Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und FragenRussischer Kommandant beim Joggen in Park erschossen
Der U-Boot-Kommandant und Mobilisierungschef Stanislaw Rschizki wurde in der russischen Stadt Krasnodar ermordet. Militärblogger sprechen von einem Terroranschlag.
Der russische Kommandant Stanislaw Rschizki wurde am Montagmorgen beim Joggen in einem Park in der russischen Stadt Krasnodar, 270 Kilometer südlich von Rostow, ermordet. Das bestätigt die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Polizeiquellen: «Nach ersten Erkenntnissen wurde er von einem Angreifer mit mehreren Schüssen niedergestreckt, der daraufhin die Flucht ergriff.»
Rschizki war der stellvertretende Leiter für Mobilisierung von Krasnodar. Ausserdem war er Marinekommandant des U-Bootes Krasnodar. Die Krasnodar war gemäss ukrainischen Untersuchungen am Beschuss der Stadt Winnizja vor einem Jahr am 14. Juli 2022 beteiligt. Bei dem Angriff mit Kalibr-Raketen auf eine Klinik starben 28 Personen, es gab zahlreiche Verletzte. Präsident Wolodimir Selenski sprach von einem «offenen Akt des Terrorismus».
Strecke auf Jogging-App gepostet
Auch das ukrainische Verteidigungsministerium bestätigte den Tod des russischen Befehlshabers. Laut einem Bericht wurde er gegen 6.00 Uhr morgens mit einer Makarow-Pistole siebenmal angeschossen. Rschizki sei auf der Stelle seinen Verletzungen erlegen. «Der Park war wegen des starken Regens menschenleer, sodass keine Zeugen Angaben machen oder den Schützen identifizieren konnten.» Am Dienstag vermeldete die Tass, dass ein 64-Jähriger Mann als Verdächtiger festgenommen worden sei.
Laut dem russischen Onlineportal Basa könnte der Mörder von Rschizki ihn mithilfe der Jogging-App Strawa verfolgt haben. Nach Angaben des Portals nutzte Rschizki Strawa und veröffentlichte regelmässig Berichte über seine Läufe. Er sei fast immer dieselbe Strecke gelaufen. «So hatte der Mörder keine Schwierigkeiten, einen geeigneten Ort für das Massaker zu finden», schreibt das Portal.
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Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) schreibt, dass das Motiv des Mordes zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definitiv bestimmt werden könne. Die Tat könnte jedoch «mit der anhaltenden Unzufriedenheit mit der Mobilisierung» zusammenhängen. Ein ähnlicher Fall ereignete sich im September 2022: Damals eröffnete ein 25-jähriger Russe in Ust-Ilimsk in Sibirien in einer Einberufungsstelle das Feuer und verletzte den Leiter des Rekrutierungsbüros schwer.
Militärblogger fordern härtere Gesetze
Verschiedene Militärblogger bezeichnen auf Telegram die Ermordung als «Terroranschlag». Ein russischer Blogger namens Kriegerkätzchen, der knapp 427’000 Abonnenten hat, spricht in einem Beitrag vom Montag von einer «Welle des Terrors»: «Feindliche Agenten und Banden treiben in Russland ihr Unwesen. Es wurde ein Terror gegen Russland entfesselt, an dem nicht nur die ukrainischen Sicherheitsdienste direkt beteiligt sind, sondern auch der Westen.»
Der Blogger bezieht sich in seinem Post auch auf die Morde an Darja Dugina, Tochter eines bekannten Putin-Unterstützers, im vergangenen August sowie an Militärblogger Wladlen Tatarski diesen April. Der Staat sorge sich nicht in ausreichendem Masse für die Sicherheit der Bürger, so der Blogger: «Wie kann man die Terrorwelle stoppen? Nur durch Gegenterror.» Russland brauche «strengere Sicherheitsmassnahmen» und «Brutalität im Umgang mit festgenommenen Straftätern».
Weiterer Tod von Militärbeamten
Rschizki ist nicht der einzige hochrangige russische Militärbeamte, der in den vergangenen Tagen starb: Am Dienstag wurde bekannt, dass der Generalleutnant Oleg Zokow am Montagabend bei einem Raketenangriff auf ein Hotel in der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Berdjansk getötet wurde. Nach Angaben des unabhängigen Portals iStories ist Zokow der siebte russische General, dessen Tod seit Beginn der Invasion in der Ukraine bestätigt wurde.
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