Aus russischem Straflager entlassenEine Kinderzeichnung brachte ihn ins Gefängnis – jetzt ist er wieder frei
Weil seine Tochter den Krieg in der Ukraine gezeichnet hatte, kam der Russe Alexei Moskaljow ins Straflager. Nun konnte er seine Tochter endlich wieder in die Arme schliessen.
In Russland ist ein wegen Kritik am Ukraine-Krieg inhaftierter Mann wieder in Freiheit. Alexei Moskaljow war wegen einer Anti-Kriegs-Zeichnung seiner Tochter ins Visier der Behörden geraten. Nun sei er aus dem Gefängnis entlassen worden, sagte sein Anwalt Wladimir Biljenko am Dienstag. «Er fühlt sich mehr oder weniger gut, er konnte endlich seine Tochter wiedersehen.»
Die Menschenrechtsorganisation OWD-Info veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie Moskaljow zusammen mit seiner 14-jährigen Tochter Masche ein Straflager in der Region Tula südlich von Moskau verlässt. Nach Angaben seines Anwalts kehren der 56-Jährige und seine Tochter nun nach Jefremow zurück, wo sie wieder zusammen wohnen werden.
Tochter malte Frau und Kind neben ukrainischer Flagge
Der Fall des alleinerziehenden Vaters hatte international Schlagzeilen gemacht. Die damals 13-jährige Mascha zeichnete eine Mutter mit einem Kind an der Hand auf einer grünen Wiese neben einer ukrainischen Fahne. Die Frau erhebt abwehrend die Hand gegen Osten, von wo auf Maschas Zeichnung die Raketen geflogen kommen, markiert durch eine russische Flagge. «Ehre der Ukraine» hatte die Sechstklässlerin auf die hellblau-gelbe Fahne geschrieben, auf der russischen ist «Nein zum Krieg» zu lesen. Und über allem hat Mascha eine leuchtend gelbe Sonne gemalt.
Die Schulleiterin schaltete die Behörden ein. Am nächsten Tag wurden Vater und Tochter zum Verhör geführt, zuerst bei der Polizei, dann beim Geheimdienst. «Während dreieinhalb Stunden erklärten sie mir, dass ich meine Tochter nicht richtig erziehe», erzählt Moskaljow damals. In den sozialen Medien stiessen die Ermittler schliesslich auf kritische Kommentare des Vaters zum Krieg in der Ukraine.
Das Mädchen kam daraufhin in ein Heim und wurde später bei ihrer Mutter untergebracht, zu der sie zuvor jahrelang keinen Kontakt gehabt hatte. Moskaljow wurde im März 2023 wegen «Verunglimpfung» der russischen Armee zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Mehr als tausend Kriegskritiker strafrechtlich verfolgt
Noch vor der Urteilsverkündung floh er nach Belarus, wurde jedoch zwei Tage später gefasst und nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation nach Russland ausgeliefert. In einem Berufungsverfahren wurde Moskaljows Strafe schliesslich reduziert. Insgesamt verbrachte er ein Jahr und sieben Monate im Gefängnis.
Nach Angaben von OWD-Info wurden seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 in Russland mehr als tausend Menschen wegen Kritik an dem Militäreinsatz strafrechtlich verfolgt.
AFP/ij
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