Respektlose Rüpel in JapanWeil Touristen Geishas bedrängen, greift Kyoto durch
Touristen kommen den japanischen Nationalsymbolen zu nahe. Nun wird der Stadtrat von Kyoto aktiv: Der Zugang in die engen Gassen der Geisha-Heimat wird eingeschränkt.
![KYOTO, JAPAN - JANUARY 7: Maiko and Geiko (Japanese traditional dancers) walk in front of amateur photographer after a New Year's ceremony at Gion Kobu Kaburenjo on January 7, 2006 in Kyoto, Japan. The ancient city Kyoto attracts the largest number of visitors in Japan and the number of visitors to Kyoto has been increasing every year. (Photo by Koichi Kamoshida/Getty Images)](https://cdn.unitycms.io/images/7TysMry_44z9HYmOwl4D4T.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=zP6g3OVBbGo)
Viele Touristen in Kyotos Geisha-Viertel benehmen sich immer wieder daneben. Jetzt hat die Stadt den Zutritt in den Tourismus-Hotspot mit Verbotsschildern eingeschränkt. «Wir werden Touristen ab April auffordern, sich aus engen privaten Strassen fernzuhalten», sagte Isokazu Ota vom Stadtrat der Nachrichtenagentur AFP im Vorfeld mit Blick auf das Geisha-Viertel Gion. «Wir möchten das nicht tun, aber wir wissen nicht mehr weiter.»
Der Vertreter des Stadtrats führte aus, Touristengruppen benähmen sich in Gion oft «wie Paparazzi», wenn Geishas in nur ein bis zwei Meter breiten Strassen auftauchten. 2019 waren deshalb bereits Schilder mit der Aufschrift «Fotografieren in Privatstrassen verboten» aufgestellt worden, und ein Bussgeld von 10’000 Yen (60 Franken) wurde eingeführt. Künftig sollen Schilder den Zugang zu den kleinen Strässchen vollständig untersagen.
Kyoto wird jedes Jahr von rund 40 Millionen Touristinnen und Touristen besucht, die historischen Gassen und Viertel der Stadt verkörpern die Geschichte Japans wie kaum ein zweiter Ort. In Gion gehen die Geishas, Japans traditionelle Unterhaltungskünstlerinnen, ihrem jahrhundertealten Beruf nach.
![People walk along a street in Gion area, Kyoto, western Japan on Sept. 7, 2022. Japan’s ancient capital of Kyoto, long a popular destination for tourists, will be closing off some private-property alleys in its famous geisha district, as complaints grow about misbehaving visitors. (Kyodo News via AP)](https://cdn.unitycms.io/images/0pwovsPfa0cAmC3tmlD0Ta.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=Khr8xk9SfII)
Es gibt immer noch das weitverbreitete Missverständnis, Geishas seien Prostituierte. Sie sind jedoch hoch qualifizierte Unterhalterinnen, die im traditionellen japanischen Tanz ausgebildet sind, musizieren und ihre Gäste mit Spielen und Erzählungen unterhalten. Sie gelten als der Inbegriff und Symbol der japanischen Kultur.
Die Bewohnerinnen und Bewohner klagen schon lange, dass Touristen sich oft respektlos verhielten. Im Dezember hatte der Bezirksrat von Gion die Stadt Kyoto schliesslich aufgefordert, sich um das Problem zu kümmern, und betont, dass das Viertel «kein Freizeitpark» sei.
![Sitting in a rickshaw Toshisuzu (L) arrives on stage before performing a dance at the Aichi World Expo in Nagakute, near Nagoya in central Japan, Tuesday 07 June 2005. Two Maiko (apprentice geisha) coming from Kyoto toured the Expo site 07 June as representative of traditional Japanese form of hospitality to promote international exchange at Expo 2005. (KEYSTONE/EPA/FRANCK ROBICHON)](https://cdn.unitycms.io/images/0rdsZI0_qPjBjKL7b9YNIp.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=PcUdky0ncNY)
Ein Bezirksratsmitglied hatte japanischen Medien etwa geschildert, dass jemand am Kimono einer «Maiko», also einer Geisha-Auszubildenden, gezogen habe und einer anderen Geisha ein Zigarettenstummel in den Ausschnitt geworfen worden sei.
Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen boomt der Tourismus in Japan wieder. Nicht nur Kyotos Altstadt, sondern auch andere Touristenattraktionen im Land leiden unter einem grossen Ansturm. Auf dem Berg Fuji wird diesen Sommer für den beliebtesten Wanderweg ein Nutzungsentgelt eingeführt, um die Besucherzahlen zu begrenzen.
AFP/fem
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