. Gemäss «Guardian» beherbergt der Luftwaffen-Stützpunkt Saki russische 30M-Jäger, Typ-24 Bomber und Typ-Il-76-Transporter, die regelmässig für Raketenangriffe auf die Ukraine und Patrouillen im Schwarzen Meer und in der Region eingesetzt werden.

Kiew hat die Krim noch nicht aufgegeben

Was auch immer die Ursache zur Detonation gewesen ist: Der Vorfall wird als ein Rückschlag und ein Imageschaden für Moskau betrachtet. Die Regierung in Kiew hat jüngst immer wieder verlauten lassen, dass sie die Halbinsel Krim trotz der russischen Annexion noch nicht abgeschrieben hat. «Das ist erst der Anfang», schrieb der ukrainische Präsidentenberater Michajlo Podoljak nach den Explosionen. Die Krim habe eine Zukunft als Reiseparadies ohne russische Besatzung vor sich. Der 9. August sei der Internationale Tag der indigenen Völker, erklärte zudem Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk. Dazu zählten in der Ukraine die Krimtataren, Karaimen und Krimtschaken. «Die heutigen Explosionen in Nowofjodorowka sind ein weiterer Beleg dafür, wem die Krim gehört.» International wird die Halbinsel mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern weiter als ukrainisches Territorium angesehen.

Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ging auf die Detonationen ein. Er versprach seinen Landsleuten erneut eine Befreiung der Halbinsel. «Die Krim ist ukrainisch, und wir werden sie niemals aufgeben», sagte er.

AFP/SDA/Florian Lehmann