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Angst vor Putin
In Moldau stehen nur gerade 6000 Soldaten bereit

Antrag für Aufnahme in die EU gestellt: Moldaus Präsidentin Maia Sandu.
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In der Republik Moldau geht das Rätselraten um mehrere Anschläge in und um die Separatistenregion Transnistrien weiter. Anfang der Woche wurde das Gebäude der Staatssicherheit in dem prorussischen Landesteil, der sich vor dreissig Jahren politisch abgespalten hat, mit Granaten beschädigt, einen Tag später wurden zwei Sendemasten gesprengt. Wiederum einen Tag darauf soll ein im Norden Transnistriens gelegenes, riesiges Armeelager in Cobasna, in dem bis zu 20’000 Tonnen Munition vermutet werden, angegriffen worden sein. Mittlerweile heisst es aber aus der Region, dass der Beschuss nicht Cobasna, sondern nur ein Ziel in der wenige Kilometer entfernten Ukraine getroffen habe.

Wer auch immer eine Verunsicherung mit diesen Attacken auslösen wollte, hat sein Ziel erreicht: Nicht nur in der von Russland dominierten und von ihm abhängigen selbst ernannten «Transnistrischen Moldauischen Republik» wächst die Sorge, in den Krieg Russlands gegen die Ukraine hineingezogen zu werden.

Auch in der Republik Moldau nimmt die Verunsicherung zu. Aus Tiraspol, der Hauptstadt der Separatisten, wird gemeldet, dass alle Männer im wehrfähigen Alter die Region nicht verlassen dürften; gleichzeitig betont Witali Ignatjew, «Aussenminister» der völkerrechtlich nicht einmal von Moskau anerkannten «Transnistrischen Republik», gegenüber internationalen Medien, man setze sich «ausschliesslich für den Frieden und die Sicherheit aller Menschen ein, die in Transnistrien leben». Die Armee sei «defensiv ausgerichtet», es gebe «keinerlei Angriffspläne», gegen niemanden.

Kleiner als die Schweiz

Im Möchtegernstaat, der sich offiziell nach der Anerkennung durch Russland sehnt, aber sich zugleich ökonomisch zunehmend nach Europa orientiert, haben viele Bürger Angst vor dem Krieg in unmittelbarer Nähe. Gemäss unbestätigten Berichten aus Tiraspol sollen sich Autoschlangen an den Übergängen nach Moldau stauen. In der Hauptstadt Chisinau ist man mindestens ebenso beunruhigt darüber, dass sich aus ungeklärten Anschlägen der vergangenen Tage, die mal ukrainischen Saboteuren, mal dem russischen Geheimdienst, mal aber auch transnistrischen Kräften selbst zugeschrieben werden, eine Spirale der Gewalt entwickeln könnte.

Moldau ist eine ehemalige Sowjetrepublik mit gut zweieinhalb Millionen Einwohnern. Mittlerweile hat das Land, das um ein Viertel kleiner ist als die Schweiz, eine enge Bindung an Rumänien. Vor wenigen Wochen stellte Moldau einen Aufnahmeantrag bei der EU und gilt als ein mögliches Ziel russischer Aggression. Allerdings gilt es angesichts der aktuellen militärischen Lage als unwahrscheinlich, dass die russische Armee einen Angriff auf Moldau versuchen könnte.

EU zeigt sich solidarisch

Die Regierung Moldaus, das nicht der Nato angehört, hat sich dennoch besorgt darüber geäussert, dass man nur über 6000 Soldaten und eine extrem schlecht ausgerüstete Armee verfüge, die das Land nicht verteidigen könne. Berichte darüber, dass Rumänien Militärkonvois an die moldauische Grenze schicke, wurden zurückgewiesen.

Mittlerweile hat auch die EU zu einer drohenden Eskalation in Moldau Stellung bezogen. Brüssel forderte alle beteiligten Parteien auf, Zurückhaltung zu zeigen. EU-Chefdiplomat Josep Borrell nannte die jüngsten Ereignisse in Transnistrien «schädlich für Sicherheit und Stabilität». Die EU, so der Vizekommissionschef, sei solidarisch mit Moldau und ihrem Anspruch auf Souveränität und territoriale Integrität.

Beteiligt sich an Sanktionen gegen Moskau

In Chisinau wird das als deutliches Signal an Russland gelesen, wo zuletzt ein ranghoher Militär über einen Landkorridor und damit eine mögliche Ausweitung des Konflikts bis nach Transnistrien spekuliert hatte. 

Auch wenn Moldaus Regierung versucht, die Spannungen zu vermindern, gehen die Bemühungen um eine Annäherung an die EU weiter. So hat sich Chisinau angeblich entschlossen, die EU-Sanktionen gegen Moskau demonstrativ mitzutragen.