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Westliche Sanktionen 
Russland zeigt keine Reaktion auf Ölembargo

Wirft dem Westen vor, durch die Sanktionen eine «globale Krise» auszulösen: Der russische Präsident Wladimir Putin.
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Auf Sanktionen reagiert der Kreml stets gleich: Der Westen schade sich nur selbst, so lautet seine Propaganda, die russische Wirtschaft hingegen werde stärker und unabhängiger durch die Sanktionen. Ein durchsichtiger Versuch, die Lage schönzureden, und spätestens seit Beginn der «militärischen Spezialoperation», wie der Krieg in Russland genannt werden muss, dürfte auch Wladimir Putin klar sein, dass Schönreden nicht mehr ausreicht.

Inzwischen wirft er dem Westen vor, eine «globale Krise» durch die Sanktionen auszulösen, so formulierte es Putin Mitte Mai. Deren Urheber seien getrieben von «kurzsichtigen, übertriebenen politischen Ambitionen und Russophobie» und handelten «auf Kosten ihrer eigenen nationalen Interessen, ihrer eigenen Wirtschaft und des Wohlergehens ihres Volkes». Damals zeichnete sich das Embargo für russisches Öl bereits ab.

Keine Reaktion Russlands auf Ölembargo

Dieses ist nun beschlossen, und am Tag danach fehlt jede Reaktion aus dem Kreml. Russische Medien zitierten stattdessen eine Bloomberg-Meldung: Putin werde Einnahmen im Wert von zehn Milliarden Dollar jährlich verlieren, rechnet die US-Nachrichtenagentur vor, wenn die EU russische Erdöllieferungen per Schiff verbiete. Eingerechnet ist da schon, dass Moskau nun versuchen wird, Rohöl mit Preisnachlass auf asiatischen Märkten zu verkaufen. Wenn Deutschland und Polen dazu auf Öl aus der Druschba-Pipeline verzichten, verliert Russland laut Bloomberg weitere zwölf Milliarden US-Dollar.

Statt Öl mit Rabatt zu verkaufen, schlug Leonid Fedun, Vizepräsident des Mineralölkonzerns Lukoil, am Montag vor, die russische Erdölproduktion um ein Fünftel oder mehr herunterzufahren. «Was ist besser – zehn Barrel Rohöl für je 50 Dollar zu verkaufen oder sieben für 80 Dollar?», fragte er in der Wirtschaftszeitung RBK. Ein radikaler Ansatz, entgegnete Energieanalyst Alexander Sobko in einem eigenen Kommentar. Würde Russland seinen Marktanteil nicht an andere Hersteller abgeben? Und wie schnell könnte es die Produktion bei Bedarf wieder hochfahren?

Neue Absatzmärkte in Asien, Südostasien, Afrika

Der Kreml möchte sich seit Jahren unabhängiger machen von der Nachfrage aus Europa. «Der grösste Teil der Weltbevölkerung unterstützt keine Sanktionen gegen Russland», sagte Iwan Abramow, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Föderationsrates, der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti nach der Entscheidung in Brüssel. «Wir können neue Absatzmärkte für unser Öl in Asien, Südostasien, Afrika finden.»

Öl und Gas tragen mehr als ein Drittel zum russischen Staatshaushalt bei, wobei das Erdöl bis zu 85 Prozent dieser Einnahmen ausmacht. Etwa die Hälfte der russischen Erdölexporte geht nach Europa. Putin hatte bereits im April mit Ministern und Industrievertretern über die Situation und die «schrumpfenden Auslandsmärkte» gesprochen. Eine Lösung sei, so Putin, die Exporte «Schritt für Schritt auf die stark wachsenden Märkte des Südens und Ostens umzuorientieren». Tatsächlich verschiffte Russland im April erstmals mehr Erdöl nach China und Indien als in die EU, schrieb Bloomberg – allerdings zu hohen Preisnachlässen.