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Instagram-Post des Lega-Politikers
Salvini klinkt sich in «Mohrenkopf»-Debatte ein

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Wollte man die momentane politische Bedeutung und die damit korrelierte Ernsthaftigkeit von Matteo Salvini an einem Post auf Instagram ablesen, dann fiele das Urteil wenig vorteilhaft aus für den italienischen Rechtspopulisten, den früheren Vizepremier und Innenminister. Salvini hat sich in die schweizerische Debatte um die «Mohrenköpfe» eingeklinkt – das Verb einmischen, wie es da und dort auch gebraucht wird, ist in diesem Fall allerdings verwegen. Dafür hat Salvini die Frage viel zu wenig studiert, und die Schweiz kümmert ihn nur sehr peripherisch. Er surft einfach ein bisschen auf dem Schaum einer Welle.

«Willkommen beim Festival der Idiotien und des politisch Korrekten», so beginnt der Post, er ist gehabt trashig gehalten. «La bestia», die Bestie, wie sich die Social-Media-Abteilung seines Staffs selbst nennt, hat diese Beiträge zur verqueren Kunstform erhoben. Sie sollen möglichst authentisch wirken. Als Aufhänger dient also der Entscheid von Migros, Dublers «Mohrenköpfe» aus dem Sortiment zu nehmen.

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Er hält dazu einen Zeitungsartikel hoch und spricht ganz allgemein von «Supermärkten», die aus antirassistischem Antrieb «cioccolatini», also Schöggeli, aus dem Angebot gestrichen hätten. In seinem Wortgebrauch klingt Antirassismus immer nach etwas Ungeheuerlichem.

Negroni, Nero d’Avola, schwarzer Kaffee

Den Begriff «Mohrenkopf», auf Italienisch: «moretti», braucht er nicht. Salvini tut nur so, als wäre der Mohrenkopf dasselbe wie «schwarzer Kaffee», der Wein Nero d’Avola, die «schwarzen Madonnen». Es sei wohl nur eine Frage der Zeit, sagt er, dann seien «Calimero» und «Negroni» dran. Auf dem Lied «Siamo i Vatussi», einem Song von Edoardo Vianello aus dem Jahr 1963 über Afrika und ein «Volk von Negern am Fuss des Kilimandscharo», stehe wohl bald die Verhaftung. «Das ist nicht Antirassismus, sondern Idiotie. Wir sind alle Brüder, aber blöd sind wir nicht.» Italien und die Welt hätten andere Probleme.

Während des Drehs schaut Salvini, der sonst immer sehr selbstsicher auftritt, zweimal zu seinen Mitarbeitern hinter den Kameras, als wollte er sich versichern, dass er diese Geschichte auch richtig verstanden hat. Sicher ist das nicht. Die Erwähnung von «Negroni» in der Liste ist natürlich ein Witz, der Name des Drinks geht auf einen florentinischen Grafen zurück, den Conte Negroni. Die «Bestie» postete dann auch noch eine Flasche Amaro di Montenegro, mit korrigierter Etikette: «Amaro di Monte . . . di colore». Farbig.

Das politische Zwinkern

Wären diese Fragen nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis nicht politisch und brisant, nun ja, dann wäre Salvinis Post einfach nur saudoof.

Er zwinkerte immer schon gern den Nostalgikern zu, den Ewiggestrigen und Neofaschisten, sie machen einen Teil seiner Wählerschaft aus. Und Salvini macht sich gern lustig über Wohlmeinende, sein liebstes Schimpfwort ist «buonista»: Gutmensch. Alles vermischen, damit am Ende alles einerlei ist: Calimero, Montenegro, «Mohrenköpfe».