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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Russen zünden ein Dutzend Rekrutierungsbüros in einem Tag an

Mindestens zwölf Rekrutierungsbüros wurden in Brand gesetzt. Das Bild zeigt den Ausschnitt eines Videos aus Ulan-Ude, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien.
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Innerhalb von 24 Stunden wurden mindestens zwölf Rekrutierungsbüros in verschiedenen Regionen in Russland in Brand gesetzt. In fast allen Fällen wurden Molotowcocktails auf Gebäude geworfen, die danach teilweise Feuer fingen. Das berichten verschiedene lokale sowie auch unabhängige russische Medien.

In Sankt Petersburg hat etwa am Abend des 31. Juli ein 53-jähriger Mann mindestens zwei Molotowcocktails gegen die Tür des örtlichen Rekrutierungsgebäudes geworfen, wie die Onlinezeitung «Fontanka» berichtete. Gemäss dem Telegram-Kanal «Mash na Moike» versuchte der 53-Jährige danach, die Tore zum Innenhof des Gebäudes mit einem Fahrzeug zu rammen.

Auf einem Video des Vorfalls ist zu sehen, wie ein Mann die Brandcocktails wirft. Menschen auf dem Trottoir hielten an, jemand versuchte, ihn zu stoppen, einige machten Aufnahmen mit ihren Handys. 

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Der Mann wurde kurze Zeit später festgenommen. Laut «Fontanka» soll der 53-Jährige auf Telefonbetrüger reingefallen sein. So habe er erzählt, er sei am Telefon überzeugt worden, mehrere Kredite aufzunehmen. Zwei Wochen später habe ihn der angebliche Sicherheitsbeauftragte der Bank mit einem vermeintlichen FSB-Agenten verbunden. Dieser verlangte Hilfe bei der Aufklärung von angeblichem «Betrug unter Mitarbeitern des Wehrdienstamtes». Dazu musste er die Tür des Rekrutierungsbüros in Brand setzen, um die Angestellten abzulenken. Als Gegenzug für seine Hilfe wurde ihm ein Schulderlass versprochen.

Auch in der Stadt Moschaisk, 110 Kilometer westlich von Moskau, sollen Telefonbetrüger eine Frau dazu verleitet haben, bei einem Einberufungsamt Feuer zu legen. Laut den Telegram-Kanälen riefen angebliche Bankangestellte eine 45-jährige Frau an und verkündeten ihr, dass Personen versuchten, unter ihrem Namen einen Kredit aufzunehmen. Gemäss den Bankangestellten versteckten sich die Kriminellen im Einberufungsbüro. Um die Kreditaufnahme zu verhindern, sollte die 45-Jährige Benzin über die Fenster des Einberufungsbüros schütten.

Auch Minderjährige beteiligt

In Aginskoje, einer Stadt unweit der Grenze zur Mongolei, kam es zu einem ähnlichen Vorfall: Wie die lokale News-Website Chita.ru schreibt, habe ein eine 17-Jährige versucht, das Rekrutierungsbüro mit einem Molotowcocktail anzuzünden.

Zuvor sei die Jugendliche gemäss dem Portal von Telefonbetrügern davon überzeugt worden, dass sich ein Verräter im Einberufungsbüro befinde. Dieser wollte angeblich Daten über die Einwohner von Aginskoje, die am Krieg in der Ukraine beteiligt sind, an den ukrainischen Geheimdienst weiterleiten. Anschliessend sei sie zum Legen des Feuers angestiftet worden. 

Von Moskau bis nach Sibirien

Das Onlinenachrichtenportal «Baza» berichtete von einem Mann und einer Frau, die ebenfalls am 31. Juli einen Molotowcocktail auf ein Rekrutierungsgebäude in Ulan-Ude im südöstlichen Sibirien geworfen haben. Genauere Infos zum Fall sind nicht bekannt. Auf einem von «Baza» veröffentlichten Video sieht man, wie ein Mann zwei Brandflaschen aus der Tasche einer Frau nimmt und diese auf das Gebäude wirft.

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Einige russische Staatsmedien schreiben, dass ukrainische Betrüger die Personen zur Brandstiftung verleitet hätten. Zurzeit ist jedoch noch nicht klar, wer die angeblichen Telefonbetrüger sind und ob die Brandstifter und Brandstifterinnen tatsächlich unter deren Anweisungen gehandelt haben. 

In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Rekrutierungsbüros angezündet. Oftmals geschah dies aus Protest, etwa als Putin die Teilmobilisierung im vergangenen September verkündete. In anderen Fällen erzählten – mehrheitlich ältere – Brandstifter den Behörden ebenfalls, Opfer von Telefonbetrügern geworden zu sein. Die unabhängige russische Zeitung «Mediazone» berichtete von mindestens 16 Fällen im Zeitraum von August 2022 bis April 2023.  

«Grosse Angriffswelle»

BBC Russia zählte total seit dem 31. Juli 2023 sogar mindestens 17 Versuche, Feuer in militärischen Rekrutierungszentren zu legen. In einigen Fällen seien die Molotowcocktails nicht explodiert, so der Fernsehsender. Gemäss der russischen Zeitung «The Moscow Times» wurden viele der Festgenommenen wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung angeklagt. Diese wird in Russland mit einer Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis geahndet.

«Seit der Ankündigung der Mobilisierung im September 2022 hat es keine so grosse Angriffswelle auf militärische Melde- und Einberufungsämter gegeben», schreibt BBC Russia. Allerdings werden die Angriffe dieses Mal «offenbar nicht von Kriegsgegnern, sondern von Opfern von Telefonbetrügern verübt», so der Fernsehsender.