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64. Kriegstag in der Ukraine
Russen erreichen «begrenzte Gebietsgewinne»

Erneut zivile Objekte unter russischem Beschuss: Zerstörte Häuser nahe der Stadt Saporischschja.
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Würde es endlich gelingen, Menschen aus dem belagerten Mariupol herauszuholen, wo noch etwa 100’000 ausharren und kaum noch zu essen und trinken haben? Das war am Freitag die grosse Frage, bis zum Abend gab es keine Antwort. «Heute ist eine Operation geplant, um die Zivilisten aus dem Werk zu bekommen», hiess es am Morgen aus dem Büro von Präsident Wolodimir Selenski. Und er selbst, wie immer Zuversicht verbreitend in all dem Schrecken, teilte mit, er glaube, dass dies möglich sei mit der Hilfe der Vereinten Nationen.

Am Vortag war UNO-Generalsekretär António Guterres in Kiew. Er besichtigte einen zerstörten Vorort und traf Selenski. Bald danach schoss Russland Raketen auf die Hauptstadt, der als Friedensbotschafter reisende UNO-Chef war noch dort. Später meldete sich Selenski wie jede Nacht per Video und richtete Botschaften präzise dosiert an Adressaten von Washington bis Moskau, mit Lob, Dank und Verdammung.

«Wir brauchen auch die russische Seite, die ohne Zynismus an die Sache herangeht – und was sie sagt, tatsächlich umsetzt.»

Wolodimir Selenski

«Es war sehr wichtig, dass der UNO-Generalsekretär Borodjanka in der Region Kiew besuchte und mit eigenen Augen sah, was die russischen Besatzer dort anrichteten. Es besteht kein Zweifel daran, dass die russische Armee in der Ukraine die Grundlagen der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen Weltordnung mit Füssen getreten hat», sagte Selenski.

«Aber wir brauchen auch die russische Seite, die ohne Zynismus an die Sache herangeht – und was sie sagt, tatsächlich umsetzt.» Das liesse sich übersetzen in: Russen lügen, verachten Menschen, hätten aber in Mariupol die Chance, Positives in der von ihnen angerichteten Katastrophe zu tun.

Ukraine: «Verluste der Russen sind kolossal»

Und natürlich schickte Selenski Dank über den Atlantik. US-Präsident Joe Biden hat dafür gesorgt, dass die Ukraine mächtige Hilfe bekommt. Biden will weitere 33 Milliarden Dollar für Kiew beantragen. Dafür verabschiedete der US-Kongress eine neue Version des «Lend-Lease»-Gesetzes aus dem Zweiten Weltkrieg, die den Präsidenten bis 2023 ermächtigt, der Ukraine und anderen Staaten, die vom russischen Angriffskrieg betroffen sind, Militärausrüstung zu leihen oder zu verpachten.

«Wir müssen das tun», sagte Biden. Selenski dankte auch per Twitter: «Wir verteidigen gemeinsame Werte: Demokratie und Freiheit. Wir schätzen die Hilfe der USA.» Wie abgesprochen passte das zu Bidens Tweet: «Wir brauchen dieses Gesetz, um die Ukraine in ihrem Freiheitskampf zu unterstützen.»

Mitzuteilen, dass die Offensive der Russen im Osten den ukrainischen Streitkräften in den vergangenen Tagen schwere Verluste zufügte, überliess Selenski seinem Berater Olexi Arestowitsch. Auch der formulierte so, dass noch Zuversicht bleiben sollte, ja, schwere eigene Verluste – doch die der russischen Armee seien grösser: «Ihre Verluste sind kolossal.» Der britische Militärgeheimdienst bestätigte dies: «Die russischen Gebietsgewinne sind begrenzt und wurden unter erheblichen Kosten für die russischen Streitkräfte erzielt.»

Russen nehmen britische Helfer gefangen

Von relativer Ruhe an den Fronten berichtete die ukrainische Militärführung am Freitag nach den heftigen Kämpfen der vergangenen Tage. Russische Behörden berichteten, in der grenznahen Region Kursk sei von der Ukraine aus ein Kontrollposten beschossen worden. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax schoss Russland erstmals von einem U-Boot im Schwarzen Meer Kalibr-Lenkraketen ab.

Die britische Hilfsorganisation Presidium Network teilte mit, russisches Militär habe zwei ihrer freiwilligen britischen Helfer in der Ukraine gefangen genommen, und zwar am Montag an einem Kontrollposten südlich der Grossstadt Saporischschja. Die Männer seien unterwegs gewesen, um Lebensmittel und Medikamente zu verteilen und bei Evakuierungen zu helfen. Das britische Aussenministerium tue alles, um die beiden zu unterstützen und zu ermitteln, sagte die britische Handelsministerin Anne-Marie Trevelyan.